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Landeshauptstadt: Wenn es rumst und brennt

Großer Andrang bei der Feuerwehr / Bau eines Steges für Rettungsboote beginnt im Herbst

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Innenstadt - Wo früher die Straßenbahnen quietschend ins Depot fuhren, erschallt heute das Martinshorn: In der Holzmarktstraße, auf dem Gelände des früheren Straßenbahndepots, hat die Feuerwehr der Landeshauptstadt seit dem Vorjahr ihr Domizil. Am Samstag öffneten Potsdams Brandbekämpfer ihre Pforten zum Tag der offenen Tür. Zahlreiche Potsdamer, viele mit ihren Kindern, waren gekommen, um den Feuerwehrleuten und ihrer Technik einmal ganz nahe zu sein.

Offenkundig fasziniert das Gewerk der Brandbekämpfer nach wie vor viele Menschen. Und doch wünscht sich wohl jeder, die Hilfe der Feuerwehr nie in Anspruch nehmen zu müssen. Am Samstag konnte man auf dem Hof in der Holzmarktstraße schon einmal zuschauen, wie es ist, von den Rettungskräften aus einem Unfallwagen befreit zu werden: Scheibe entfernen, Tür aufhebeln, Karosserieteile durchtrennen, das Auto auseinanderbiegen und schließlich den Fahrer bergen. Ein echtes Fahrzeug musste für diese Vorführung herhalten und war danach endgültig schrottreif.

Gar nicht schrottreif, sondern auf modernem Stand ist die neue Feuerwache. Dort, wo die Notrufe eingehen, also in der Leitstelle, sitzt jeder Mitarbeiter gleich vor mehreren Bildschirmen. In Sekundenschnelle kann er hier den Ort genau lokalisieren, an dem die Hilfe der Feuerwehr benötigt wird. Und das ist oft weit draußen, irgendwo auf dem flachen Lande, denn die Leitstelle in der Holzmarktstraße ist längst nicht nur für das Stadtgebiet Potsdam, sondern für den gesamten Nordwesten Brandenburgs zuständig. Ob Nauen, Wittenberge oder Pritzwalk – die Mitarbeiter in der Potsdamer Leitstelle müssen die Übersicht behalten und schnell die Einsatzkräfte vor Ort alarmieren. Sekunden können hier über Leben und Tod entscheiden.

Mit ihren Fahrzeugen im Depot an der Holzmarktstraße rückt die Feuerwehr hingegen meist zu Einsätzen in Potsdam und Umgebung aus. Auch zu Einsatzorten in Berlin werde man zuweilen gerufen, sagte Wolfgang Hülsebeck, Chef der Potsdamer Feuerwehr. Die Berliner Kollegen würden wiederum so manchen Einsatz im Potsdamer Ortsteil Groß Glienicke übernehmen. Entscheidend sei immer, wer am schnellsten vor Ort helfen könne, so Hülsebeck.

Mit dem neuen Feuerwehrstandort in der Holzmarktstraße zeigt sich Hülsebeck sehr zufrieden. Im Gegensatz zum alten Gelände in der Werner-Seelenbinder-Straße habe man hier ausreichend Platz. Rund 21 Millionen Euro seien am neuen Standort investiert worden, sagt der Feuerwehrchef. Als wohl letzte Baumaßnahme wolle man im Herbst am Havelufer in unmittelbarer Nähe zur Feuerwehr einen Steg für die Rettungsboote und das Feuerwehrboot bauen, so Hülsebeck. Auch der zum Teil in die Jahre gekommene Fuhrpark werde erneuert.

Der Begriff „Feuerwehr“ lockt in Potsdam übrigens auf die falsche Fährte: Nicht die Brandbekämpfung ist das Haupteinsatzgebiet der Feuerwehr, sondern der Rettungsdienst, also beispielsweise die Bergung von Personen nach einem Verkehrsunfall. Für das vergangene Jahr verzeichnet die Statistik der Potsdamer Berufsfeuerwehr fast 21 500 Einsätze. Weit über 18 000 davon waren solche des Rettungsdienstes.

Hülsebeck warb am vergangenen Samstag um Verständnis für die in Potsdam manchmal als rigoros empfundenen Brandschutzauflagen. Wie berichtet hatte die Bauaufsicht in den letzten Jahren aus brandschutztechnischen Gründen teilweise drastische Nutzungseinschränkungen an Schulen angeordnet. Laut Hülsebeck habe sich jedoch der Erfahrungsschatz bezüglich der Brandentwicklung über die Jahre hinweg vergrößert und darauf müssten die für den Brandschutz Verantwortlichen auch reagieren. Allerdings gab Hülsebeck kritisch zu bedenken, dass so manche in den letzten 20 Jahren durchgeführte Baumaßnahme vielleicht gleich hätte besser geplant werden können, sodass spätere Brandschutzauflagen eventuell nicht nötig geworden wären.

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