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Landeshauptstadt: Weitere Oberschulen vor dem Aus

Anmeldezahlen in Potsdam bestätigen Trend vergangener Jahre / Gymnasien und Gesamtschulen gefragt

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Das Vertrauen der Potsdamer Schüler und Eltern in die Schulform „Oberschule“ ist zerrüttet. Nachdem im vergangenen Jahr beschlossen wurde, dass zwei der acht Oberschulen in der Stadt aufgrund zu geringer Schülerzahlen im Sommer schließen sollen, werden wahrscheinlich zwei weitere Oberschulen im August ihre Türen nicht mehr öffnen. Denn erneut hat sich der Großteil der Sechstklässler für das kommende Schuljahr um einen Platz an einer der fünf Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe oder einem der vier städtischen Gymnasien angemeldet. Der Trend aus den Vorjahren hält somit an: Nur etwa jeder fünfte Potsdamer Schüler wechselt von der Grundschule auf die Oberschule.

Daher stehen in diesem Jahr neben den fest stehenden Schließungen der Oberschulen „Marie Curie“ Am Schlaatz und „Rosa Luxemburg“ (wird künftig Grundschule) auch die „Waldschule“ Groß Glienicke sowie die „Carl-Friedrich-Benz“-Oberschule an den Ravensbergen vor dem Aus. Die Kritik aus den Oberschulen angesichts der Lage richtet sich vor allem gegen die Bildungspolitik des Landes und die Schulentwicklungsplanung der Stadt. Unterstützung erhielten die Oberschulen von Potsdams CDU-FGraktionschef Steeven Bretz. „Das Gesetz ist gut für das Land, aber es ist nicht glücklich für die Stadt Potsdam“, so Bretz gegenüber den PNN. Er machte die Schulentwicklungsplanung der Stadt für das Sterben der Oberschulen direkt nach der Einführung vor zwei Jahren mitverantwortlich. „Ich bin nicht glücklich darüber, wie wir in Potsdam Schulentwicklung begreifen“, so Bretz. Die Stadt würde sich nur von einer Schließung zur nächsten hangeln, ohne für einzelne sozialraumorientierte Standorte Prioritäten festzulegen und sie gezielt mit Investitionen auszubauen.

Der SPD-Fraktionschef Mike Schubert erklärte, ob es in der Stadt mehr Oberschulen oder Gesamtschulen gebe, richte sich nach dem Elternwillen und nicht nach den Vorgaben der Stadt. „Die Eltern entscheiden dabei in erster Linie nach pädagogischen Konzepten“, so Schubert. Von einer Privilegierung der Gesamtschulen durch die Stadt könne keine Rede sein. Er verteidigte die Reduzierung der Klassenzüge an den Gesamtschulen: „Ohne diesen steuernden Eingriff hätten wir wohl noch mehr Oberschulen schließen müssen.“ Das Land hatte zuletzt einen Maßnahmekatalog beschlossen, nachdem die Oberschulstandorte in den nächsten Jahren 19 Millionen Euro erhalten sollen. An den Potsdamer Schulen herrscht aber offenbar inzwischen eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei den Anmeldungen. Während die beiden Gymnasien „Helmholtz“ und „Humboldt“ deutlich mehr Bewerber als Plätze haben, müssen die beiden anderen Gymnasien auf Zuweisungen durch das staatliche Schulamt Brandenburg warten, um ihre Klassen komplett füllen zu können. Gleiches Prozedere wird für die Gesamtschulen erwartet: Während „Voltaire“, „Lenné“ und „Steuben“ bereits per Erstwunsch gefüllt sind, wartet die „Goethe“-Schule auf Zweitwünsche und Zuweisungen. Zudem werden teilweise noch die Schüler aus Potsdam-Mittelmark erwartet. In den vergangenen Jahren gab es eine Übergangsquote aus den Grundschulen in weiterführende Schulen von mehr als 130 Prozent – pro einhundert Schülern aus Potsdamer Grundschulen kamen mehr als 30 Grundschüler aus dem Umland.

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