Landeshauptstadt: Wenige folgen dem blauen Wegweiser
Gemischte Zwischenbilanz des Potsdamer Europa-Büros: Seit Juni 2005 kamen 3000 Besucher
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Innenstadt - Wer zum Bürgerservice im Stadthaus will, sieht im Foyer den blauen Wegweiser zum „Europa Informationsbüro Potsdam“. Die Tür zu seinen beiden Räumen im Erdgeschoss ist pro Woche 27 Stunden offen. Doch geht man daran vorbei, sieht das Büro meist leer aus: Der ruhigste Arbeitsplatz der Stadt? So sieht es Büroleiter Christian Zache nicht. „Wir sind inzwischen als Informationsstelle zum Thema Europa in der Stadt etabliert“, sagt Zache. Die Einrichtung habe für die Potsdamer Bürger und den Träger rund eineinhalb Jahre nach ihrer Eröffnung durchaus etwas „gebracht“.
Das Büro begann im Juni 2005 mit seiner Arbeit. Träger ist die Deutsche Gesellschaft (DG) e.V., bezuschusst wird es mit 20 000 Euro von der Stadt und 24 000 Euro von der Europäischen Union, zunächst befristet bis Ende 2008. Chef Zache ist seit November in Potsdam. Zudem ist eine Ein-Euro-Jobberin als Hilfe angestellt. Die Zwischenbilanz der Arbeit fällt für Zache positiv aus: „Wir hatten innerhalb der anderthalb Jahre rund 3000 Besucher.“ Dabei habe es Phasen gegeben – etwa im vergangenen Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft und die Urlaubszeit im Sommer –, in denen das Interesse an Europa naturgemäß eher niedrig sei. „Wir schaffen es nicht, an jede Haustür zu gehen und uns dort vorzustellen“, sagt Zache.
Wer zu ihm kommt, kann sich allerdings vielfältig informieren und kostenlose Broschüren mitnehmen. „Wir beraten zum Beispiel Studenten, die im Ausland studieren wollen“, so Zache. Dazu steht ein Rechner mit Internetzugang bereit. Ebenso trete das Europa-Büro als Organisator auf. Es würden Schulkassen eingeladen, um die jungen Leute über Europa zu informieren. Seit Bestehen des Büros seien 40 Veranstaltungen organisiert worden, 25 davon in Potsdam.
Die Landeszentrale für politische Bildung in Potsdam sieht die Arbeit des Europa-Büros allerdings als nicht ganz so erfolgreich an. In der Öffentlichkeit oder bei Veranstaltungen hätten sie oder ihre Mitarbeiter das Büro kaum wahr genommen, sagt Martina Weyrauch, Leiterin der Zentrale. Im Gegensatz zu anderen Demokratie-Initiativen sei die Zusammenarbeit mit dem Europa-Büro kaum ausgeprägt. Auch die Veranstalter des bald in Potsdam stattfindenden europäischen Jugendparlaments – zu der groß angelegten Tagung kommen eine Woche lang rund 250 Jugendliche aus ganz Europa in die Stadt – haben bis jetzt nach eigenen Angaben noch keine engeren Kooperationen mit dem Büro. Und auf der Internetseite des Europa-Büros sind zwar Veranstaltungen und Workshops in beispielsweise Baden-Baden angekündigt, aber keine in Potsdam.
Verantwortlich für die Arbeit des Europa-Büros ist auf Seiten der Stadtverwaltung Dieter Jetschmanegg, der Europabeauftragte des Oberbürgermeisters. Seine Zwischenbilanz ist gemischt: „Bei manchen Aktionen, etwa mit dem EU-Truck im vergangenen Jahr, konnte das Büro zumindest eine Potsdamer Duftspur hinterlassen.“ Dennoch räumt Jetschmanegg ein, dass die Räumlichkeiten mehr beworben werden müssten: „Im Stadthaus gibt es kein klassisches Laufpublikum.“
Die nächste Europa-Aktion in Potsdam steht immerhin schon fest: So soll die EU-Tour „50 Jahre – 50 Städte“ zwischen dem 28. und dem 30. März in Potsdam Halt machen. Henri Kramer
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