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Von Jana Haase: Weltkino aus Babelsberg

Nach dem Doppelerfolg an der Croisette: Studio Babelsberg plant neuen Film mit Christoph Waltz

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Babelsberg/Cannes - Was für ein Auftritt: Zwei Babelsberger Produktionen waren in Cannes ins Rennen um die „Goldene Palme“ angetreten – und beide wurden am Sonntagabend an der Croisette vergoldet. Für Michael Hanekes „Das weisse Band“, produziert vom Babelsberger und X-Filme-Chef Stefan Arndt, gab es die Goldene Palme für den Besten Film sowie den Kritikerpreis „Fipresci“. Christoph Waltz schließlich überzeugte die Jury als fieser „Judenjäger“ in Quentin Tarantinos Studio-Babelsberg-Produktion „Inglourious Basterds“ und konnte den Darstellerpreis entgegennehmen. „Du hast mir meine Berufung zurückgegeben“, bedankte sich der gebürtige Österreicher daraufhin bei Regisseur Tarantino.

Es ist ein Preis, den man auch bei Studio Babelsberg hocherfreut aufnimmt. Nicht nur, weil der vorher als Favorit gehandelte Waltz „großartig“ gespielt und „absolut verdient“ gewonnen hat, wie Studiovorstand Christoph Fisser gestern den PNN sagte. Das Kinopublikum wird sich davon nach Kinostart am 20. August ein Bild machen können. Die Auszeichnung für Waltz werde auch den anderen deutschen Schauspielern, die Tarantino auf das internationale Parkett geholt hat, zugute kommen, glaubt Fisser: „Für sie werden sicher Projekte folgen.“ Dass deutsche Schauspieler wie Daniel Brühl oder August Diehl die Hauptrollen einer Babelsberg-Hollywood-Koproduktion besetzen, sei neu, betonte der Studiovorstand: „Das war immer unser Ziel.“

Auch für Stefan Arndt hat die Feierlaune nach dem Erfolg von „Das weisse Band“ noch bis gestern angehalten: Über Preischancen für das Vorkriegsdrama des österreichischen Regisseur Michael Haneke, das zum Großteil im brandenburgischen Dorf Netzow gedreht wurde, habe er „nicht im Traum nachgedacht“, erklärte der Produzent gestern den PNN. Zu groß sei die Freude gewesen, den Film überhaupt an der Croisette zeigen zu dürfen. Längst zurück in Potsdam, sei ihm erst Sonntagmittag, keine sieben Stunden vor der Preisverleihung, „die Hutschnur geplatzt“: „Ich bin mit meiner Frau zum Flughafen, wir haben Tickets gekauft und sind geflogen.“

Auf die Goldene Palme folgte dann „irrsinnige Freude“: „Das zeigt, dass die Deutschen richtig gute Geschichten erzählen können“, sagt Arndt über den Film, der am 12. November in die Kinos kommen soll. Die Auszeichnungen für Waltz und Haneke sieht der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Filmakademie auch als Bestätigung für den Medienstandort Deutschland: „Es ist super, wie wir uns gemacht haben als Filmland.“

Für Förderchefin Kirsten Niehuus vom Medienboard Berlin Brandenburg sind die Cannes-Erfolge Beweis dafür, dass die Hauptstadtregion „in der Liga des Weltkinos mitspielt“. Sie konnte sich am Sonntag zusätzlich für eine „besondere Erwähnung“ für die Medienboard-geförderte deutsch-israelische Koproduktion „Ajami“ freuen: „Wir haben eine Flasche Champagner entkorkt.“

Aber auch die viel beschworene Krisenstimmung sei in Cannes zu spüren gewesen, berichtete die Filmförderchefin: Es habe weniger Gäste gegeben, dafür seien Verhandlungen über neue Projekte „sehr viel konzentrierter“ abgelaufen, so ihr Eindruck. Auch für Studio-Babelsberg- Vorstand Fisser ist die Krise momentan ein Thema. Gerade kleinere Independent-Produktionen hätten es schwer, Projekte zu finanzieren, sagte er: „Die Unsicherheit ist allerorten zu spüren.“ Auch im Studio Babelsberg seien bereits einige Projekte verschoben worden.

Mit Waltz, soviel verriet Fisser gestern dann noch, sei jedoch ein weiterer Film in Planung. Der gebürtige Wiener habe ein Drehbuch geschrieben und wolle selbst Regie führen: „Das Projekt ist in der Entwicklungsphase.“

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