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Fachsimpeln. Junge Filmfans interviewten Oscar-Preisträger Ruzowitzky.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Wie bringt man dem Mops das Sprechen bei?

Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky verriet an der Kinderfilmuni der HFF die Tricks der Filmemacher

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Eben noch saß die Klasse beim Mathetest, doch plötzlich bekommen einige der Schüler nasse Füße: Von den Wänden, von der Decke und unter der Tür strömt Wasser ins Klassenzimmer, das bald überläuft wie eine Badewanne. Mittendrin eine Hexe, die sich die Wirkung ihres Zauberspruchs etwas anders vorgestellt hat

Die Szene stammt aus „Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch“ von 2009. Am Samstag sind bei der Kinderfilmuni der HFF „Konrad Wolf“ die Augen von über 100 Kindern darauf gerichtet. Das Besondere: Regisseur und Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky steht daneben und erklärt den jungen Filmfans zwischen neun und zwölf Jahren, mit welchen Tricks die Special-Effects des Films zustande kamen. „Die Klassenzimmer-Szene haben wir in einem Wellenbad gedreht, denn Studios sind ja nicht wasserdicht“, verrät der 51-Jährige. „Dabei haben wir das gesamte Klassenzimmer in einer Spezialkonstruktion per Kran langsam ins Wasser getaucht – alle Techniker und Mitarbeiter sind an dem Tag nur in Badehosen rumgelaufen.“

Den Österreicher, der 2008 für seinen Film „Die Fälscher“ mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde, haben seine Töchter auf Hexe Lilli gebracht: „Sie waren Fans der Bücher, und als man mich fragte, ob ich sie verfilmen möchte, haben die beiden mich davon überzeugt, dass das unbedingt notwendig ist.“

Die Kinder haben viele Fragen: „Warum nimmt man eigentlich Blau als Farbe für Blue-Screens?“, will ein Junge wissen. „Man nimmt immer Farben, die so nicht im Bild zu sehen sind“, sagt Ruzowitzky und zeigt auf den blauen Pullover des Fragestellers. „Wenn du mit diesem Pullover gefilmt würdest, würde man den Hintergrund darauf sehen und dein Kopf würde irgendwo in der Luft herumfliegen.“ Der Regisseur erklärt, dass Blau – oder Grün bei Green-Screens – kaum in der menschlichen Haut vorkommt. „Und wenn man ganz blaue oder grüne Augen hat?“, fragt ein Mädchen kritisch. Kein Problem, versichert Ruzowitzky: „So leuchtend blaue oder grüne Augen gibt es nur selten.“

In weiteren Filmausschnitten ist der böse, aber trottelige Magier Hieronymus zu sehen, der Hexe Lilli ein Zauberbuch abluchsen will und dabei nicht nur quer durchs Zimmer geschleudert wird, sondern dem am Ende auch noch eine ganze Toilette mit einem lauten „Klonk!“ auf den Kopf fällt. „Die war natürlich aus Schaumstoff“, erklärt Ruzowitzky, „aber durch den lauten Ton kommt es einem vor, als wäre es viel schwerer. Durch Töne kann man im Film viele solcher Schummeleien verstecken.“

Ein Junge hat Mitleid mit dem Schauspieler des Bösewichts: „Hat der Hieronymus Schmerzensgeld gekriegt, weil er dauernd verarscht wird?“ Ruzowitzky lächelt: „Nein, das gehört zum Beruf, Schauspieler machen das ganz gerne.“ Erstaunlicherweise betreffen die meisten Fragen eher simple Tricks – die dennoch verblüffen. In einer Szene etwa spricht ein Mops plötzlich wie ein Mensch – wie geht das? „Der Hund war trainiert, obwohl Möpse eher dumme Hunde sind“, meint Ruzowitzky, „man kann sie nicht so gut trainieren, aber sie sind lustiger. Wir haben ihm einfach was zu essen gegeben, und wenn er kaut, legt ein Schauspieler seine Stimme darüber – das hat sogar der Mops kapiert.“

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