Homepage: Wer bezahlt für Forschung?
Potsdamer Wissenschaftler setzen weiter auf Förderung durch Bund und Land
Stand:
Potsdamer Wissenschaftler setzen weiter auf Förderung durch Bund und Land Von Mandy Schneider Das Land Brandenburg hat drei Universitäten, fünf Fachhochschulen, die Hochschule für Film und Fernsehen und zahlreiche außerhochschulische Forschungseinrichtungen, die bei den Studenten beliebt sind. Laut statistischem Bundesamt ist die Zahl der Studienanfänger in Brandenburg in den letzten Jahren gestiegen. In Zukunft könnten die Bewerberzahlen allerdings zurückgehen, wenn die Politiker ihre aktuellen Vorschläge zur Föderalismusreform durchsetzen. Wenn, wie von Pessimisten befürchtet, weniger Geld vom Bund in die Wissenschaft fließt, könnten die neuen Bundesländer ihre Attraktivität als Forschungs- und Wissenschaftsstandort einbüßen. Am vergangenen Freitag traf sich Andrea Wicklein, SPD Bundestagsabgeordnete und Mitglied des Ausschusses für Bildung und Forschung, mit Vertretern der Potsdamer Wissenschaft, vertreten durch Mitarbeiter des Astrophysikalischen Instituts (API), des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung, des Frauenhofer Instituts für Angewandte Polymerforschung zu einem Gespräch zum Thema „Föderalismusreform: Was wird aus der gemeinsamen Wissenschaftsförderung von Bund und Ländern“. Bisher werden die wissenschaftlichen Institute je zur Hälfte von Bund und Ländern finanziert. Das soll nach Plänen zunächst von der CDU und nun auch von den Regierungsparteien demnächst anders werden, denn zu undurchschaubar seien die Verflechtungen zwischen Bund und Ländern in der Wissenschafts- und Forschungspolitik. Die ersten Reformkonzepte sahen eine klare Aufgabenverteilung vor. Nach dem ursprünglichen Vorschlag der CDU sollten die Institute der Max-Planck und Frauenhofer-Gesellschaft von der Bundesregierung und die bundesweit 80 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried-Wilhelm Leipnitz (WGL) von den jeweiligen Bundesländern finanziert werden. Nach einem von Bundesforschungsministerin Bulmahn in die Diskussion gebrachten Vorschlag sollten die Leipnitz-Institute von einem Wissenschaftsrat überprüft und verschiedenen Forschungsorganisationen, der Ressortforschung oder den Hochschulen zugeordnet und damit aus unterschiedlichen Quellen finanziert werden. Der Vertreter des Astrophysikalischen Instituts (API), das der WGL angehört, Professor Dr. Günther Rüdiger lehnte dieses Vorhaben ab. Eine Verteilung der Institute auf andere Organisationen könne zu einem Verlust der Unabhängigkeit und Autonomie der WGL führen, so die Befürchtung Rüdigers. Für ihn gäbe es kein Grund etwas an der bisherigen Regelung zu ändern. Für die Institute der WGL, vor allem für die 40 ostdeutschen Einrichtungen, hätte dies negative Auswirkungen. Es sei möglich, dass den Instituten weniger Gelder zukomme und im schlimmsten Fall Institute sogar geschlossen werden müssten. Dies ziehe den Verlust von Arbeitsplätzen nach sich, erklärte Professor Rüdiger. „Einsparungen an den Instituten können auch dazu führen, dass Deutschland im Internationalen Wettbewerb der „Science Community“ nicht mehr mithalten kann“, argumentierte Rüdiger weiter. Trotz schwieriger Finanzlage könnten sich aber einzelne Projekte auch international durchsetzen. Laut Leipnitz-Gemeinschaft haben sich bis heute rund 80 Unternehmen aus der Gesellschaft ausgegründet. Davon sei mehr als die Hälfte in Ostdeutschland und Berlin angesiedelt. Auf diese Weise würden qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Die insbesondere in Ostdeutschland benötigt werden. Einsparungen und Streichungen könnten dazu führen, dass Deutschland international in Wissenschaft- und Forschung zurück falle. Dies verhindere letztendlich auch, dass sich neue innovative Firmen im Bundesgebiet ansiedeln. Allein in der Region Potsdam seien durch die etwa 50 ansässigen wissenschaftlichen Einrichtungen eine Reihe von Arbeitsplätzen geschaffen worden. „Ein Paradebeispiel sei der Wissenschaftspark Golm“, erklärt Wicklein. Am Ende des Treffens waren sich alle Vertreter einig, dass es keine klare Trennung der Aufgabenteilung von Bund und Ländern geben darf. Die Gemeinschaftsaufgabe in der Forschungs- und Wissenschaftspolitik solle erhalten und die Kooperation zwischen Bund und Ländern eher noch verstärkt werden. Nur so lasse sich effiziente Forschungs- und Bildungspolitik betreiben. Die bisher vorgeschlagenen Konzepte sollen bis Herbst 2004 ergänzt werden, kündigte Wicklein an. Eine endgültige Verabschiedung der Föderalismusreform sei nicht vor 2005 zu erwarten.
Mandy Schneider
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: