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Sport: Wer verbremst, verliert
Nico Rosberg muss diesmal Teamkollege Lewis Hamilton den Erfolg überlassen – und ärgert sich nach dem Rennen in Monza
Stand:
Sicher, er konnte es sich im Prinzip leisten, diesmal hinter seinem Teamkollegen Lewis Hamilton ins Ziel zu kommen. Schließlich hat Nico Rosberg auch nach seinem zweiten Platz in Monza im WM-Titelkampf der Formel 1 immer noch 22 Punkte Vorsprung. Doch Rosbergs Miene auf dem Podium sprach Bände: Auch wenn er versuchte, sich ein Lächeln abzuquälen – Rosberg ärgerte sich maßlos über sich selbst. Denn er wusste: Er hätte den Grand Prix von Italien gewinnen können, sogar müssen – wenn er sich nicht zwei mehr oder weniger überflüssige Verbremser in der ersten Schikane geleistet hätte. Für Weltmeister Sebastian Vettel lief es hingegen wie schon gewohnt noch schlechter – er wurde nur Sechster.
Kurz nachdem Rosberg das Ziel passiert hatte, entschuldigte er sich bei seiner Crew. „Sorry Jungs, mein Fehler“, sagte er. Nach den Vorfällen beim Rennen in Spa war der Eindruck entstanden, dass Mercedes ihn doch etwas ungerecht behandelt hatte. Da nämlich hatte er Hamilton mit seinem Auffahrmanöver wohl um den Sieg gebracht, der Engländer hatte ihm Absicht unterstellt. In diesem Zusammenhang hätte ein Sieg Rosberg natürlich gutgetan. Und die psychologische Tendenz dieses Titelkampfes hätte sich wieder in die Richtung des Deutschen gedreht. Doch diese Chance hat Rosberg verpasst, das tat ihm sichtlich weh. Und dann musste sich Rosberg auf dem Podium auch noch Buhrufe anhören – anscheinend hatten sich englische Fans unter die italienischen Anhänger gemischt. Doch diese Herausforderung meisterte er, angeschlagen oder nicht, äußerst elegant und clever: Er bedankte sich in seinem perfekten Italienisch für die tolle Stimmung und die Unterstützung – und schon übertönte ohrenbetäubender Jubel die Schmährufe.
Rosberg beruhigte sich schnell. Er sagte: „Immerhin war es unser erster Doppelsieg seit langer Zeit, das war wichtig. Natürlich bin ich momentan enttäuscht, so kurz nach dem Rennen, aber es ist nun auch nicht die absolute Katastrophe. Lewis ist ein sehr starkes Rennen gefahren, er hat es verdient.“ Rosberg ging auf die Frage, was denn da zweimal in der ersten Schikane passiert sei, zunächst überhaupt nicht ein. Einige Zeit nach dem Rennen sagte er dann eher beiläufig: „Das Bremsen am Ende der langen Geraden ist hier einfach ein ganz kritischer Punkt. Lewis kam von hinten stark auf, hat Druck gemacht, ich musste versuchen, nachzulegen, dabei sind halt dann die Fehler passiert.“
Dabei sah es zunächst gut aus für Rosberg. Am Start schien Hamilton seinem Rivalen alle Chancen zu eröffnen: Aus der Poleposition kam der Brite sehr schlecht weg, „weil es ein Software-Problem gab“, wie Mercedes-F1-Aufsichtsratschef Niki Lauda sagte. Hamilton musste sich als Vierter einreihen, während Rosberg vorne wegziehen konnte. Doch dann kosteten die zwei Verbremser in Runde neun und 29, die mit Umwegen durch den Notausgang endeten, zu viel Zeit, sodass Hamilton am Ende doch sicher gewann und dementsprechend jubeln durfte. Ob er und Nico denn jetzt wieder Freunde seien, wurde der Brite gefragt. Bei aller Siegesfreude spielte Hamilton jedoch nur halb mit. „Ja schon“, sagte der Brite. „Wir sind Teamkollegen.“
Für Sebastian Vettel begann das Rennen zunächst ordentlich: Er erwischte einen guten Start, fuhr von Platz acht auf Rang fünf nach vorne. Dann setzten er und vor allem das Team auf Risiko, nachdem er sich ja von der Rennperformance des Red Bull einiges versprochen hatte. Um an dem vor ihm liegenden Kevin Magnussen im McLaren sicher vorbeizukommen, kam er früh zum ersten Reifenwechsel an die Box. „In Runde 17, 18 reinzukommen, das wäre schon ziemlich mutig“, hatte er am Samstag noch gesagt. Tatsächlich versuchte er es dann auch in Runde 18. „Im Nachhinein gesehen war das wohl doch um einiges zu früh – aber im Nachhinein ist man auch immer schlauer“, sagte Vettel.
Vettel ärgerte er sich ein bisschen, als sich am Ende seine Reifen doch zu sehr abnutzten und er sich so hinter seinem Teamgefährten Daniel Ricciardo, der acht Runden nach ihm gewechselt hatte, wieder nur mit Rang sechs begnügen musste.
Red-Bull-Motorsportkoordinator Helmut Marko nahm die Schuld allein auf sich: „Uns ist ein grober Fehler bei der Strategie unterlaufen. Wir haben Sebastian viel zu früh hereingeholt. Wir hatten keine Erfahrungswerte und dadurch war er am Ende des Rennens wehrlos gegen Ricciardo.“ Aber auch ohne ordentliche Reifen habe Vettel alle anderen, die da noch drückten, hinter sich gehalten. Marko sagte: „In dieser Situation hat man sein Können und seine Erfahrung gespürt.“
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