Landeshauptstadt: Welcome to Iron Hut City
Tom Hanks’ Trabi-Fahrt durch Eisenhüttenstadt war auch eine kostenlose Touristenwerbung
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Nein, Tom Hanks hat mit seiner Trabi-Fahrt durch Eisenhüttenstadt Ende Mai keinen Massenansturm auf den Ort an der Oder zwischen Frankfurt und Neuzelle ausgelöst. Aber immerhin registrieren die Touristiker eine „verstärkte Nachfrage“ nach Prospekten und Stadtführungen. Irgend etwas muss ja an „Iron Hut City“, wie der Oscar-Preisträger den Namen der Stadt etwas frei übersetzte, dran sein. Schließlich nutzte er schon zum zweiten Mal eine Pause in einem Filmdreh in Berlin für einen Abstecher in den rund 30 000 Einwohner zählenden Ort, dessen Silhouette vom Hochofen und den großen Hallen des Stahlwerks dominiert wird.
Es gibt noch keinen „Rundgang auf Tom Hanks’ Spuren“, der Tourismusverein in der Lindenallee 25 verteilt nur einen Flyer für einen individuellen Spaziergang durch das Zentrum mit seinen Bauten aus den 1950er und 1960er Jahren. Da kann sich dann unterwegs jeder seine eigenen Gedanken machen, ob denn der Star mit seinen Erklärungen in der Talkshow von David Letterman recht hatte: „Hier wollten die Kommunisten ab 1953 zeigen, wie schön das Leben im Kommunismus ist“, hatte Hanks auf die Frage nach den Besonderheiten dieser Stadt geantwortet.
Auf jeden Fall sollte die neue Siedlung am großen Industriewerk schön grün sein, kulturell und auch gastronomisch etwas bieten. Vielleicht wirkt deshalb das Friedrich-Wolf-Theater mit seinen Säulen in der Hauptgeschäftsstraße wie ein Tempel. Während in anderen ostdeutschen Städten die Kulturhäuser längst abgerissen, umgebaut oder sich selbst überlassen sind, lieben die Eisenhüttenstädter ihr Haus, in dem vorwiegend die leichte Muse gastiert.
Ein ebenso markantes Gebäude stellt die einstige Großgaststätte „Aktivist“ dar. Bis heute erzählen alte Eisenhüttenstädter von ausgiebigen und langen Feiern. Man verdiente schließlich in der Schwerindustrie überdurchschnittlich gut. Zum Glück hat die Wohnungsbaugenossenschaft das nach der Wende erheblich beschädigte Haus wieder hergerichtet und sogar den Namen der alten Kultgaststätte übernommen: „Bierschwemme“.
Informationen bietet zu alledem das „Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR“, das in eine ehemalige „Kinderkombination“ an der Erich-Weinert-Allee eingezogen ist. Der Name Kinderkombination ist dabei nicht wörtlich zu nehmen. Es handelte sich um einen Kindergarten mitsamt Kinderkrippe unter einem Dach. Schauspieler Tom Hanks soll sich in dem Eisenhüttenstädter Museum erstaunlich lange aufgehalten haben. Ste.
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