Landeshauptstadt: Wider den Umzug
Im Mädchentreff „Zimtzicken“ herrscht Unruhe, seitdem klar ist, dass der Jugendclub umziehen muss – die jungen Besucherinnen denken, dass das neue Domizil längst nicht so schön sein kann wie jetzt
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So richtig will es Jenny nicht verstehen, was das Jugendamt für ihren Lieblingsplatz plant. „Sogar zweimal umziehen?“, fragt die 11-Jährige ungläubig, als Sozialarbeiterin Wiebke Matthesius-Handorf ihr erzählt, dass der Mädchen-Treff Zimtzicken seine Räume verlieren wird, die er sich bisher in einem flachen Bau mit dem Waldorfkindergarten teilt. Seinen Plan hat Jugendamtschef Norbert Schweers vergangene Woche erläutert: Die Zimtzicken sollen so schnell wie möglich ins Zentrum-Ost ziehen, in die Räume des Kinderladens Rappelkiste am Hans-Marchwitza-Ring 55. Dies sei nötig, um am bisherigen Standort Wall am Kiez 6 genügend Platz für einen Hort zu schaffen, so Schweers. Allerdings gibt es ein Problem: Weil die Rappelkiste ihrerseits erst im September in die Waldstadt umzieht, muss für die Zimtzicken eine Übergangsunterkunft her. Noch weiß keiner, wo diese sein wird. Ein Unding, wie Kinder und Mitarbeiter im Mädchentreff finden.
Jenny zum Beispiel kommt „jeden Tag“ zu den Zimtzicken – schon deshalb, weil sie gleich um die Ecke im südlichen Stadtzentrum wohnt. „Meine Eltern sind vor kurzem hierher gezogen“, erzählt sie. Trotz ihres Alters – sie ist eine der Jüngsten im Treff – habe sie schnell viele Freunde gefunden. Daneben gefalle ihr am Mädchentreff, dass sie „ihr eigenes Ding“ machen könne – und viele Sachen, wie Kochen, Theaterspielen, Maskenbau Drei ihrer Freundinnen bejahen dies. „Hierher kommen auch Mädchen aus anderen Ländern, wodurch wir viele andere Seiten des Lebens kennenlernen.“, sagt Chrissie, mit 16 Jahren eine der Ältesten im Club. Und fügt hinzu „Weg wollen wir hier sicher nicht.“
Auch Sozialarbeiterin Matthesius-Handorf ist über die Pläne der Verwaltung alles andere als glücklich. Eigentlich habe ihr Treff noch einen gültigen Mietvertrag. Doch habe man letztendlich dem Drängen der Verwaltung nachgegeben, in ein neues Quartier zu ziehen. „Nicht vereinbart war allerdings der doppelte Umzug.“ Das Problem dabei sei, dass sich ein Angebot wie ein Mädchentreff an einem neuen Ort erst etablieren müsse. „Dies braucht Zeit um zu wachsen“, so Matthesius-Handorf. Zudem würden wegen der Entfernung nach dem Umzug wohl viele langjährige Kooperationspartner verschwinden. Gleichzeitig müsste bei der Gestaltung der Lehr-Räume wieder viel Arbeit investiert werden. „Wir fühlen uns total in der Schwebe,“ sagt Matthesius-Handorf. Und mit jedem Umzug müsste der Treff wieder bei Null anfangen – mit der Ungewissheit, ob ihnen die bisherigen Besucherinnen auch die Treue halten.
Die Mädchen um Chrissie und Jenny zumindest sagen, dass sie trotz des Umzugs weiter kommen möchten. Dennoch haben sie Sorgen. „Die neuen Räume werden sicher nicht so schön“, so Chrissie. Auch die zwölfjährige Steffie fürchtet, dass gerade das Außengelände – jetzt eine Art Naturspielplatz – am neuen Standort „viel schlechter“ sein werde. Wiebke Matthesius-Handorf nickt, wenn sie solche Befürchtungen hört. „Wir werden wohl eine Zeit brauchen, damit der neue Treff wieder schön wohnlich ist“. Aber gegen einen doppelten Umzug, dagegen wolle man sich wehren.
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