Landeshauptstadt: Weiter unter Spannung
Marquardter Bürger diskutierten mit dem Bergbauamt über die Freileitungspläne von EonEdis
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Marquardt - Nun ist es amtlich: Der Stromkonzern EonEdis plant, die Hochspannungsfreileitung in Marquardt an den unmittelbaren Ortsrand zu verlegen. Das teilte das Landesbergbauamt auf der Ortsbeiratssitzung am Dienstag mit. Den entsprechenden Antrag auf Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens habe der Konzern bereits am 5. Dezember eingereicht, wie Klaus Freytag, Präsident des Bergbauamtes, sagte. Die genauen Pläne würden nun öffentlich ausgelegt. Innerhalb der vorgeschriebenen Frist könnten die Bürger Einwendungen gegen die geplanten Baumaßnahmen erheben.
Zu der Ortsbeiratssitzung waren Marquardter Einwohner zahlreich in der Kulturscheune erschienen. Viele von ihnen forderten nachdrücklich den Verzicht auf die Pläne des Stromkonzerns. Nicht länger wollten sie die Freileitung im Ort akzeptieren, so der Tenor der Wortmeldungen. Die von EonEdis geplante Erneuerung der Hochspannungsleitung müsse als Chance begriffen werden, die seit 76 Jahren mitten durch den Ort führende Trasse nicht nur – wie jetzt geplant – zwischen die letzten Häuser und die Bahngleise zu verlegen, sondern komplett aus dem Ort zu verbannen.
Nach den Vorstellungen der Marquardter Bürgerinitiative „Freileitung raus!“ könnte die Hochspannungsleitung zwischen den Bahngleisen und der B 273 neu gebaut werden. Auch die Stadtverwaltung unterstützt diese Variante. Auf der Ortsbeiratssitzung stritten die Bürger mit Bergbauamtspräsident Freytag leidenschaftlich darüber, ob das Vorhaben als Rekonstruktion oder Neubau einzustufen sei. Da der Stromkonzern den Bau höherer Masten und den Einsatz stärkerer Seile plane, sei nicht von einer Rekonstruktion, sondern von einem Neubau auszugehen, so die Argumentation vieler Bürger. Einige zogen auch Vergleiche mit Wohnhäusern: Wer ein Haus abreiße und dann ein größeres baue, müsse schließlich eine komplette neue Baugenehmigung beantragen. Amtspräsident Freytag machte hingegen deutlich, dass es sich nach Auffassung seiner Behörde nicht um einen Neubau, sondern um die Rekonstruktion der bestehenden Freileitung handele. Dementsprechend müssten auch nicht die für einen Neubau geltenden Regularien eingehalten werden, insbesondere sei es nicht erforderlich, nach möglichen Alternativtrassen zu suchen.
EonEdis hatte eine Teilnahme an der Veranstaltung bereits im Vorfeld abgelehnt. Auf PNN-Anfrage teilte Unternehmenssprecher Horst Jordan mit, man habe „in den zurückliegenden Monaten sehr intensiv den Dialog mit den Bürgern vor Ort“ gesucht und konzentriere sich nun auf das Planfeststellungsverfahren. Jordan zeigte sich aber verhandlungsbereit: Wenn die Stadt den von der Bürgerinitiative geforderten Trassenverlauf unterstützen wolle, dann möge sie dem Stromkonzern einen Vorschlag für eine vertragliche Regelung unterbreiten. Bei einer Kostenbeteiligung der Stadt könne man der Außerortsvariante möglicherweise doch näher treten. Holger Catenhusen
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