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Landeshauptstadt: Wenn das grüne Glück mit Schweinen tanzt

Rockstar Peter Maffay hat zu den Proben seines neuen Tabaluga-„Fantasticals“ nach Babelsberg eingeladen

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Rockstar Peter Maffay hat zu den Proben seines neuen Tabaluga-„Fantasticals“ nach Babelsberg eingeladen Von Sabine Schicketanz Die vierzig Tonnen Stahl hängen scheinbar federleicht unter der Decke. Vier Herzen sind es vor allem, die diese Last ausmachen, mal tauchen ihre Scheinwerfer die altehrwürdige Marlene-Dietrich-Halle in grünes, mal in rotes Licht. Vom kargen Charme der größten Filmhalle auf dem Babelsberger Studiogelände ist an diesem Dienstagabend nicht viel übrig geblieben. Nicht nur sind die Wände frisch geweißt, der Boden neu verlegt – es ist ein anderer Geist eingezogen, ein verspielter, vergnügter. Fritz Rau war es, der dafür gesorgt hat, und der große, alte Mann des deutschen Konzertbusiness freut sich darüber wie ein Schneekönig: „Ich komme mir vor wie Fritz Lang, ich bin bereit, Metropolis zu drehen“. Dort, wo einst die Dietrich als laszive Lola ihre Beine übereinander schlug, tanzt jetzt ein kleiner grüner Drache über die Bühne. Das dynamische Fabelwesen ist die Reinkarnation des Guten im Menschen, seit zwanzig Jahren Liebling der deutschen Eltern und ihrer Kinder, ist Peter Maffays erfolgreichstes Projekt – und heißt Tabaluga. Am Dienstagabend haben der in die Jahre gekommene Rockstar, trotz seiner 54 Jahre muskulös und drahtig wie eh und je, und sein Regisseur mit magischen Qualitäten, Schauspieler Rufus Beck, zum ersten Mal Journalisten und Freunde eingeladen, einen zugegebenermaßen kleinen Teil ihres neuen „Fantasticals“ anzuschauen. „Tabaluga und das verschenkte Glück“ ist der Titel, Stars wie Udo Lindenberg und Heinz Hoenig spielen mit, und die Fans haben volles Vertrauen in die Schöpfer der Drachen-Geschichte, denn 300 000 Karten für die 56 Vorstellungen in ganz Deutschland sind schon verkauft. Was die Proben, die seit Anfang September in der Marlene-Dietrich-Halle laufen, bisher ergeben haben, ist eine große Schweinerei. Zwölf dicke Rüsseltiere mit rosa Ringelschwänzchen hopsen auf der Bühne herum, dazu rappt Rapper Kader Kesek, auch ein Borstenvieh, aber mit dicken Rastalocken, und der kleine grüne Drache und der ganz in schwarz gekleidete Peter Maffay lassen beim „Schweineragga“ so richtig die Sau raus. So, wie man es Maffay eigentlich gar nicht zugetraut hätte. Der Deutsch-Rocker ist die Höflichkeit in Person, bedankt sich ständig und immerzu und ist bemüht, das Rampenlicht auf sein Team umzulenken. Das gelingt ihm ziemlich gut, besonders, als er mehr als zwanzig gerahmte Platin-Scheiben übergibt: an Band, Managerin und eben alle, die mit diesem Erfolg – 300 000 Tonträger der „Tabaluga und das verschenkte Glück“-CD wurden in einem Jahr verkauft – zu tun haben. Für jeden findet Maffay persönliche Worte, umarmt, klopft auf die Schultern, ganz getreu dem Motto seines Tabalugas. Der hat im neuen Stück Geburtstag, wird von seinen Freunden mit Freundschaftsketten überhäuft und verschenkt sie weiter, damit sie anderen Glück bringen. Denn verschenktes Glück kommt tausendfach zurück. Eine derartig „komplexe Aussage“ auf einen einfachen Nenner reduzieren und ihr doch nichts von ihrem Wert nehmen, das will Maffay auch dieses Mal mit dem Tabaluga-„Fantastical“. Und damit ist er so beschäftigt, dass er von seiner Probenstadt Potsdam bisher nicht viel gesehen hat, obwohl er in Drewitz logiert: „Ich kenne den Weg vom Hotel in die Halle.“ Ein anderer Weg dürfte ihm jedoch in den nächsten Tagen viel wichtiger sein: der nach Hause. Denn der Sänger wird bald zum ersten Mal Vater, der Geburtstermin seines Sohnes fällt genau mit dem Tabaluga-Premierentag am 17. Oktober in der Berlin Arena zusammen. Zu spät ins Krankenhaus sollte er lieber nicht kommen. Dann nämlich wird seine Frau Tanja dem kleinen Maffay einem Vornamen ihrer Wahl geben.

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