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Sport: „Werden jetzt erstmals richtig gefordert“

Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder zu den bevorstehenden englischen Wochen in der Bundesliga und der Champions League, zum Flutlicht in Babelsberg und zu Conny Pohlers im Wolfsburger Trikot

Stand:

Herr Schröder, der von Ihnen trainierte Deutsche Frauenfußball-Meister Turbine Potsdam steht vor zwei englischen Wochen mit fünf Partien an 15 Tagen. Kam der spielfreie Sonntag am vergangenen Wochenende daher gerade recht?

Wir haben noch einmal durchgeatmet und uns – bildlich gesprochen – konzentriert an die Startlinie gestellt, denn die Meisterschaft beginnt für uns ja jetzt erst richtig. Die bisherigen drei Spiele, die wir alle gewonnen haben, sind normal abgelaufen. Jetzt kommen die ersten ernsthaften Gegner.

In der Bundesliga warten am Sonntag der VfL Wolfsburg, dann die SG Essen-Schönebeck und schließlich der USV Jena auf Potsdam. Der wird sich keinen Ausrutscher erlauben dürfen, wenn er im Titelrennen bleiben will, oder?

So ist es. Wir wissen, dass es schon am Sonntag in Wolfsburg ein ganz schweres Spiel für uns werden wird, in dem wir jetzt wahrscheinlich erstmals richtig gefordert werden. Diese Partie wird für uns in gewisser Weise schon ein Wegweiser sein. Sie wird uns zeigen, wo wir momentan von unserem Leistungsvermögen her wirklich stehen. Wolfsburg hat sich ja selbst zu einem Meisterschaftsfavoriten erklärt und wird uns entsprechend begegnen.

In der Champions League ist Turbines erklärtes Ziel das Finale 2012 in München. Wie ist auf dem Weg dorthin Potsdams erster Gegner Thor AK aus Island einzuschätzen, bei dem Ihre Mannschaft am Mittwoch nächster Woche antreten wird?

Es wäre Kaffeesatzleserei, jetzt zu erklären, dass uns dort ein leichtes oder ein schweres Spiel erwartet. Wir kennen die isländischen Mannschaften. Die sind alle sehr kampfstark. Wenn alles normal läuft, dürfte Thor AK jedoch keine Truppe sein, vor der wir große Angst haben müssten. Wir nehmen den Gegner natürlich sehr ernst, zumal wir bis dort oben in den Norden Islands einen weiten Weg zu bewältigen haben und die Reisestrapazen dadurch groß sind. Wir fliegen am Dienstag früh um halb zehn in Tegel los und sind abends um halb acht erst in Akureyri im Hotel. Diese Reise kostet uns sehr viel, allein für die Flüge brauchen wir schon mehr als die 20 000 Euro, die wir von der UEFA für diese Runde erhalten. Sportlich entscheidend wird sein, wie wir das Hinspiel in Akureyri bestreiten.

Island ist für Turbine kein unbekanntes Terrain – 2005 gelang bei Valur Reykjavik ein ungefährdeter 8:1-Sieg.

Inzwischen haben sich aber alle Mannschaften weiterentwickelt, auch die isländischen. Das Niveau dort ist deutlich gestiegen. Islands Nationalmannschaft hat sich ebenfalls stabilisiert, sie hat bemerkenswerte Einzelspielerinnen in ihren Reihen. Und die Klubs sind auf einem guten Weg. Es ist aber natürlich nicht mit der Bundesliga in der Breite zu vergleichen. Und wir wollen uns dort gleich eine gute Basis für das Rückspiel eine Woche später zu Hause schaffen.

Dieses Rückspiel gegen Thor AK am 5. Oktober wurde von der UEFA für 19 Uhr angesetzt. Sind Sie sicher, dass bis dahin im Karl-Liebknecht-Stadion das Flutlicht wieder funktioniert?

Hundertprozentig. Wir gehen davon aus, dass wir dann unter Flutlicht spielen. Eine andere Diskussion wollen wir gar nicht erst aufkommen lassen.

Was aber, wenn die Schäden an den abklappbaren Masten bis dahin doch nicht so behoben sind, dass das Licht wieder strahlen kann?

Das steht wie gesagt nicht zur Diskussion. Dass das Flutlicht dann brennt, ist eine sportpolitische Angelegenheit, die gemeinsam geklärt wird.

Das heißt: mit Turbine?

Wir sind der Verein, der dieses Flutlicht benötigt, und sind gemeinsam mit dem SV Babelsberg 03 darangegangen, dieses Flutlichtspiel zu sichern.

Zunächst geht es aber am Sonntag nach Wolfsburg zum Bundesliga-Vierten. Da werden Sie mit Conny Pohlers, Navina Omilade, Leni Larsen Kaurin, Nadine Keßler und Josephine Henning gleich fünf Ihrer ehemaligen Spielerinnen begegnen. Und die werden gegen Turbine besonders motiviert sein.

Das ist immer so. Wir werden besonders auf Conny Pohlers aufpassen müssen, die in der vergangenen Saison Torschützenkönigin der Bundesliga wurde und auch in diesem Spieljahr schon wieder entscheidende Treffer erzielt hat. Sie wird natürlich besonders motiviert sein. Andere Spielerinnen aber auch. Es gibt ja mittlerweile kaum noch eine Bundesliga-Mannschaft, in der nicht ehemalige Turbine- Spielerinnen am Ball sind. Die Besonderheit bei Wolfsburg ist, dass dort seit dem Sommer mit Nadine Keßler und Josephine Henning zwei Spielerinnen aktiv sind, die in den vergangenen beiden Jahren mit uns noch Deutscher Meister und Champions-League-Sieger wurden. Die werden immer noch ein bisschen ihre Zeit in Potsdam im Auge haben und es gegen uns besonders wissen wollen. Was normal ist.

Wie sieht es bei Ihrer Mannschaft für die bevorstehenden englischen Wochen personell aus?

Momentan haben wir außer Tabea Kemme und Anna Felicitas Sarholz keine nennenswerten Ausfälle. Kemme wird wegen ihres Muskelfaserrisses noch nicht spielen können, wir gehen da kein Risiko ein. Und ob Sarholz in diesem Jahr überhaupt noch spielen kann, ist fraglich. Monique Kerschowski und Daniela Löwenberg sind gerade im Aufbau und müssen sich über die zweite Liga wieder hochspielen. Das gleiche gilt für Stefanie Draws, die durch einen grippalen Infekt zurückgeworfen wurde. Abzuwarten ist außerdem, ob Monique Kerschowski, Inka Wesely und Ann-Katrin Berger heute abend gesund vom Lehrgang der U23 zurückkehren.

Das Interview führte Michael Meyer.

Bernd Schröder (69) hob 1971 den Frauenfußball bei Turbine Potsdam aus der Taufe. Seitdem ist

der jetzige Rentner,

abgesehen von kurzen Pausen, Trainer der

1. Mannschaft.

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