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Landeshauptstadt: Wie eine Familie

Serie „Unser Klub“: Im Jugendclub Nowawes treffen sich die jungen Leute vom Zentrum-Ost

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Wie eine Familie. So fühlt es sich an. Immer wieder kommen solche und ähnliche Worte, wenn die jungen Leute im Jugendclub Nowawes darüber reden sollen, warum sie so oft den bunten Flachbau am Humboldtring besuchen. An diesem Freitag sind gegen 19 Uhr rund ein Dutzend Jugendliche da, um hier den Abend zu verbringen. Sie spielen Dart oder Karten, quatschen. Ab und zu kauft jemand ein Bier am Tresen, vor der Tür stehen kleine Grüppchen und rauchen. Zwischendurch verschwinden immer “mal einige Besucher für kurze Zeit – die meisten haben es innerhalb der Plattenbauten von Zentrum-Ost nicht weit für einen kurzen Sprung nach Hause.

Einer der Gäste ist Ronny. Seit er elf Jahre alt ist, geht der junge Mann in den Club. Nun ist er 20 und leistet gerade seinen Zivildienst ab. Was er im Nowawes macht? „Freunde treffen, DVDs gucken, etwas trinken“ Seit einem Jahr ist er zudem einer von vier so genannten Clubräten, die von den Jugendlichen als Sprecher gewählt werden, wenn sie Fragen und Wünsche an die drei Mitarbeiter im Nowawes haben. „Vor drei Monaten haben wir erst zusammen renoviert“, sagt Ronny. Die Toilettenwände bekamen neue Farbe, der Tresen wurde aufgehübscht.

Von der Aktion erzählen auch Clubleiter Detlef Killat und seine Mitarbeiterin Beate Haschke. Und auch sie betonen – wie alle – immer wieder den familiären Charakter in ihrem Haus. „Wer ganz neu ist und allein hierher kommt, wird schon erst einmal ein wenig argwöhnisch betrachtet“, sagt Sozialarbeiterin Haschke, die gerade am Tresen bedient. Doch gebe sich das, die meisten neuen Gäste würden sich schnell „integrieren“. Also keine Probleme? Nein, kaum, sagt Killat. Schwierig sei es manchmal, mit den Eltern der jungen Leute ins Gespräch zu kommen. Und bei einer angemeldeten Veranstaltung habe es im vergangenen Jahr einmal einen Zwischenfall gegeben, mehr nicht. Natürlich höre er auch einmal „rechte oder linke Sprüche“ in dem Club – aber die allermeisten Jugendlichen im Nowawes seien politisch neutral. „Was aber außerhalb des Clubs passiert, entzieht sich meiner Kenntnis“, sagt Killat.

Dafür wollen die Sozialarbeiter im Club selber beraten, erzählt Beate Haschke: Bei Beziehungsproblemen, bei Fragen zur Ausbildung „Wir wollen da sein, wenn jemand nichts mit sich anzufangen weiß“, sagt sie. Und zählt die Dinge auf, die sonst noch im Nowawes angeboten werden: Tischtennis, Volleyball, ein Fernseher und ein Probenraum mit Instrumenten stehen zur Verfügung. Dazu gibt es Projekte: Ein Hauswirtschaftskurs zum Beispiel, aber auch Fahrten “raus in die Natur, als Gegensatz zu den Betonbauten des Stadtteils. Einmal im Jahr findet eine Clubfahrt statt, dazu kommen Themenpartys wie zum vergangenen Halloween-Fest. Doch setze für manche Vorhaben das eigene Budget durchaus Grenzen, sagt Killat – obwohl er im Gegensatz zu anderen Jugendclubs nicht klagen wolle. Wichtiger sei etwas anderes, so Killat: „Wir müssen die Angebote alle bezahlbar halten, weil die Jugendlichen hier nicht so viel Geld haben.“ Aktuell hat ein Modellbauprojekt begonnen, bei dem die jungen Leute Flugzeuge zusammensetzen und fliegen lassen.

Beim Projekt dabei ist auch David. Doch ist der Modellbau für den 23-Jährigen wohl nicht das Wichtigste am Nowawes. Täglich ist er hier, wie Ronny seit neun Jahren. „Hier kann man sich abends einfach mit seinen Freunden treffen“, sagt David. So geht es auch Ronny. Und noch einen Vorteil sieht der Junge an dem Club: „Im Gegensatz zu den Kneipen sind die Getränke hier billiger“. Sagt er und trinkt sein Bier. Henri Kramer

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