Landeshauptstadt: Wer kriegt Kongsnaes?
Matrosenstation: Segler-Verband will neue Ausschreibung / Verwaltung bereitet Zuschlag vor
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Berliner Vorstadt - In die Diskussion um die künftige Nutzung der historischen Matrosenstation Kongsnaes an der Schwanenallee hat sich jetzt auch der Deutsche Segler Verband eingeschaltet, dem etwa 1400 Vereine angehören. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) drückt Verbandspräsident Rolf Bähr sein „allergrößtes Bedauern“ aus, dass die drei denkmalgeschützten Bauten zu einem Gästehaus ausgebaut werden sollen und dann weder für den Royal Louise e.V. noch den Kongsnaes e.V. zur Verfügung stehen würden.
„Waren doch alle Wassersportler davon ausgegangen, dass die Matrosenstation als der Geburtsort des deutschen Segelsports und als historischer Ursprung der kaiserlichen Marine nicht nur für Deutschland, sondern gerade für Potsdam einen solchen überlieferten Wert darstellt, dass die Anlage im Wesentlichen für diesen Zweck bewahrt wird“, schreibt Bähr. Er weist darauf hin, dass der Royal Louise-Verein die gleichnamige Fregatte, die an ihrem ursprünglichen Liegeplatz in Kongsnaes ständig liegen soll, nicht nur erworben, sondern mit vielen freiwilligen Händen in den letzten drei Jahren renoviert und auf Hochglanz gebracht hat. Das Schiff könne damit allen repräsentativen und touristischen Aufgaben für Potsdam und sein Wasserambiente zur Verfügung stehen.
„Wenn jetzt aus rein fiskalischem Interesse und noch dazu für einen geringen Kaufpreis dieses Ambiente von Matrosenstation und Schiff für immer beendet würde, entstände ein nicht wieder gutzumachender Schaden gerade auch für unseren traditionell ausgerichteten Sport“, erklärt der Seglerpräsident. Insofern wolle er den Oberbürgermeister „bitten, aber auch auffordern“, die Ausschreibung zur Matrosenstation wieder zu eröffnen, damit sich dann auch Segelinteressierte für die Rettung der Station und des Liegeplatzes für die Royal Louise einsetzen können.
Die Stadt hatte die drei Gebäude der Matrosenstation im vergangenen Jahr ausgeschrieben. Damals hatten laut Verwaltung drei Bieter Angebote eingereicht. Erste Turbulenzen gab es, als der Insolvenzanwalt Jörg Zumbaum einen Rückzieher machte. Der Grund: Zumbaum war im so genannten Battis-Bericht zu den Missständen im Potsdamer Bau- und Denkmalamt für die Sanierung der Villa Gericke an der Puschkinallee scharf kritisiert worden. Laut Battis-Bericht war die Villa unter anderem ohne Baugenehmigung saniert worden. Nachdem Zumbaum sein Angebot für die Matrosenstation zurückgezogen hatte, war wochenlang unklar, ob das Areal an der Schwanenallee neu ausgeschrieben werden soll. Dazu hätte die laufende Ausschreibung – Angebotsschluss war im Oktober 2006 – geschlossen werden müssen. Dies wäre nach PNN-Informationen juristisch möglich gewesen. In nicht-öffentlicher Sitzung des Hauptausschusses soll sich jedoch jüngst eine Mehrheit der Stadtverordneten vor allem aus den Reihen von Die Linke und CDU gegen eine neue Ausschreibung ausgesprochen haben. Deshalb habe Oberbürgermeister Jann Jakobs seine Position – er hatte offenbar eine Neuausschreibung befürwortet – aufgegeben. Bleibt es bei der „alten“ Ausschreibung, würde der Zuschlag nun an die Landstedt Kongnaes GbR gehen (PNN berichteten). Die GbR, hinter der vier Potsdamer Gesellschafter stehen, will nach eigenen Angaben 2,8 Millionen Euro investieren und die historische Matrosenstation zum Gästehaus ausbauen. Entstehen sollen 18 Appartements, Freiflächen und Eingangshalle sollen laut Konzept öffentlich zugänglich bleiben; auch die ansässigen Vereine will die Landstedt GbR laut Konzept unterstützen. Der Zuschlag für die GbR wird jedoch erst mit Beschluss der Stadtverordneten tatsächlich erteilt – wann dieser getroffen wird, ist unklar.
Unterdessen sorgt ein weiteres Gebot für die Matrosenstation für Gesprächsstoff: Die Schauspielerin und Unternehmerin Adele Landauer will die Gebäude sanieren und im ehemaligen Bootshaus dem Förderverein Kongsnaes die Darstellung der Geschichte der Matrosenstation ermöglichen. Der „Royal Louise“-Verein soll sich laut Landauers Konzept in einem Yachtkabinett mit Fachbibliothek darstellen; eine Ausstellung hochwertiger Schiffsmodelle soll der Historie des deutschen Sportsegelns gewidmet sein. Außerdem will Landauer vor Ort arbeiten – als Coach und Managementtrainerin für Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik. Landauer hatte ihr Konzept erst Ende Juni eingereicht. Dazu hätten sie Vertreter aus Politik und Wirtschaft ermuntert, so Landauer – die Reaktionen seien außerordentlich positiv gewesen, auch bei der Vorstellung in einzelnen Stadtverordneten-Fraktionen. Dass ihr Angebot nach derzeitigem Stand nicht mehr berücksichtigt wird, steht für sie im Gegensatz zu den bisherigen Aussagen von Kommunalpolitikern und der Stadtverwaltung. E. Hoh. / SCH
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