Landeshauptstadt: Wichtiger Standort für VW
Konzern will Mitarbeiterzahl in Potsdam auf 60 aufstocken / Eröffnungsfeier im Design-Center im Mai
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Konzern will Mitarbeiterzahl in Potsdam auf 60 aufstocken / Eröffnungsfeier im Design-Center im Mai Von Günter Schenke Berliner Vorstadt – Während auf den meisten Bildschirmen im neuen VW-Design-Center Autobilder flimmern, sind auf dem von Tayo Osobu Farben und Stoffmuster zu sehen. Die junge Frau entwirft Stoffe und Bezüge für die Inneneinrichtung eines Autos. Seit zwei Jahren arbeitet sie schon in Potsdam, erst im Behelfsbüro und seit Januar im fertig gestellten Gebäude an der Schiffbauergasse. „Unsere Designer kommen aus der ganzen Welt“, sagt Peter Schreyer, der das Potsdamer Zentrum leitet. Tayo Osobu ist ein Beispiel dafür. „Eigentlich komme ich aus London“, sagt sie. Ihr vorheriger Arbeitsplatz befand sich aber in Barcelona. Nach Auflösung der dortigen VW–Abteilung wechselte sie nach Potsdam. „Ein guter Tausch“, findet sie, denn sie hat sich mit der Stadt gut angefreundet und wohnt „gleich gegenüber“. 30 Designer, also Menschen, die Formen für Industrieprodukte entwickeln, sind derzeit hier beschäftigt. In diesem Jahr wolle VW auf 50 und im Jahr 2006 auf 60 Mitarbeiter aufstocken, informiert Schreyer. Der Leiter der „Advanced Design Volkswagen AG“ – so die offizielle Bezeichnung – ist langjähriger Experte der VW-Formensprache. Auf ihn geht der Basisentwurf des VW Beetle zurück. Er entwickelte Audi-Modelle sowie den VW Lupo. Die Mehrzahl der hinter den Bildschirmen und in der Werkstatt arbeitenden Mitarbeiter seien junge Leute, die oft gerade erst das Studium hinter sich gebracht haben, erklärt Schreyer. Junge Ideen seien ebenso wichtig wie die Kompetenz der Erfahrenen, betont er. Die Potsdamer Zentrale arbeite für alle Marken des Konzerns. „Darüber hinaus sind wir an Auftraggebern außerhalb von VW interessiert“. Hierbei gehe es zum Beispiel um Entwürfe für die Kamera- und die Uhrenindustrie. Über den Standort ist Schreyer des Lobes voll. VW habe sich beim Bau des neuen Design-Centers für Potsdam entschieden, weil die Stadt die entsprechende Infrastruktur biete, als Kunst- und Kulturstadt seit jeher kreative Menschen anziehe und nicht zuletzt in unmittelbare Nähe zur Hauptstadt liege. Obwohl im Design-Center bereits gearbeitet wird, bietet manche Ecke noch das Bild einer Baustelle. Im Mai solle es laut Schreyer eine offizielle Eröffnungsfeier geben. Die PNN hatten gestern bereits Gelegenheit, die fertigen Innenräume in Augenschein zu nehmen. Größter Raum ist eine lichtdurchleuchtete Halle mit zwei Drehbühnen. Diese lassen sich, wie Beleuchtung und Jalousien auch, von einem Steuerpult bedienen. In der Halle werden Automodelle präsentiert und begutachtet; auf einer Projektionswand lassen sie sich in Originalgröße aus wechselnde Ansicht darstellen. Im verkleinerten Maßstab eins zu vier stehen neue oder auch verworfene Modelle in der Modell-Werkstatt – vor den Augen Neugieriger durch Tücher abgedeckt. Das Hineinschauen von außen verhindern entsprechende Vorbauten. Sicherheit schreiben die VW-Leute groß. Auf der Galerie über der Halle arbeiten Designer an Bildschirmen. Anders als in der Modell-Werkstatt entwerfen sie ein virtuelles Bild vom Auto der Zukunft. „Wir nennen das hier den Marktplatz“, sagt der Design-Chef im zweitgrößten Raum. Hinter Stahltüren verbirgt sich eine Lackiererei. Ein Paternosteraufzug schafft jedes gewünschte Teil herbei. Eine „Vorausarbeit“ werde in Potsdam geleistet, sagt Rüdiger Folten vom VW-Bereich Forschung und Entwicklung. „Hier werden Impulse gesetzt und neue Stile kreiert“. Es dauere vier Jahre, bis die Ideen Eingang in die Praxis finden – wenn überhaupt. Denn viele Studien werden nie verwirklicht. Eine Art Spiel. „Wir haben einen unheimlich großen Freiheitsgrad“, sagt Schreyer.
Günter Schenke
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