Landeshauptstadt: Wider den Spitzahorn Beim Internationalen Workcamp roden 14 Mädchen Pflanzen auf dem Kapellenberg – und machen nebenbei Urlaub
Von Henri Kramer Sprachwirrwar in der Pause: Englisch, französisch, spanisch, russisch, italienisch, bröckchenweise deutsch. „Es passt gut, dass wir in der Nähe von Babelsberg untergebracht sind – das klingt wie babbeln“, sagt Lydia Gonzalez und lächelt.
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Von Henri Kramer Sprachwirrwar in der Pause: Englisch, französisch, spanisch, russisch, italienisch, bröckchenweise deutsch. „Es passt gut, dass wir in der Nähe von Babelsberg untergebracht sind – das klingt wie babbeln“, sagt Lydia Gonzalez und lächelt. Sie ist eine von 14 Mädchen, die noch bis zum 20. Juli auf dem Kapellenberg Pflanzen roden, damit die Gegend um die russisch-orthodoxe Kirche gepflegter und schöner aussieht. Lydia und die anderen Mädchen sind Teilnehmer beim zweieinhalb Wochen dauernden „Internationalen Workcamp“, dass die Berliner Vereinigung Junger Freiwilliger(VJF) zum wiederholten Mal in Potsdam veranstaltet. Dabei arbeiten die Jugendlichen pro Tag etwa vier bis fünf Stunden, bekommen dafür Unterkunft in einem Haus der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Schlaatz und Verpflegung. Die An- und Abreise zahlt jeder „Freiwillige“ selbst. „Die Mädchen sind sehr fleißig und helfen mit Elan und Freude“, lobt Peter Hermaann vom städtischen Bereich Grünflächen, der dass Projekt für die Stadt mitbetreut. Er ist bei allen Fragen zur Arbeit die Kontaktperson vor Ort. Seit dem vergangenen Dienstag ist es vordringlichste Aufgabe der jungen Freiwilligen, eine Sichtachse zwischen der Orthodoxen Kirche und der Alexandrowka-Siedlung frei zu roden. „Der Spitzahorn muss raus“, sagt Hermaann und zeigt auf ein Bäumchen. Am morgen mussten die Mädchen schon Brennnesseln rupfen, weil dass die Haut zu sehr reizte, macht dies in Zukunft nun eine Maschine. Nach der Arbeit kommt nachmittags die Kultur. „Sanssouci, das Marmorpalais, eben die Schlösser“, nennt Lena Remesat, eine der beiden Teamleiterinnen, die verschiedenen Stationen, wo die Gruppe schon war. Weil das Workcamp zusammen mit der Schlösserstiftung abgestimmt ist, kamen sie kostenlos in die alten Gemäuer. Dazu stand ein langer Samstag in Berlin an, ebenso ein Bad im Babelsberger See. „Ein bisschen kalt“, kommentiert die zweite Betreuerin Pilar Saucedo. Sie kommt eigentlich aus Mexiko und lebt seit April in Berlin. Dort absolviert sie noch bis November ein Praktikum bei dem Freiwilligenverein. „Am Anfang hatten wir bei dem Workcamp noch nicht so viel Spaß, weil es so oft geregnet hat – doch jetzt haben sich alle eingelebt“, erzählt Pilar. Auch die anderen Mädchen berichten von kleineren Startproblemen. „Natürlich ist es schwierig, wenn so viele verschiedene Kulturen aufeinander treffen“, sagt Lydia Gonzalez. Lucia Requejo, die zweite Spanierin in der Gruppe, nickt. Es hätte schon kleinere Reibereien beim Abwasch gegeben, „bei 15 Leuten ist das ja auch kein Wunder“. Doch insgesamt, so sagen alle Mädchen, überwiegen die positiven Erfahrungen. Ein Beispiel: Die gemeinsamen Mahlzeiten. „Wir essen hier international, jeder aus der Gruppe muss einmal eine Spezialität seines Landes zubereiten“, so Teamleiterin Pila Saucedo. Marta Campanelli kochte zum Beispiel einmal „echte“ Spaghetti Carbonara. „Die Soße ist dabei nur mit Schweinefleisch und Eiern gemacht, aber ohne Sahne“, erklärt Marta den Unterschied zu normalen Fertigsoßen. Auch armenisch stand schon auf dem Speisenplan, ebenso die spanische Küche. „Es gab Tortillas und Sangria“, sagen die beiden Spanierinnen in der Gruppe grinsend. In den nächsten Tagen soll die Rodung am Kapellenberg plangemäß weitergehen. Zudem will die Gruppe noch einmal nach Berlin, um dort nach letzten Resten der Mauer zu suchen. „Hier lernen wir wirklich viel neues Wissen kennen“, sagt Teamleiterin Lena – vor allem die Sprachfähigkeiten werden verbessert. „Alle versuchen hier, auch ein wenig deutsch zu sprechen.“ Die beiden Spanierinnen Lydia und Lucia nicken und sind sich einig: „So eine Erfahrung könnten wir zu Hause nie machen.“
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