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Homepage: Wie ein Sektkorken

Forscher des GFZ bohren Vulkane an, um ihre Eruptionen zu verstehen / Heute Sendung im ZDF

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Forscher des GFZ bohren Vulkane an, um ihre Eruptionen zu verstehen / Heute Sendung im ZDF Von Jan-Oliver Schütz In Japan einen Vulkan anbohren, in Kalifornien eine Bohrung durch ein Erdbebengebiet: Weltweit einzigartig sind die Projekte des Potsdamer Geoforschungszentrums (GFZ) und gefährlich klingen sie auch. Darin bemühen sich die Geologen um ein besseres Verständnis der Abläufe von Vulkanausbrüchen und Erdbeben. Die Sendung „Abenteuer Wissen“ des ZDF widmet diesen Projekten heute Abend einen Bericht. Der Unzen in Japan ist ein so genannter „grauer“ Vulkan. Sein Ausbruch ist weitaus gefährlicher als der eines „roten“ Vulkans, weil sich in seinem Inneren ein mächtiger Gasdruck aufbaut. Dieser staut sich zunächst unter der Magmadecke bis es zur Explosion kommt. Ähnlich wie bei einer geschüttelten Sektflasche die Kohlensäure den Korken herausschießen und den Sekt sprudeln lässt, fegt die pyroplastische Wolke mit einer hohen Geschwindigkeit über das Umland hinweg und verbrennt alles. Bei roten Vulkane, wie auf Hawaii strömt die Lava nur langsam aus. Der Unzen war zuletzt Mitte der neunziger Jahre aktiv. Zwar wissen die Forscher im Prinzip, wie es zu solchen Explosionen kommt, welche Prozesse sich im einzelnen jedoch abspielen, weiß noch niemand. „Ab einem bestimmten Druckbereich befinden sich die Gase nicht mehr in Lösung und schießen heraus“, erklärt Ulrich Harms, Projektmanager für internationale kontinentale Bohrungen beim GFZ. Man wolle verstehen, wie es zu dieser Freisetzung der Gase kommt. Im Labor oder am Computer lasse sich dies nur schwerlich untersuchen. Auch beim Beispiel der Sektflasche ist es die Kohlensäure, die sich durch das Schütteln der Flasche von der Flüssigkeit löst und unter dem Korken staut. Um Klarheit in diese Dinge zu bringen, wurde das GFZ mit Bohrungen beauftragt. In zwei Etappen wurde je zwei bis drei Monate gebohrt, zum Teil nur zehn Meter pro Tag. Insgesamt kam man so auf eine Bohrerlänge von 2000 Metern. Die ersten 800 Meter wurden senkrecht gebohrt, dann ging es in einem Winkel von etwa 45 Grad auf den Magmaförderschlot zu. Dort finden sich in der festen Magma die Gase. Indem sie die Gesteinproben analysieren, kommen die Forscher den Prozessen im inneren des Vulkans auf die Spur. Solch eine Vulkan-Bohrung hat es zuvor noch nie gegeben. Gefährlich sind die Bohrungen laut Harms nicht, denn der Unzen ist seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr aktiv. Ein weiteres Projekt des GFZ, ebenfalls in der ZDF-Sendung zu sehen, ist die Bohrung Parkfield in Kalifornien, der „selbst ernannten Erdbebenhauptstadt“, wie ZDF-Autor Jens Doumen erzählt. „In diesem 17-Seelendorf sieht es aus wie im Wilden Westen.“ Parkfield liegt im St. Andreasgraben zwischen Los Angeles und San Francisco. Dort geht es den Forschern darum, unterirdisch Sensoren anzubringen, mit denen über viele Jahre hinweg Erdbeben beobachtet werden können. Für gefährlich halten die Geologen auch das nicht, erzählt Doumen. Viel gefährlicher seien in dieser Region die Klapperschlangen. „Davon gibt es dort mehr als Menschen.“ Das ZDF zeigt die Sendung „Abenteuer Wissen“ heute um 22 Uhr 15.

Jan-Oliver Schütz

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