Landeshauptstadt: Weiterhin positiv denken
Am Donnerstagabend fand im Nikolaisaal die 6. Aids-Gala mit buntem Programm statt
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Innenstadt - Der Zeiger des Glücksrads auf der Bühne im Nikolaisaal dreht sich und bleibt auf einem Herz stehen. Daraufhin zieht Moderatorin Milka Loff Fernandes eine Karte und liest die darauf stehende Frage vor: Warum ist die Farbe der Aids-Schleife rot? Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) denkt kurz nach und gibt dann die Antwort: Weil rot die Farbe der Hoffnung ist. Netter Versuch, nur leider falsch. Die Aids-Schleife, Zeichen der Solidarität mit HIV-infizierten Menschen und anlässlich des Welt-Aids-Tages derzeit wieder häufiger im Stadtbild zu sehen, ist rot wie Blut.
Dass Jann Jakobs bei dem kleinen Glücksradspiel im Rahmen der 6. Potsdamer Aids-Gala am Donnerstagabend die rote Aids-Schleife mit dem Begriff der Hoffnung assoziierte, mag vielleicht unterbewusst ein Ausdruck der Enttäuschung gewesen sein. Etwa 250 Besucher fanden sich zu der Veranstaltung ein – eine Zahl, die für Jakobs nicht zufriedenstellend war, wie er am Rande der Veranstaltung zugab. Als langjähriger Schirmherr des Events hielt er neben der brandenburgischen Gesundheitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) die Eröffnungsansprache. Noch im Vorfeld der Veranstaltung hatte er gehofft, dass die Gala mit ihrem bunten Programm und Künstlern wie der Opernsängerin Christine Wolf oder der Rock-Gruppe Major J’s Band wesentlich mehr Menschen locken würde. „Ich fand die Show jedenfalls sehr kurzweilig, spannend und abwechslungsreich“, sagte Jakobs beim anschließenden Gala-Buffet im Foyer des Nikolaisaals. Besonders habe ihm der Auftritt des Pitch Pipe Projects gefallen. Die fünfköpfige Vokalistengruppe, von Moderatorin Milka als Boygroup angekündigt, begeisterte die Gäste mit insgesamt drei Songs, die wie eine musikalische Mischung aus den Comedian Harmonists und den Prinzen klangen. „Die sehen unscheinbar aus, machen aber ein unglaubliches Programm“, so Jakobs.
Dass trotz der vielen Künstler aus so verschiedenen Bereichen wie Klassik, Pop, Rock und Kleinkunst dennoch weniger Gäste kamen als erhofft, erklärte sich der Oberbürgermeister damit, dass in der Öffentlichkeit vielleicht das Vorurteil vorherrsche, eine Aids-Gala sei im Duktus des erhobenen Zeigefingers gehalten und dadurch per se langweilig. „Vielleicht sollte darüber nachgedacht werden, künftig mehr Personen mit Öffentlichkeit für die Veranstaltung zu gewinnen“, sagte Jakobs. Zugleich kündigte er an, dass zur Vorbereitung der nächsten Aids-Gala im kommenden Jahr ein Kuratorium gebildet werden soll. Dieses wird sich dann intensiver um die Vorbereitung und Organisation der Veranstaltung kümmern.
Auf eine solche Unterstützung hofft auch Hortense Lademann von der Aids-Hilfe Potsdam. Die Vorbereitung der Veranstaltung nahm sie und ihre zahlreichen ehrenamtlichen Helfer mehrere Wochen in Anspruch – neben der Beratungstätigkeit des Vereins und den für Anfang November angesetzten Umzug in die neuen Vereinsräume eine zusätzliche Mehrarbeit. Davon hatte sich Lademann nicht nur öffentliche Aufmerksamkeit sondern auch möglichst hohe Einnahmen für ihren Verein erhofft. Nach der Spendenaktion am Donnerstag in der Fußgängerzone der Brandenburger Straße und den Gala-Erlösen aus Kartenverkauf, Tombola und Saalspenden beläuft sich die Summe nun auf insgesamt 4 106 Euro. 906 Euro aus den Straßenspenden kommen einer Krankenstation in dem mittelamerikanischen Land Belize zugute, die von dem Potsdamer Oberarzt Wolfgang Güthoff aufgebaut wurde. Mit dem Geld soll ein Spezialgerät zur Bestimmung von Helferzellen im Blut gekauft werden. Die restlichen 3 200 Euro gehen direkt an die Aids-Hilfe Potsdam.
Trotz einer eher nüchternen Bilanz zeigt sich Hortense Lademann optimistisch, was die Zukunft der Gala betrifft. „Wir sind an einer Weiterführung auf jeden Fall interessiert. Es wollen sich viele Menschen mit neuen Ideen und Anregungen einbringen“, sagte sie einen Tag nach der Gala. Künftig wolle man sich verstärkt an ein jüngeres Publikum wenden. Diesem Vorsatz stimmte auch Jann Jakobs zu. „Aufklärungsarbeit ist eine fortwährende Aufgabe, denn offensichtlich werden HIV und Aids aufgrund der Fortschritte bei der Behandlung nicht mehr als wirkliche Bedrohung erlebt“, sagte er.
Moderatorin Milka Loff Fernandes sprach am Ende der Gala trotz aller kritischen Stimmen dennoch von einem gelungenen Abend. „Es war eine sehr intime Veranstaltung, die mir viel Spaß gemacht hat.“ Beim Aftershow-Programm mit Breakdance-Einlagen der Gruppe Rockin’ Skillz gab es für sie einen weiteren Grund zur Freude: Bei der Tombola gewann sie eine Ballonfahrt über Potsdam.
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