
© Andreas Klaer
Von Christin Köppen: Wetterextreme sorgen für Ernteeinbußen Potsdamer Landwirte in Sorge / Obstgut Marquardt in „existenzgefährdender“ Situation
40 bis 60 Prozent Ernteausfall bei allen Früchten. So lauten die Befürchtungen von Manfred Kleinert vom Obstgut Marquardt.
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40 bis 60 Prozent Ernteausfall bei allen Früchten. So lauten die Befürchtungen von Manfred Kleinert vom Obstgut Marquardt. Schuld daran sei der zweimalige Blütenfrost im Frühjahr, so Kleinert. Das trockene, heiße Wetter der letzten Wochen „tat sein Übriges“ – und sorgt nun dafür, dass Kleinerts Kirschen, Äpfel und Pflaumen in diesem Jahr nicht zur vollen Größe auswachsen. Außerdem ist die Ernte um 14 Tage im Verzug, so dass zum Hoffest auf dem Obstgut am Wochenende zwar die Pflaumen-Selbsternte eröffnet wurde, die Früchte aber erst in zwei Wochen reif sein werden.
Den Potsdamer Bauern machen die Wetter-Kapriolen zu schaffen. Auch Landwirt Ernst Ruden, der im Ortsteil Krampnitz eine Nutzfläche von 200 Hektar bestellt, erwartet beim Getreide einen Ausfall von 15 Prozent. „Eigentlich haben wir mit einer guten Ernte gerechnet, doch durch die lange Trockenheit ist das Korn zu klein geblieben“, sagt Ruden.
Besonders für die Kartoffelernte sehe es „böse“ aus. Der Regen in der vergangenen Woche sei zu spät gekommen, so dass die Kartoffeln zu klein bleiben und Ruden mit einem allgemeinen Preisanstieg von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr rechnet. Gleichzeitig seien seine Kosten stabil geblieben oder gar gestiegen, so dass auch die höheren Preise das Defizit nicht ausgleichen können.
Kleinerts und Rudens Erfahrungen decken sich mit dem Erntebericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Laut diesem ist das Erntejahr 2010 von Wetterextremen geprägt. Durch den langen schneereichen Winter und die anhaltend nass-kalte Witterung im April hat sich das Getreide nur verzögert entwickelt. Die seit Mitte Juni vorherrschenden hohen Temperaturen und die anhaltende Trockenheit haben jetzt die Abreife der Getreidebestände zu sehr beschleunigt und den Erntebeginn verfrüht. Auch der brandenburgische Landesbauernverband hat bereits vor Ernteausfällen gewarnt.
Obwohl die Stimmung gedrückt ist, existenzbedrohlich ist die Erntesituation für das Familienunternehmen von Ernst Ruden nicht. Durch den vielseitig aufgestellten Betrieb mit Viehzucht und Gemüseanbau könne man Ausfälle bei der Getreideernte etwas ausgleichen. „Da heißt es Augen zu und durch“, so Ruden. Für die kommenden Wochen hofft er auf trockenes Erntewetter, denn der Raps müsse noch eingefahren werden. Gleichzeitig sorgt sich Ruden um die Zukunft der Landwirtschaft in Brandenburg, die sich angesichts des Klimawandels auf extrem kalte Winter und heiße, trockene Sommer einstellen müsse. Speziell eine gesicherte Wasserversorgung seiner Felder beschäftigt den Landwirt.
Bedenklicher ist die Situation im Obstgut Marquardt, die von Manfred Kleinert als „ernst“ und „existenzgefährdend“ eingeschätzt wird. Er weist zudem auf die Bedeutung des Obstanbaus als Teil der Kulturlandschaft von Brandenburg hin, den es zu erhalten gelte. Deshalb hat er sich nun an die Landesregierung gewandt. Demnächst erwarte er einen Besuch von Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD), der sich über die Situation informieren wolle.
Weil er sich als Landwirt bedingungslos nach dem Wetter zu richten hat, fordert Kleinert eine Investition in die Forschung: „Wir brauchen Technologien und neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Sorten und Anbauformen.“ Nur so könne die Existenz der Obstbauern und die Versorgung der Bürger mit regionalen Produkten gesichert werden.
Christin Köppen
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