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HEYES Woche: Weltoffenheit lohnt

Gleich zwei neue Studien beleuchten die Bewusstseinslage der Nation. Die Studie der Friedrich- Ebert-Stiftung fördert eine dramatisch gestiegene Fremdenfeindlichkeit der erwachsenen Bevölkerung zu Tage, die vor allem islamophobe Züge trägt.

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Gleich zwei neue Studien beleuchten die Bewusstseinslage der Nation. Die Studie der Friedrich- Ebert-Stiftung fördert eine dramatisch gestiegene Fremdenfeindlichkeit der erwachsenen Bevölkerung zu Tage, die vor allem islamophobe Züge trägt. Ebenso einen dramatischen Anstieg rassistischer und antisemitischer Einstellungen. Die von der Landesregierung beauftragte Jugendstudie aus Brandenburg konstatiert bei rund 40 Prozent der Befragten zwischen 12 und 20 Jahren eine fremdenfeindliche Einstellung – gleichzeitig geht die Zustimmung zu rechtsextremistischen Parolen zurück. Wären beide Befragungen erst jetzt ins Feld gegangen, wären die Zahlen mutmaßlich noch dramatischer geworden. Denn, was seit dem aus der Politik, in Sonderheit aus Bayern zu hören war, befeuert Ängste, statt sie zu mildern.

Ohne jede Scheu wird mitgeteilt, dass wir auf christlich-jüdischem Fundament stünden. Dass dieses Fundament auf den Gräbern der ermordeten europäischen Juden wenig stabil sein könnte, kommt denen nicht in den Sinn, die derart geschichtsverloren argumentieren. Erst recht, wenn mit dieser Formel versucht wird, erneut eine ethnische Minderheit in Deutschland auszugrenzen, diesmal die islamische. Nein, es geht nicht darum, die Schwierigkeiten klein zu reden, uns als Einwanderungsland zu entwickeln. Aber ohne Einwanderung werden wir weder die Alterung der Gesellschaft und die Halbierung der Geburtenrate abfedern, noch unsere Sozialsysteme erhalten können. Vom Erhalt des Status einer führenden Industrienation ganz zu schweigen: Die Wirtschaft leidet bekanntlich an einem bedrohlichen Mangel an Fachkräften.

Ob Bayern Einwanderung aus islamisch geprägten Kulturen nicht braucht, weil ausreichend Wirtschaftsflüchtlinge aus Sachsen und Thüringen zuwandern? Diese Einwanderer integrieren sich leichter und brauchen keinen Deutschunterricht. Das spart auch noch Geld. Aber was, wenn es nur eine Zuwanderung auf Zeit wäre, mit Rückfahrkarte? Bayerische Biergärten wären von heute auf morgen ohne Personal. Auch viele Fachkräfte kämen ihnen abhanden.

Wer sagt, Deutschland sei kein Einwanderungsland oder wir seien nicht das Sozialamt der Welt, der plappert rechtspopulistisch daher und verstößt gegen die Eidesleistung „das Wohl Deutschlands zu mehren“. Unter der „Charta der Vielfalt“ stehen auch Unterschriften von 600 deutschen Großunternehmen, darunter Dienstleister von Post bis Telekom. Ihren wirtschaftlichen Erfolg bei globaler Konkurrenz sichern Belegschaften aus vielen Kulturen. Weltoffenheit lohnt also auch noch.

Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.

Uwe-Karsten Heye

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