zum Hauptinhalt

ATLAS: Weltfremd

Jana Haase über Baumfällungen im Park Babelsberg

Stand:

Wissen Sie, was eine „Vedute“ ist? Ein Lexikon gibt Auskunft: Das Wort kommt aus dem Italienischen, heißt „Ansicht“ oder „Aussicht“. Kunstgeschichtler bezeichnen damit ein Stadtpanorama. Neudeutsch könnte man vielleicht „Skyline“ sagen. Die „Vedute von Florenz“ also, erklärte Gartendirektor Michael Rohde gestern, war Vorbild für die Aussicht von der Viktoria-Höhe im Babelsberger Park. Nun ist sie wieder zu sehen, die Aussicht. Denn im Februar wurden zwei über 100 Jahre alte, gesunde Buchen gefällt. Für Normalsterbliche ist Rohdes Freude über die wiedergewonnene Sichtachse freilich kaum nachzuvollziehen. Auch seine Erklärung, dass damit ein Idealzustand des Parks aus dem Jahr 1865 wieder hergestellt werden soll, wirkt irgendwie weltfremd. Sind 100-jährige Bäume weniger wertvoll als 150-jährige Gartenbaupläne? Beim Gespräch zwischen Anwohnern und dem Gartendirektor prallten gestern Welten aufeinander – und das allein schon im Sprachgebrauch. Sicher: Es ist die Aufgabe des Gartendirektors, den Park als Teil des Unesco-Welterbes zu erhalten. Was das konkret bedeutet, ist bei vielen Potsdamern aber noch nicht angekommen. Die Stiftung hat offensichtlich ein Vermittlungsproblem.Seite 13

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })