zum Hauptinhalt

HEYES Woche: Weniger Gewalt vom rechten Rand

Die beste Nachricht für Brandenburg war in dieser Woche die Meldung, dass es gelungen ist, die Zahl der rechtsextremen Gewalttaten kräftig zu reduzieren. Die Freude von Innenminister Schönbohm über diesen Trend teile ich uneingeschränkt.

Stand:

Die beste Nachricht für Brandenburg war in dieser Woche die Meldung, dass es gelungen ist, die Zahl der rechtsextremen Gewalttaten kräftig zu reduzieren. Die Freude von Innenminister Schönbohm über diesen Trend teile ich uneingeschränkt. Viele haben daran mitgewirkt, dass sich die Sicherheitslage in Brandenburg am gewaltbereiten rechten Rand entspannt. Allerdings sollte niemand glauben, damit wäre das Problem im Ganzen gelöst. Denn es bleiben im Jahr 2008 noch immer 101 registrierte Gewalttaten, gegenüber 130 im Jahr davor. Kommunen, die sich ihres lokalen Problems annehmen wollen, können sich an das Institut für Gemeinwesenberatung in Potsdam wenden, das sich mit rechtsextremen Entwicklungen beschäftigt. Dort wird allerdings immer noch die Erfahrung gemacht, dass mancher Kommunalvertreter die Ausbreitung rechtsextremer Gesinnung in seiner Stadt, in seinem Dorf am liebsten ignorieren würde. Gut gemeint vielleicht, man will ja nicht ins eigene Nest spucken. Alle Erfahrung zeigt jedoch, dass im Gegenteil, nicht das Wegducken, sondern das Hingucken die erfolgversprechendere Haltung ist. Denn es bleibt nicht bei Propagandadelikten, die auch 2008 weiter angestiegen sind. Auch die Landesregierung hatte ja unter Stolpe lange gebraucht, bis sie das Thema wirklich ernst nahm. Nach zehn Jahren zahlt sich die Aktion „Tolerantes Brandenburg“ nun aus. Denn polizeiliche Maßnahmen sind nur dann erfolgreich, wenn die Zivilgesellschaft Rückgrat zeigt. Untersuchungen belegen im übrigen die Bildungsferne rechtsextremer Jugendlicher – Ausnahmen bestätigen die Regel. Es sind zumeist junge Männer, die sich von rechtsextremem Lagerfeuer angezogen fühlen. Die jungen Frauen sind weniger anfällig, vielleicht auch, weil sie meist einen besseren Schulabschluss haben. Und dann? Sie ziehen weg und suchen ihr Glück anderswo. Wir haben also allen Grund, Bildung und Ausbildung als ein Schlüsselproblem für den rechtsextremen Bereich zu orten. Gewiss nicht das einzige. Denn Rechtsextremismus ist erst in zweiter Linie ein Jugendproblem. Es sind Erwachsene, die junge Menschen in den Bann dieser inhumanen Gesinnung ziehen. Und ihnen begegnen wir öfter als es uns lieb ist, bis in die Mitte der Gesellschaft.

Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.

Uwe-Karsten Heye

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })