Wolfgang Joop bei "Germany's Next Topmodel": „Wer könnte in Paris laufen, ohne unangenehm aufzufallen?“
Heute startet die neue Staffel von „Germanys Next Topmodel“. Wolfgang Joop ist erstmals als Juror dabei
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Er war einer der bekanntesten Kritiker der Model-Castingshow, bezeichnete sie sogar als „menschenverachtend“ – jetzt soll Wolfgang Joop als Jurymitglied dem ProSieben-Format „Germanys Next Topmodel“ mehr Zuschauer bescheren. Seinen Einstand im Bewertertrio um Heidi Klum gibt der Potsdamer Modeschöpfer am heutigen Donnerstagabend. Dann startet die neunte Staffel der Erfolgsserie.
Mit Heidi Klum, die Joop früher als den „Durchschnitt in Perfektion“ und „Werbegirl“ schmähte, hat er sich mittlerweile nicht einfach nur zusammengerauft. Die Jury – neben Klum und Joop ist auch Thomas Hayo wieder dabei – übte sich in den letzten Wochen im demonstrativen Kuschelkurs. Joop bezeichnet Klum mittlerweile schon als „Übermodel“. „Wir verstehen uns blendend, und Heidi macht das wahnsinnig professionell“, schwärmte der Potsdamer gegenüber dem Magazin „Gala“ während der Dreharbeiten: „Ich habe großen Respekt vor ihrem Erfahrungsschatz in diesem Metier.“ Nicht gerade unbescheiden gab sich Jury-Kollege Thomas Hayo, der seit 2011 dabei ist: „Die Zusammensetzung der Jury ist in diesem Jahr an Kompetenz und auch von der Mischung der Charaktere her kaum zu übertreffen.“ Euphorische Töne waren auch von Heidi Klum zu hören: „Vor dem Produktionsbeginn wusste ich noch nicht, wo die Reise mit ihm hingeht, weil er viele negative Sachen über mich gesagt hat in den letzten zehn Jahren. Die Überraschung war, dass es von Anfang an Liebe auf den ersten Blick war“, ließ sie sich zitieren: „Wir haben viel Spaß.“
Ob das auch für die Kandidatinnen gilt, ist ab heute einmal wöchentlich am Fernsehbildschirm zu erleben. Joop jedenfalls geht auch „mit einem gewissen pädagogischen Anspruch“ an die Sache heran, wie er erklärte. „Model zu sein ist ein echter Traumberuf“, sagt der 69-Jährige. Die Jury-Tätigkeit versteht er daher als „eine höchst verantwortungsvolle Tätigkeit, um Träume wahr werden und keine unerfüllbaren Illusionen aufkommen zu lassen“. Dass passt zur Beobachtung der „Gala“, die den Modedesigner während der Dreharbeiten als härtesten Kritiker im Jury-Trio erlebte.
Szenenfotos aus der ersten Folge zeigen aber auch eine andere Seite des urteilsfreudigen und beredten Potsdamers: einen begeisterungsfähigen Künstler, der sich vom Zauber des Moments mitreißen lässt und eine Kandidatin spontan mit Stift und Papier verwewigt.
Seine künstlerische Ader hat Joop in den vergangenen Jahren neben der Mode zunehmend gepflegt, mehrere Ausstellungen zeigten Werke des Potsdamers, bis Ende Januar etwa im Museum der Bildenden Künste in Leipzig. Mit Aufträgen zum Beispiel für die Unterwäschemarke „Schiesser“, Möbel-Entwürfen für die traditionsreichen „Neuen Wiener Werkstätten“ und einer extravaganten Tafelsilber-Kollektion für die „Wiener Silber Manufactur“ hat Joop zugleich sein Talent als kreativer Tausendsassa bewiesen – oder die finanzielle Not zur Tugend gemacht, wie böse Stimmen meinten. Erst im Herbst erschien seine Autobiographie „Undressed – Aus einem Leben mit mir“.
Wandelbarkeit, gutes Benehmen und Sprachkenntnisse zählt Joop zu den wichtigsten Model-Eigenschaften, wie er der „TV Movie“ erzählte. In seiner Herangehensweise unterscheide er sich von den anderen Jury-Mitgliedern: „Ich stelle mir die Frage: Wer könnte in Paris laufen, ohne unangenehm aufzufallen?“
Für Joops eigene Mode, die er seit mehr als zehn Jahren unter dem Label „Wunderkind“ in der gleichnamigen Villa am Heiligen See entwirft, verlässt er sich auf Frauen mit Ausstrahlung, die im Leben stehen. Die Potsdamerin Franziska Knuppe etwa, heute international gefragtes Topmodel, entdeckte Joop im Café Heider, wo sie kellnerte. Seine jüngste Entdeckung machte er im Fitnesstudio „Fitness First“ im Potsdamer Bahnhof: Dort sprach er im Herbst die 18-jährige Karolina Haße aus Götz bei Brandenburg an. Drei Wochen später fand sich die Schülerin mit Nasenpiercing in Paris auf der Fashion Week wieder, einem der wichtigsten Branchentreffen der Modewelt, und posierte mit den neuen „Wunderkind“-Kleidern (PNN berichteten).
Eine ähnliche Aschenputtel-Geschichte könnte es auch bei „Germanys Next Topmodel“ geben: Unter den 25 Bewerberinnen ist die 18-jährige Betty aus einem Dorf in Brandenburg – es handelt sich laut Bild-Zeitung um Trebbin im Landkreis Teltow-Fläming. Die Abiturientin wohnt seit acht Jahren im Heim, „da es zu Hause mit meiner Mama nicht mehr so gut geklappt hat“, wie sie im Vorstellungsfilm erzählt. Sie glaubt an sich, setzt auf ihre unkomplizierte und abenteuerlustige Art – und auf ihre Locken: „Ich hab Powerlocken und deswegen klappt es.“
Und Wolfgang Joop? Der könnte mit der Model-Show zum schlagfertigen TV-Profil avancieren. Das Zeug zum Publikumsliebling der Staffel hat er jedenfalls locker.
„Germanys Next Topmodel“ startet heute 20.15 Uhr auf ProSieben.
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