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Erstmals in London. Jonathan Erdmann freut sich auf Olympia.

© Imago/GEPA pictures

Sport: Weltenbummler

Der Potsdamer Jonathan Erdmann beacht mit seinem Berliner Partner Kay Matysik in London

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Es sind so einige Länder, in deren Sand Jonathan Erdmann schon seinen Fußabdruck hinterlassen hat. Norwegen und Kroatien, China und Kanada, Brasilien und Marokko sind einige wenige in der langen Reiseliste. Aber London? „Da war ich ehrlich gesagt noch nie“, sagt der 24-jährige Potsdamer, der zusammen mit seinem Berliner Partner Kay Matysik bei den Olympischen Spielen die deutschen Farben im Beachvolleyball hochhalten will. „Außer zum Umsteigen auf dem Flughafen in Heathrow. Aber das zählt ja nicht.“

In den kommenden Tagen wird er Englands Metropole sicherlich zur Genüge kennenlernen, auch wenn natürlich das Sightseeing hintenan stehen muss. Bereits am Sonntag greift Erdmann mit Matysik ins olympische Geschehen ein: Um 15.30 Uhr wird der erste Aufschlag für die Beiden erfolgen, die bestens vorbereitet in ihre ersten Olympischen Spiele gehen.

„Wir haben in den vergangenen drei Wochen sehr viele Spiele auf hohem Niveau gespielt“, erzählt Jonathan Erdmann, der in der Grundschule mit dem Volleyballspielen begann und bald zur WSG Potsdam Waldstadt wechselte. „Wir fühlen uns beide sehr gut vorbereitet.“

Beim Dauerregen in der Berliner Waldbühne schied das Duo vor Kurzem beim Grand Slam im Viertelfinale aus; bei der World Tour im österreichischen Klagenfurt belegte es am vergangenen Wochenende den fünften Platz. „Bis zum Freitag wird nun noch einmal an jedem Tag hart trainiert“, erzählt Erdmann. „Dann genießen wir die Eröffnungsfeier und am Sonntag wird aufgeschlagen.“ Ziel der beiden ist es allein, Bestleistungen abzurufen. Zu stark ist die Konkurrenz bei ihren ersten Spielen, um sich konkretere Vorhaben zu stecken.

Den Traum einer Olympiateilnahme haben sich die beiden Athleten zusammen erkämpft. Seit 2009 spielen sie zusammen – die Rollenverteilung war schnell klar. Als Größerer geht Erdmann ans Netz und blockt; Matysik bleibt hinten und gräbt sich durch den Sand, um die Bälle herauszuholen. Ihre Teambildung fiel genau in den Olympiazyklus. Und von daher, so erzählt Erdmann, wäre es utopisch gewesen, von der Teilnahme in London zu reden. „Erst nach und nach und mit steigender Leistung haben wir uns Chancen ausgerechnet.“

Inzwischen können die beiden Volleyballer gut von ihrem Sport leben. Zahlreiche Partner und Sponsoren haben sie an ihrer Seite und nicht zuletzt spielt auch die Bundeswehr, bei der beide Athleten angestellt sind, eine sehr wichtige Rolle bei der Finanzierung.

Ob nun Tschechien, Tunesien oder die Bermudas: Potsdam ist nach wie vor die wichtigste Stadt für Jonathan Erdmann. „Hier lebt meine Familie und bei der bin ich vor allem im Winter sehr häufig“, erzählt er. „Die Familie ist für mich ein Rückzugsort, wo ich durchatmen und zur Ruhe kommen kann. Oft sitzen wir einfach am Tisch und quatschen bis in den späten Abend hinein.“

Und nicht zuletzt ist Potsdam auch die Stadt, in der er mit seinem Sport begann. In der Volleyball-Arbeitsgemeinschaft der Schule 33 am Griebnitzsee fing alles an und schnell wurde sein Talent entdeckt. Christoph Jahn und Arno Goreczko – beide Potsdamer Volleyball-Urgesteine – brachten Erdmann das Einmaleins des Volleyballsports bei und schon bald kam eine Anfrage des Bundesligisten VC Olympia Berlin. Auch dort verlief alles vorerst noch im Indoor-Bereich, bis der Potsdamer seine ersten Turniere im Sand spielte und Beachvolleyball einen größeren Stellenwert in seinem Leben einnahm. Drei Jahre in der Bundesliga für die Netzhoppers Königs Wusterhausen folgten, doch schon bald darauf beendete er die Hallenaktivitäten. „Mit Erfolg“, wie er stolz zugibt. „Ich wollte mich voll dem Beachbereich widmen und das zahlt sich jetzt aus.“

Den Blick bis zu den nächsten Olympischen Spielen 2016 in Brasilien wagt Jonathan Erdmann allerdings noch nicht. „Meine erste Olympiateilnahme habe ich mir mit Kay gemeinsam erkämpft“, sagt er. „Jetzt schon daran zu denken, was in vier Jahren ist, wäre völlig fehl am Platze. Denn auch so ist schon jetzt alles aufregend genug.“

Henner Mallwitz

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