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Landeshauptstadt: Welche Schule für das Kind?

Nachfragen, Hospitieren, Mitsprechen, rät Elternvertreter Andreas Menzel

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Im Dezember müssen in Potsdam die künftigen Schulanfänger angemeldet werden. Was es dabei zu beachten gilt, erklärt Andreas Menzel. Der Vater von drei Kindern, von denen zwei schon die Schule verlassen haben, sitzt seit sechs Jahren im Landeselternrat, seit zwei Jahren ist er Brandenburgs Vertreter im Bundeselternrat.

Herr Menzel, in Potsdam gibt es 20 städtische und zwei Grundschulen in freier Trägerschaft. Woher wissen Eltern, welche für ihr Kind die richtige ist?

Was ist denn eine gute Schule, wie definiere ich guten Unterricht? Es hat einmal jemand gesagt, am Ende ist fast alles egal, was uns Eltern wichtig scheint, Hauptsache das Gehirn der Kinder wird beansprucht, die Synapsen werden bewegt. Wichtig ist, dass die Grundkompetenzen, Sprachen, Lesen, Schreiben, Rechnen, erlernt werden. Kinder sind Gott sei Dank oder leider sehr anpassungsfähig, bleibt ihr Potenzial allerdings ungenutzt, ist das eine große vertane Chance.

Nun müssen die Eltern eine Entscheidung für oder gegen eine Grundschule treffen. Wie informieren sie sich am besten?

Jede Schule veranstaltet regelmäßig einen Tag der offenen Tür, den sollte man unbedingt nutzen. Außerdem kann man im Profil vieler Schulen im Internet und auf dem Bildungsserver des brandenburgischen Bildungsministeriums die von qualifizierten Pädagogen erstellten Visitationsberichte anschauen. Dort finde ich alles, von den baulichen Voraussetzungen bis zur Schulstruktur, den präferierten Unterrichtsmethoden, der Zusammensetzung von Schülern und Lehrerkollegium, auch Ergebnisse von Vergleichsarbeiten. Die Veröffentlichung dieser Berichte geschieht bisher auf freiwilliger Basis, wenn eine Schule das nicht tut, kann man sich natürlich fragen, warum nicht.

Was halten Sie davon, im Unterricht zu hospitieren?

Ich kann dazu nur raten. Man bekommt einen Eindruck, ob die Kinder rege und interessiert am Unterrichtsgeschehen teilnehmen oder sich langweilen. Beim eigenen Kind hat man, nach Anmeldung, das Recht auf Hospitation, vor der Einschulung bieten das nur einige Schulen an, zum Beispiel die Montessorischule.

Der Trend geht dahin, die Kinder immer früher einzuschulen. In Ausnahmefällen können Kinder aufgenommen werden, die bis zum 1. August des folgenden Kalenderjahres das sechste Lebensjahr vollenden. Können Sie dazu raten?

Aber ja, warum nicht. Wenn die Schule auf flexible Anfänge eingerichtet ist, das Kind es will und körperlich dazu in der Lage ist, ist das bestimmt ein Gewinn für das Kind. Ist die Klasse übervoll, die Schule nicht darauf vorbereitet, eher nein.

Stichwort hochbegabte Kinder: Wohin wenden Eltern sich am besten, wenn sie vermuten, dass ihr Kind betroffen ist?

Eine Schuluntersuchung erkennt eher Handicaps, Begabungen kaum, das ist auch nicht Sinn der Sache. In Potsdam können sich Eltern an die Priesterweg–Grundschule und an das Humboldt-Gymnasium wenden, wo man beraten wird und standardisierte Tests durchgeführt werden. Auch im Internet gibt es Foren und Vereine, die weiterhelfen.

Was sollen Eltern tun, wenn sie Förderbedarf vermuten?

Förderbedarfsermittlungen laufen in der Regel nur auf Antrag der Eltern. Leider dauert so ein Prozess in Einzelfällen sehr lange. Die Bitte, das Kind im Unterricht von einer ausgebildeten Sonderpädagogin anschauen zu lassen, sollte immer möglich sein.

Viele Eltern scheuen sich vor einem Schulwechsel, auch wenn es an der Schule für ihr Kind Probleme gibt. Würden Sie dazu raten?

Wenn es gravierende Probleme gibt, ist ein schneller Schulwechsel, auch wenn es sich schwierig gestalten sollte, fast immer die besserer Alternative.

Herr Menzel, Sie sind seit Jahren in Elterngremien aktiv. Was kann man erreichen, wo sind Grenzen?

Das Mitspracherecht der Eltern wird meines Erachtens zu selten wahrgenommen, dabei kann man vieles erreichen. Wir haben zum Beispiel in Groß Glienicke ein Bürgerbegehren initiiert, infolge dessen die Grundschule eine neue Einfeld-Turnhalle bekommen hat. Die Mitwirkungsrechte sind im Gesetz eigentlich gut geregelt, man muss sie natürlich nutzen.

Die Fragen stellte Steffi Pyanoe

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