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Von Erhart Hohenstein: Weiteres Jahr ohne Lepsiushaus

Innenausbau verschoben: Auch 2008 gab es keine Fördermittel für die Erinnerungs- und Gedenkstätte

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Nauener Vorstadt - Auch im zu Ende gehenden Jahr hat der Verein Lepsius-Haus Potsdam bisher keinen Cent der vom Bund zugesagten Fördermittel erhalten. Darüber informierte Geschäftsführer Peter Leinemann am Sonnabend im Tagungshaus „BlauArt" auf einer Mitgliederversammlung, die mit einem Symposium zum 150. Geburtstag des Theologen Johannes Lepsius verbunden war.

Auch bei kurzfristiger Freigabe der Zahlungen kann der etwa 560 000 Euro teure Innenausbau der Villa am Pfingstberg zur Erinnerungs- und Begegnungsstätte also erst 2009 beginnen und frühestens Ende des Jahres eine Teilnutzung ermöglichen. Das gesamte Projekt soll 2011 abgeschlossen werden; ursprünglich war dies für Mitte 2006 angekündigt worden.

Als falsch bezeichnete gegenüber PNN der Vereinsvorsitzende, Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz, dass gegen Lepsius erhobene und von der Linkspartei unterstützte Vorwürfe der Demokratiefeindlichkeit und des Antisemitismus zu einer Überprüfung der Förderung geführt hätten. Der im September gefasste Förderbeschluss des Bundestages stelle ein eindeutiges Bekenntnis zu Lepsius dar, der sich ab Ende des 19. Jahrhunderts für die in der Türkei verfolgten christlichen Armenier eingesetzt und ein Hilfswerk aufgebaut hatte. Völlig aus der Luft gegriffen seien Gerüchte über Streitigkeiten zwischen dem Verein und den Nachfahren des Theologen. Dies gehe schon daraus hervor, dass mit Prof. Dr. Manfred Aschke ein Enkel von Lepsius dem Vereinsvorstand angehört. Zum Abschluss der Tagung übergab Helga Hahn als Tochter des Caputher Malers Magnus Zeller, der ein Neffe von Lepsius war, zudem als Dauerleihgabe zwei Gemälde ihres Vaters. Die Porträts des im Hilfswerk des Theologen tätigen Armeniers Levon Aghajan und der Lepsius-Tochter Veronika, damals sechs Jahre alt, sollen in der Gedenkstätte ihren Platz finden. Die heute 99-jährige, in Australien lebende Veronika Pratt, geb. Lepsius, sandte der Tagung einen Gruß.

Wie Geschäftsführer Leinemann berichtete, war die Freigabe der in den Bundeshaushalt eingestellten Fördergelder zunächst daran gescheitert, dass der Verein den geforderten Eigenanteil nicht aufbringen konnte. Dafür sei dann die Stadt Potsdam eingesprungen. Nach Entsperrung der Mittel im September 2008 betraute Kulturstaatsminister Bernd Neumann das Bundesverwaltungsamt mit der weiteren Abwicklung. Das Amt habe aber eine nochmalige Antwort auf „all die Fragen verlangt, die wir zuvor bereits geklärt hatten“, beklagte Leinemann. Damit sei die Vereinsgeschäftsführung bis zum 12. Dezember beschäftigt gewesen.

Aus der Sicht des wissenschaftlichen Kopfes des Vereins, des Hallenser Theologen Prof. Dr. Hermann Goltz, hat die „Bundesbürokratie" auch die zum 150. Geburtstag von Lepsius geplante mehrtägige Konferenz verhindert. Mangels finanzieller Förderung habe man sich auf das halbtägige Symposium beschränken müssen. Dort gab es Vorträge von Hans-Lukas Kieser, Uni Zürich, über „religiöse und politische Voraussetzungen für das Lebenswerk von Johannes Lepsius" und Prof. Levon Chookaszian, Universität Jerewan, zur Kultur-und Kunstgeschichte Armeniens. Prof. Goltz berichtete über eine Fotosafari auf den Spuren des armenischen Hilfswerks von Lepsius.

Wenn endlich die Fördermittel fließen, kommt ein Teil auch dem Programm des Vereins zugute. Allerdings wird dieser Geldsegen nur wenige Jahre andauern. Ab 2012 soll die Gedenkstätte Lepsiushaus finanziell auf eigenen Füßen stehen. Als Modell dafür favorisiert Geschäftsführer Leinemann eine Stiftung, die über ein Stammkapital von 2 bis 2,5 Millionen Euro verfügen müsste.

Erhart Hohenstein

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