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Landeshauptstadt: Wie das Mercure verschwinden kann

Rathaus: Stadtverordnete müssten Abriss zum Stadtentwicklungs-Ziel machen

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Innenstadt - Was sie tun müssten, um das Hotel Mercure aus der Potsdamer Mitte zu tilgen, haben die Stadtverordneten jetzt schwarz auf weiß: Auf Anfrage der Fraktionen von CDU und FDP hat das Rathaus in einem vierseitigen Papier erläutert, wie ein Abriss des zu DDR-Zeiten errichteten Plattenbaus möglich sein könnte. Die Vorlage steht heute auf der Tagesordnung des Stadtparlaments.

Das Fazit fällt dabei kurz aus. Die Stadtverordneten müssten zunächst die sogenannten Sanierungsziele für die Potsdamer Mitte konkretisieren. Dort ist bisher der Abriss des Hotels Mercure nicht vorgesehen, insbesondere weil die Stadtverordneten im Jahr 1999 die Vorstellung, das ehemalige Interhotel könnte in näherer Zukunft fallen, für unrealistisch befanden. Dass das Hotel nicht dorthin passt, wo es 1969 als Zeichen sozialistischer Baukunst eröffnet wurde, wurde jedoch auch 1999 schon festgestellt: „Maßstäblichkeit und der Standort im ehemaligen Lustgarten () sind an diesem Ort als äußerst problematisch einzustufen“, heißt es in einem damaligen Bericht.

Damit die Stadtverwaltung nun auf den Mercure-Abriss hinarbeiten könnte, so das aktuelle Rathaus-Papier, müsste dieser zunächst als Ziel feststehen. Darin liege der „Schlüssel für die Neuentwicklung des Standorts“, so die Verwaltung. Dafür empfiehlt sie ein sogenanntes Qualifizierungsverfahren, dessen erster Schritt ein Ideenwettbewerb wäre. Auch müsse dabei eine „gerechte Abwägung“ der Interessen erfolgen. Im Fall Mercure sind diese widerstreitend, was im Sommer Mäzen Hasso Plattner davon abbrachte, anstelle des Plattenbaus eine Kunsthalle zu errichten. Insbesondere die Linke setzt sich für einen Erhalt des Hotels ein, zumindest für die nächsten 20 Jahre. Zudem fehlt nun, da Plattner seine Kunsthalle am Jungfernsee bauen will, auch das Geld für einen Mercure-Abriss. 14 bis 15 Millionen Euro würde er insgesamt kosten, so die Schätzung. Dieses Geld habe weder die Stadt noch der Sanierungsträger Potsdam oder ein kommunales Unternehmen. Auch eine Finanzierung durch Spenden erscheint der Verwaltung fraglich. Als nicht ausgeschlossen bezeichnet sie allerdings ein „Interesse Dritter an dem Standort“. Hier könnte eine Chance liegen, die Finanzierung zu stemmen: Würden die Stadtverordneten das Mercure-Grundstück zum Verkauf an Privatinvestoren freigeben, würde immerhin der Erlös aus dem Grundstücksverkauf auf die Abrisskosten angerechnet werden.

Würde die Stadt versuchen, den Hotelbetreiber zu vertreiben, indem sie beispielsweise Sanierungen nicht mehr genehmigt, müsste sie Entschädigung zahlen. Auch bei einer Enteignung, die das Rathaus immerhin als Option erwähnt, wäre dies der Fall. SCH

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