Landeshauptstadt: Wenn Mieter ihren Vermieter feiern
Die Firma Sahle-Wohnen hat in Potsdam 84 Wohnungen – in einem Hochhaus
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Zentrum-Ost - Zur DDR-Zeiten wurde im Hochhaus Humboldtring 10 häufig gefetet. Schließlich wurde es von Studenten bewohnt. DDR-Bildungsministerin Margot Honecker persönlich soll bestimmt haben, dass der 1975 gebaute 16-Geschosser Wohnheim der Pädagogischen Hochschule wird. Das ist lange her, selbst Mieterbetreuer Rolf Bollmann kennt diese Geschichten nur noch vom Hörensagen. 1992 erwarb die Firma Sahle-Wohnen das Hochhaus und ließ es mithilfe brandenburgischer Fördermittel 1993 sanieren. Am heutigen Freitag feiert Sahle-Wohnen – ein Unternehmen aus Greven mit bundesweit 24 000 Wohnungen – im Gemeinschaftsraum des Hochhauses ihr 50-jähriges Bestehen. Bollmann ist sich sicher, dass viele der etwa 160 Bewohner des Hochhauses mit den 84 Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen an dem Fest teilnehmen werden.
Bollmann, der heute in Berlin wohnt, aber Potsdamer Wurzeln hat, versichert, dass die Mieter im Haus sehr zufrieden sind, denn Sahle-Wohnen orientiere sich anders als „Heuschrecken, die ausschließlich auf den wirtschaftlichen Erfolg setzen“, an den Interessen der Mieter. Es gebe einen Haushandwerker, der telefonisch ständig erreichbar sei, die Ausstattung der Wohnungen sei gut, jede Wohnung sei barrierefrei erreichbar. Auch Bollmann ist regelmäßig im Haus: „Donnerstag ist mein Potsdam-Tag.“ Der Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss könne kostenfrei etwa für Geburtstagspartys genutzt werden.
Klar, „Miete zahlen müssen unsere Mieter auch“, sagt der 59-Jährige. Konkret koste der Quadratmeter Nettokaltmiete in dem sanierten Plattenbauhochhaus unweit von Hauptbahnhof und Nutheniederung 6,65 Euro. Das sei mit Ausnahme weniger Cent seit Jahren konstant und gelte sowohl für Bestands- als auch für Neumieter – eine Bindung infolge der öffentlichen Förderung. Allerdings gebe es selten Neumieter, denn alle Wohnungen seien vergeben und Bollmann führe aufgrund des großen Mietinteresses sogar eine Warteliste. „Freie Wohnungen?“, sagt Bollmann achselzuckend, „so etwas gibt es hier nicht.“ Der Potsdamer Wohnungsmarkt sei angespannt, jedoch sei die Situation in Berlin oder Wolfsburg schlimmer. „Früher, etwa bis zum Jahr 2000, hatten wir einen Mietermarkt“, so Bollmann, „jetzt haben wir einen Vermietermarkt.“ gb
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