zum Hauptinhalt
Bedrohte Idylle. Der Heilige See im Potsdamer Weltkulturerbe mit der Gotischen Bibliothek. Durch die Einleitung von verschmutztem Regenwasser sind die Fauna und Flora des See gefährdet.

© Andreas Klaer

Von Henri Kramer: Weniger Schmutz im Heiligen See

Stadtverwaltung: Regenwasser von viel befahrenen Straßen soll nicht mehr in das Gewässer gelangen

Stand:

Berliner Vorstadt/Nauener Vorstadt - Der Heilige See soll sauberer und für Fische wieder lebenswerter werden. Denn noch in diesem Jahr soll erreicht werden, dass aus der Straße Am Neuen Garten in Höhe des Treffpunkts Freizeit kein ungereinigtes Regenwasser mehr in den See fließen wird. Das teilt die Potsdamer Verwaltung den Stadtverordneten in einer aktuellen Vorlage mit. Das Wasser soll künftig zum Pumpwerk Holzmarktstraße umgeleitet werden. Ebenso soll künftig von der Mangerstraße aus kein Regen mehr in den See rinnen, die nötigen Arbeiten dafür laufen. Mit beiden Maßnahmen werde das Ziel erreicht, von vielbefahrenen Straßen kein „stark verschmutztes Regenwasser“ mehr in den beliebten Badesee fließen zu lassen, so die Stadtverwaltung.

Lange Jahre war das anders. Vor dem Wendejahr 1989 wurde der 35 Hektar große See mit Schmutzwasser nur so aufgefüllt. Regenwasser kam aus der Berliner Vorstadt und vom Verkehrsknoten Behlert-, Hans-Thoma- und Kurfürstenstraße. „Insgesamt wurde das Regenwasser von 68 Hektar angeschlossener Fläche aus dem öffentlichen Kanalnetz ohne Vorreinigung in den Heiligen See geleitet“, so die Stadtverwaltung. Das entspricht fast 100 Fußballfeldern. Doch sei „schnell“ erkannt worden, so die Verwaltung, dass die Einleitungen „einen nicht unerheblichen Anteil zur Eutrophierung des Heiligen Sees“ hätten. Bei der Eutrophierung eines Sees werden in dem Gewässer Nährstoffe angereichert, so dass sich immer mehr Algen bilden und dadurch wiederum immer weniger Sauerstoff für Fische und andere Wasserbewohner zur Verfügung steht. Zugleich nimmt der Anteil von Giftstoffen wie Schwefelwasserstoff oder Ammoniak zu. Beim Heiligen See kann dieser Prozess laut Umweltexperten noch schneller verlaufen, da der See nur durch einen Zufluss im Nordwesten gespeist wird und deswegen das Wasser nur alle sechs Jahre ausgetauscht wird.

Um weniger Schmutzwasser in den See zu leiten, wurde laut Verwaltung schon Anfang der 1990er ein sogenannter Entlastungsabfluss für Starkregen-Ereignisse geschlossen. Auch in den Folgejahren, heißt es in dem Papier für die Stadtverordneten, sei gemeinsam mit den Stadtwerken „ein sehr hoher Aufwand“ betrieben worden, den Schadstoffeintrag in den See zu reduzieren. Maßnahmen werden freilich nicht genannt.

Erst für 2007 wird ein konkretes, zwei Millionen Euro teures Projekt benannt: Damals begann man, das Regenwasser aus der Hans-Thoma-Straße über eine Reinigungsanlage in die Havel zu leiten. Mit den für dieses Jahr geplanten Maßnahmen verbleibe so als Einzugsgebiet für Regenwasser einzig noch die Berliner Vorstadt, so die Stadtverwaltung. Dort sei die Schadstoffbelastung des Wassers nur gering. Jedoch werde für den Bereich noch die Errichtung einer Anlage zum Reinigen des Regenwassers untersucht. Eine völlige Umleitung des Wassers wird wegen des hohen Aufwands als „unverhältnismäßig“ bezeichnet.

Im vergangenen Jahr hatte der Potsdamer Wasserexperte und Taucher Bernd Reißland bei Untersuchungen im See festgestellt, dass ab einer Wassertiefe von fünf Metern die Sauerstoffmenge pro Liter rapide sinkt. Gleichzeitig stellte er bei seinen privat durchgeführten Proben fest, dass sich ab neun Meter Tiefe der Anteil von Schadstoffen wie Schwefelwasserstoff, Phosphat oder Ammoniak stark erhöht. Er hält den See daher für schwer krank, sieht die Gefahr, dass er „umkippt“.

Die Stadtverwaltung bewertet die Situation anders: Die bisher durchgeführten Maßnahmen für den See hätten „positive Auswirkungen“ auf den Nährstoffgehalt. Dies werde sich mit dem jetzt geplanten Maßnahmen „weiter verbessern“. Mehrere tote Karpfen, die in diesem Juli am Ufer des Heiligen Sees von Badegästen oder Fußgängern gefunden worden, seien nicht wegen der Verschmutzung gestorben. Vielmehr sei es für diese Fischsorte zu heiß gewesen, hieß es auf PNN-Anfrage bei der Stadtverwaltung und der für das Areal zuständigen Schlösserstiftung.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })