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Frauenfußball: Wie aus einem Guss
Beim 4:0 von Turbine Potsdam gegen den HSV staunte selbst der Erfolgstrainer
Stand:
War Turbine Potsdam schon so gut, oder der Hamburger SV so erschreckend schwach? Mit 4:0 (2:0) legte der amtierende Meister einen bemerkenswerten Start in die neue Frauenfußball-Bundesliga hin – obwohl nur jede vierte Chance ins Tor fand. „Ich bin froh, dass Potsdam bisher nicht so viel Torschusstraining gemacht hat“, schloss HSV-Trainer Achim Feifel seine Lobeshymne über die Gastgeberinnen: Das Beste, was er seit Jahren zum Saisonauftakt gesehen hatte, „von der ersten Sekunde an überlegen“, gelaufen seien die Potsdamerinnen wohl das Doppelte seiner Spielerinnen, und sie waren gedanklich immer schneller, schätzte Feifel ein.
Auch Turbine-Trainer Bernd Schröder war begeistert. „So oft spielt man nicht das erste Spiel so“, staunte der Erfolgscoach, „wie aus einem Guss.“ Er hatte umgestellt, auf eine Fünfer-Abwehrkette gesetzt, bei der abwechselnd Babett Peter und Tabea Kemme eine Art Libera gaben. Beim Umschalten auf den Angriff zog es bis zu drei Spielerinnen nach vorn. Für den HSV ging das eindeutig zu schnell.
So dauerte es nicht lange, bis der amtierende Meister auch ohne Zugang Antonia Göranson (Magenprobleme über Nacht) seine Favoritenstellung bestätigte und sich in der ersten Hälfte zehn torreife Situationen erarbeitete. Anja Mittags abgerutschte Flanke näherte sich bedrohlich nah dem HSV-Tor (3.), Yuki Nagasatos Kopfball (7). flog knapp am linken Pfosten vorbei. Schnell belohnten sich die Gastgeberinnen für ihr Engagement. Genoveva Anonma traf nach Nagasatos kluger Kopfballrückgabe von der Strafraumgrenze zum 1:0 (9.). Zwölf Minuten später erlief die Japanerin einen Steilpass von Kemme und traf aus der Drehung ins lange Eck.
Der HSV blieb harmlos, kam selten aus der eigenen Hälfte und lediglich zu einer Chance. Jessica Wich (23.) umspielte nach einem Sprint übers halbe Feld noch Peter – aber Ann-Katrin Berger hatte bei ihrem Punktspiel-Debüt für die Potsdamerinnen aufgepasst. Dafür gabs Lob von Schröder, der in Erwägung zieht, wegen der Verletzung von Anna Felicitas Sarholz noch eine Torhüterin zu verpflichten. Leichte Gefahr drohte dem von Berger gehütete Tor nur noch bei einigen wenigen Standards. Während der HSV weiterhin mit den individuell überlegenen Potsdamerinnen rang, rangen diese mit ihrer Konzentration: Nagasato (25., 41., 43.) vergab dreimal aussichtsreich und ein Treffer durch Mittag wurde wegen Abseits nicht anerkannt (32.).
Zielstrebiger wurden die Gastgeberinnen wieder nach dem Seitenwechsel. Patricia Hanebeck, die mit vielen klugen, schnell gespielten Pässen viel für ein effektives Umkehrspiel tat, traf mit einem Freistoß die Latte (46.), Jennifer Cramer im Nachschuss nur den Pfosten (55.). Dann aber entschieden Nagasato nach Vorarbeit von Zietz (58.) und Anonma aus 25 Metern über die sehr gute, aber recht kleine HSV-Keeperin Bianca Weech hinweg ins lange Eck (62.). 4:0 – mehr gelang den Turbinen trotz drückender Überlegenheit vor den 2790 Zuschauern nicht. Weech parierte noch fünf Chancen und verhinderte so ein Debakel für die Gäste.
Turbine: Berger; Zietz, Schmidt, Peter, Kemme, Cramer; Mittag, Odebrecht, Hanebeck; Mittag (74. N. Andonova), Nagasato (74. I. Kerschowski), Anonma
HSV: Weech; Engel, Brüggemann, Haye, Meiforth, Simon; Timmermann (80. Nöhr), Bagehorn (66. Saländer), Ewers (46. Brenner), Wich; Kameraj
Ingmar Höfgen
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