Landeshauptstadt: Wellness-Grotte mit Salz aus Pakistan und dem Toten Meer
In der Stadt Brandenburg eröffnete eine künstliche Salz-Höhle zur Entspannung – Mediziner reagieren zurückhaltend
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Brandenburg (Havel) - Auf den ersten Blick erinnert das zur Salzgrotte umgebaute Kellergewölbe in der Innenstadt von Brandenburg an der Havel an die Kulisse eines Märchenfilms: Tonnenschwere bunte Salzgebilde erheben sich über den Köpfen der Besucher, die auf Liegen entspannen können, am Boden wechseln die Farben der Lichter. Salziger Nebel zieht auf und Meeresrauschen erfüllt die Luft.
Kaum größer als eine Zwei-Zimmer-Wohnung ist die Wellness-Grotte, die Michael Fengler gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin im Februar eröffnet hat. Dafür ließ der ehemalige Handwerksmeister nach eigenen Angaben 15 Tonnen Steinsalz aus dem pakistanischen Punjab-Gebirge nach Brandenburg verfrachten. Weitere sechs Tonnen Salz für den Boden der Grotte seien aus dem Himalaya geordert worden, das Salz für den Nebel stamme vom Toten Meer.
Mittels einer Solvernebelungsmaschine und Ultraschall werde das Salz zu samtfeinem und trockenem Nebel zerstäubt, der bis in die tiefsten Lungenschichten gelangen soll, wie Fengler erklärt. Dort entfalte das Salz seine schleimlösende und entzündungshemmende Wirkung. Wem die salzige Kulisse zu eintönig ist, der kann über Kopfhörer ein musikalisches Zusatzprogramm wählen. Eine 45-minütige Behandlung sei „wie eine zweitägige Reise an die Nordsee“, beschreibt Fengler den Effekt.
Mit seinem Angebot liegt der 48-jährige Brandenburger an der Spitze eines Trends. Bundesweit eröffnen immer mehr künstliche Salzgrotten, in Brandenburg gibt es bereits zwei. Vor allem für Menschen mit Asthma, Bronchitis, Bluthochdruck und dermatologischen Erkrankungen versprechen die Anbieter Linderung. Bei der Kundschaft - vor allem bei gesundheitsbewussten Menschen aus der Generation 50 plus - komme die Offerte gut an, sagt Michael Fengler. Derzeit sei eine Sitzung in der Grotte nur noch mit Voranmeldung möglich. Mehrere hundert Besucher hätten die meditative Grottentour in Brandenburg bereits belegt, für sie habe der Ausflug auch einen heilenden Effekt, verspricht Fengler.
Ärzte stellen die Wirksamkeit der neuen Wellnesstempel nicht gänzlich in Abrede. Getreu dem Mediziner-Motto „Wer heilt, hat recht“ zähle alleine der Wohlfühleffekt, sagt etwa Susanne Pelzer, Fachärztin für Pneumologie der Lungenklinik in Sommerfeld im Landkreis Oberhavel. „Wenn sich jemand nach einer Sitzung in der Salzgrotte besser fühlt, hat die Methode ihre Existenzberechtigung.“ Zugleich zieht die Lungenspezialistin eine klare Trennlinie zu den Fällen mit medizinischer Notwendigkeit. „Wer eine schwere Atemwegserkrankung hat, wird in der Salzgrotte keine Linderung erfahren“, warnt die Ärztin. So bedürften etwa extrem verschleimte Lungen eher einer mechanischen Behandlung durch einen Physiotherapeuten, als eines Ruhestündchens auf der Relaxliege. Michael Klug
Michael Klug
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