Landeshauptstadt: Weniger Beton, weniger Parkplätze
Durch die Konrad-Wolf-Allee können wieder Autos fahren. Mit dem Umbau ist nicht jeder zufrieden
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Start mit Hindernissen: Nach eineinhalb Jahren Sperrung dauerte es nur ein paar Minuten bis zum ersten kleinen Stau. Ein Bus hatte unmittelbar hinter dem Kreisverkehr an der Einfahrt in die Konrad-Wolf-Allee gestoppt. Eng war es an der Stelle, weil in der Parkbucht am Straßenrand ein Kleintransporter etwas zu nah an der Fahrbahn stand. Mithilfe eines Einweisers konnte sich der Gelenkbus dann vorbeitasten. Fahrgäste mussten deshalb jedoch nicht warten, denn der Bus war leer und nur zu Testzwecken unterwegs. Erst ab dem 6. Januar sollen hier wieder Linienbusse fahren.
Am Montagvormittag wurde die Konrad-Wolff-Allee in Richtung Kirchsteigfeld für den Autoverkehr freigegeben. Seit Juni 2012 wurde hier gebaut. Im Zuge des millionenschweren und preisgekrönten Modellprojekts Gartenstadt Drewitz wird die öde Betonmagistrale zu einem grünen Park mit Liegewiesen, Kletterfelsen, Wasserspielen und Trampolinanlagen umgebaut. In dem neuen Park sollen künftig 25 000 Pflanzen blühen, darunter 23 000 Sträucher – etwa Kirschlorbeer oder Rosen. 160 Bäume wurden gepflanzt – darunter Linden, Kiefern, Eichen und Ulmen. Allerdings mussten auch knapp 100 ältere Bäume gefällt werden. Der Umbau kostet rund 5,8 Millionen Euro, Zuschüsse kommen vom EU- Fonds für regionale Entwicklung.
Kerstin Bautz findet den Umbau bisher ganz gelungen. Die Potsdamerin arbeitet im I-Café im Plattenbau an der Straßenbahnhaltestelle Hans-Albers-Straße. Weil die Durchfahrt für Lkw nun verboten ist, gebe es weniger Straßenlärm. Besonders gefalle ihr der neue Spielplatz. „Hoffentlich hält das auch lange“, sagt sie. Im Viertel gebe es Schäden durch Vandalismus. Auch das eigene Haus sei erst kürzlich wieder mit Farbe besprüht worden. „Die Leute müssen das Neue auch schätzen“, sagt Bautz.
Neu ist auch, dass für die Autos weniger Platz vorhanden ist: Je Richtung gibt es eine Spur, die als Einbahnstraße direkt vor den Wohnblocks verläuft. Am Rand sind Parkplätze längs zur Fahrtrichtung angelegt – weniger als vorher. „Das wird kaum ausreichen“, sagt ein Anwohner, der seinen Namen nicht nennen will, und zeigt auf den letzten freien Parkplatz in der Reihe vor dem frisch sanierten Gewoba-Wohnblock. Auch für Lieferanten sei kein Platz. „Sobald das Postauto hält, ist die Straße dicht“, sagt er. Und wenn Besuch mit dem Auto komme, finde sich kaum ein Abstellplatz, weil in den Seitenstraßen alle Stellplätze vermietet seien.
Dass solche Not erfinderisch macht, kann man im Innenhof des Wohnblocks mit den Sonnenkollektoren auf dem Dach sehen: Unter dem Wäscheständer parkt ein roter Renault auf dem Rasen. Zufriedener mit dem Parkplatzangebot ist Anatoli Voronkow. Er wohnt gleich nebenan in der Sternstraße. Früher habe er selten einen Parkplatz bekommen, wenn er von der Arbeit nach Hause kam, weil die Kundschaft des Stern-Centers häufig auf den Plätzen vor den Häusern parkte. Nun hat er seinen eigenen Stellplatz gemietet – direkt vor der Haustür. „Das hatte ich früher nie“, sagt er. Er freut sich auf den Sommer. „Dann sieht man auch das neue Grün.“
Weniger glücklich mit dem aktuellen Stand ist man auf der anderen Seite der Konrad-Wolf-Allee. In dieser Richtung ist die Zufahrt vom Kreisverkehr im Süden aus noch nicht geöffnet. Rot-weiß-gestreifte Absperrbretter blockieren den Weg. Im Second-Hand-Shop „Blaufisch 53“ gleich neben der Sparkasse arbeitet Kerstin Krocker. Die Bauarbeiten vermiesen dem Bekleidungsgeschäft den Umsatz. Kundschaft mit dem Auto komme kaum noch, sagt Krocker. Man sei auf die Stammkunden aus dem Viertel angewiesen. Für Ortsfremde sei das Geschäft wegen der komplizierten Umleitung kaum zu finden. „Hoffentlich dauert es nicht mehr so lange“, sagt sie. Es sei gut, dass das Viertel schöner werden soll, aber man müsse trotzdem erreichbar sein.
Dass die neue Verkehrsführung nicht für alle leicht verständlich ist, war am Montagvormittag auch zu beobachten. Ein Potsdamer Kleinwagen aus der Fritz-Lang-Straße nahm einem BMW im Kreisverkehr die Vorfahrt. Der konnte gerade noch bremsen.
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