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Landeshauptstadt: Wer zahlt die moderne Medientechnik?

Finanzminister Markov stritt mit BAM-Chefs auf offener Bühne über Geld und Termine

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Innenstadt - Zehntausende Potsdamer und Gäste der Landeshauptstadt nutzten am Samstag die Chance, die Landtagsbaustelle am Alten Markt zu besichtigen. Um 11 Uhr öffnete sich das Fortunaportal – der an diesem Tag einzige Weg in den Innenhof des Landtagsschlosses – und um „13 Uhr haben wir bereits 6250 Besucher gezählt“, berichtete der Vorstandsvorsitzende des Baukonzerns BAM, Alexander Naujoks, während einer Podiumsdiskussion mit Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Die Linke).

Geprägt war dieser Tag der offenen Landtagsbaustelle nicht allein durch die Freude vieler Potsdamer über die wiederentstehende Stadtmitte und den Sonnenschein – Thema Nummer eins war die Ankündigung der BAM am Freitag, das neue Landesparlament werde womöglich später als bislang angekündigt im Herbst 2013 fertiggestellt. BAM-Vertreter nutzten jede Bühne – vor Publikum, vor Pressevertretern – um sich mit Markov über Geld zu streiten. So nannte BAM-Chef Naujoks den Finanzminister vor Tausenden Zuhörern auf dem Alten Markt „knickrig“, was diesem die Gelegenheit gab, sich als strenger Hüter der Landeskasse darzustellen: „Es ist ja nicht mein Geld.“

Naujoks deute auf offener Bühne an, dass zur pünktlichen Fertigstellung des neuen Landtages nur ein paar Checks fehlen mit Markovs Unterschrift darauf: „Wenn wir eine Einigung finden, marschieren auch die Bautruppen in die richtige Richtung“, erklärte der BAM-Boss: „Es ist noch genug Zeit – bis Herbst oder Jahresende 2013.“

Im Kern geht es insbesondere um eine Anpassung der Medientechnik, die mit der Verlegung von 162 Kilometern Kabel verbunden sei. Seit der Landtag um 2008 geplant worden ist, hat sich die Medien- und Kommunikationstechnik rasant fortentwickelt. „Es gab eine starke Entwicklung auf dem Markt“, erklärte BAM-Technik-Chef Thomas Weber. Wenn das Land nun modernste Technik wünsche, seien das „Nachforderungen“, „Änderungswünsche des Landtages“ und „Zusatzleistungen“. Weber: „Wir hatten den Auftrag, die Medientechnik neu zu planen.“ Das koste Zeit, etwa zehn Monate, sagte Weber – erklärte aber an anderer Stelle, ähnlich wie sein Chef Naujoks: Herbst 2013 als Übergabetermin könne gehalten werden – „wenn alle an einem Strang ziehen“. Die Bekanntgabe der Verzögerungsdrohung am Freitag, einen Tag vor dem Ansturm der Baustellenbesucher, nannte Weber „ein Signal des Aufrüttelns“.

Markov indes gab am Morgen vor Journalisten noch den Ahnungslosen. Er habe von den Bauverzögerungen aus der Zeitung erfahren. „Es gibt keine veränderte Bauleitplanung“, die BAM habe ihm gegenüber „keine Bauverzögerungsanzeige gemacht“. Markov verdeutlichte aber mit Sätzen wie „Das sind ganz normale Verhandlungsdinge“ an, dass hinter den Kulissen hart gerungen wird. Den Streit infolge der Taktik der BAM auch in der Öffentlichkeit austragen zu müssen, hätte ihn „überrascht“. Sein Widerpart Naujoks deutete an, dass es auch künftig der Finanzminister als Bauherr sein wird, der den Landtagsbau öffentlich vertreten muss: „Sie werden ausgelacht, wenn Sie bei der Eröffnung veraltete Technik haben.“

Als über diesen finanziellen Niederungen und den Terminproblemen schwebend gab sich Landtags-Architekt Peter Kulka. Ihm gelang es, die Besucher zu begeistern, mitzureißen: „Das Glücklichste ist, das Potsdam sich seines Zentrums besinnt“. Angesichts der historischen Dimensionen dieses Baus fragte er: „Was ist schon ein halbes Jahr?“

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