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Mit Starkregen wie vor knapp vier Jahren, als es in der Yorckstraße zur Überflutung kam, müssen die Potsdamer nach Meinung der Klimaexperten künftig öfter rechnen.

© Manfred Thomas

Potsdam lässt lokales Klima erforschen: Wie das Klima unseren Alltag verändert

Wie sich die Landeshauptstadt auf den Klimawandel vorbereiten kann, daran arbeiten gerade Klima-Experten. Der Wandel hat aber nicht nur negative Folgen für Potsdam.

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Potsdam - Verkehrschaos wegen Frost wird es in den kommenden Jahrzehnten in Potsdam immer seltener geben, dafür muss sich die Stadt aber auf immer häufigeren Starkregen und mehrtägige Hitzewellen einstellen – und etwa im Gesundheitswesen oder bei der Kanalisation entsprechende Vorkehrungen treffen. Das sind einige der Vorhersagen und Schlussfolgerungen aus dem sogenannten Klimaanpassungskonzept für Potsdam, das eine Gruppe von zehn Wissenschaftlern von der Luftbild, Umwelt, Planung GmbH, dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und den Beratungsunternehmen Regiofutur und Projektkommunikation Hagenau seit einem knappen Jahr im Auftrag der Stadt erarbeitet. Ziel des Konzeptes ist es nicht nur, die globalen Klimaprognosen erstmals für das Potsdamer Stadtgebiet herunterzurechnen, sondern auch herauszuarbeiten, was die Klimaveränderungen für den Alltag in der Stadt bedeuten und wie sich Verwaltung, die städtischen Unternehmen und die Privatwirtschaft auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten können, erklärte der PIK-Wissenschaftler Fritz Reusswig am Donnerstag vor Journalisten. Das Konzept soll im März fertig sein und der Stadt übergeben werden.

Für die Prognosen haben die Wissenschaftler die zwölf derzeit gängigen Klimamodelle auf Potsdamer Gegebenheiten angewandt und die jeweiligen Vorhersagen für die nahe Zukunft – die Jahre 2031 bis 2060 – und die ferne Zukunft 2071 bis 2100 – zusammengestellt, so Reusswig. Starkregen zum Beispiel werde es in ferner Zukunft doppelt so oft geben wie heute – fallen derzeit an drei Tagen pro Jahr 16 Millimeter Regen und mehr, sind es dann sechs Tage. Extreme Hitzetage mit mehr als 30 Grad Celsius Lufttemperatur wird es schon in naher Zukunft doppelt so oft geben wie bisher – statt durchschnittlich sechs gibt es dann zwölf solcher Hitzetage im Jahr. In ferner Zukunft werden es sogar mehr als 18 Hitzetage pro Jahr sein. Trotzdem wird es nicht zwingend immer trockener: In Wintern und Frühjahren wird den Prognosen zufolge sogar mehr Niederschlag fallen als bislang.

Frühwarnsystem für Potsdam

Welche Auswirkungen solche Klimaveränderungen auf den Alltag in der Stadt haben, untersuchten die Wissenschaftler bei Workshops unter anderem mit Vertretern aus dem Gesundheitswesen, von Wasser- und Energieversorgung, der Tourismusbranche, Abfallwirtschaft und dem öffentlichen Nahverkehr. Extreme Hitze beispielsweise kann ein Problem für betagte Potsdamer werden, wie die Auswertung von Daten zu Temperaturen und zu Einsätzen der Krankenwagen ergaben, erklärte Reusswig. Darauf könne die Stadt beispielsweise mit einem Frühwarnsystem reagieren, an das Ärzte, Seniorenheime oder Apotheken angeschlossen sind – so könnte sichergestellt werden, dass ältere Potsdamer genügend trinken oder die Medikation entsprechend angepasst wird. Betroffen ist aber auch die Energieversorgung, wie sich herausstellte: Denn Trafostationen können sich bei einer bestimmten Hitzebelastung automatisch abschalten, erklärte Reusswig: „Eine Umrüstung ist aber möglich.“

Der Klimawandel habe für Potsdam aber nicht nur negative Folgen, betonte Gregor Weyer von der Luftbild, Umwelt, Planung GmbH. Mit steigenden Temperaturen werde sich das städtische Leben immer mehr in den öffentlichen Raum verlagern – wie in mediterranen Gegenden, sagt er voraus. Das sei für die Tourismusbranche gut. Aber auch darauf müsse die Stadtplanung reagieren.

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