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Links und rechts der Langen Brücke: Whoom!

Sabine Schicketanz über eine Stadt, die vor Tatendrang schier explodiert – weil ihre Agenda trotz aller politischen Fehlentscheidungen stimmt

Stand:

Am Montag die Metropolis-Halle. Am Dienstag die historische Schlossfassade und die Speicherstadt. Am Donnerstag die Brache in Drewitz. Die zurückliegende Woche lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Whoom! Potsdam explodiert! Millionen-Investitionen, Grundsteine und erste Spatenstiche in der Innenstadt und jenseits der Havel in Drewitz, in Babelsberg, in der Templiner Vorstadt. Innerhalb nur weniger Tage wurden die entscheidenden Schritte gemacht, um drei stadtbekannte Brachen zu beseitigen – in der Potsdamer Mitte, in der Speicherstadt und in Drewitz. Dazu kommt der Bau der immer öfter, immer dringender benötigten Mehrzweckhalle im Babelsberger Filmpark. Damit haben sich plötzlich Jahrzehnte alte städtebauliche Probleme gelöst, scheinen erbitterte politische Debatten auf einen Schlag in Wohlgefallen aufzugehen. Wie das möglich ist? Durch eine Initialzündung – den Landtagsneubau. Auch wenn es bis zum vergangenen Dienstag, bis zur 20- Millionen-Euro-Spende des SAP-Gründers und Potsdam-Liebhabers Hasso Plattner gar nicht danach aussah, als würde der Bau mit der historischen Schlossfassade entstehen können. Doch hat das wichtige, wenn auch teilweise würdelose Gezerre um das künftige Gesicht der Potsdamer Mitte die Stadt in Fahrt gebracht – aus dem Herzen heraus bewegte sich etwas, und diese Dynamik hat sich ausgebreitet: Zu Investoren, die Millionen in die Hand nehmen, zur Prominenz, die nicht nur in die Stadt zieht, sondern sich auch finanzkräftig engagiert, zu den Potsdamern, die mit ihrem bürgerschaftlichen Handeln ihre Stadt prägen. Die Politik, die Stadtregierung, hat mit Sicherheit nicht alles richtig gemacht in den vergangenen Jahren. Manche Brache hätte schneller beseitigt werden können, Großprojekte wie das Niemeyer-Bad und Klassenkampf-Szenarien wie am Griebnitzsee-Uferweg hätten Potsdam erspart bleiben können. Die große Richtung aber, die Stadt-Agenda, die stimmt bereits seit Jahren. Dazu gehören das Kaufhaus in der Brandenburger Straße, der Theaterneubau, das Stadtschloss und die Synagoge – für ihren Bau gab das Land in der vorvergangenen Woche das entscheidende Signal. Was nun noch brach liegt, etwa Teile des Stadtkanals oder der Wiederaufbau der Garnisonkirche, wird sich fügen – allein durch die Wucht der jetzigen Potsdam-Explosion.

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