Landeshauptstadt: Wie eine Kirche
Neue Werkhalle für behinderte Menschen der Diakonie-Werkstätten gGmbH gestern eingeweiht
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Hermannswerder – Die Maschinen waren richtig schwer, erinnert sich René. Aber der 25-Jährige ist glücklich. Er steht vor einer Foto-Wand, auf der der Umzug der Metallwerkstatt in die neue Werkhalle dokumentiert wird. „Wir machen Scharniere, Steckbolzen für Krankenhausbetten, Matratzenhalter“, zählt René auf. In den vergangenen Wochen ist er mit seinen 23 Kollegen von der Metallwerkstatt für behinderte Menschen der Diakonie-Werkstätten gGmbH umgezogen – und hat beim Tragen geholfen. Gestern wurde der 1000-Quadratmeter-Neubau auf Hermannswerder eingeweiht.
Hier haben die riesigen Maschinen den Platz, den sie brauchen – ohne den Mitarbeitern Platz und Licht zu nehmen, wie es im alten Gebäude in der Tornowstraße der Fall war. „Dort war es ein bisschen klein“, erinnert sich René. „Extrem eng“, sagt Andreas Paetsch, der Leiter der Metallwerkstatt. Die Kosten für den Neubau – 1,7 Millionen Euro – hat der Verein Oberlinhaus getragen. Die Diakonie-Werkstätten sind ein 100-prozentiges Tochterunternehmen des Vereins.
Mit der Metallwerkstatt ist die Halle jedoch nur zur Hälfte belegt: In den anderen Teil sollen Gruppen zur Aktenvernichtung und Montage ziehen, erklärte Rüdiger van Leeuwen, Geschäftsführer der Diakonie-Werkstätten, gestern. In fünf Jahren soll dort eine Pulverbeschichtungsanlage – ein modernes Lackier-Gerät – eingebaut werden. In die leergezogenen Räume in der Tornowstraße wiederum soll die Fahrradwerkstatt einziehen. Der Container, in dem sie in den vergangenen Jahren untergebracht war, verschwinde nun.
Die Erweiterung sei notwendig geworden, weil die Diakonie-Werkstätten statt der ursprünglich geplanten 184 Plätze jetzt bereits 330 behinderte Menschen beschäftigen, so van Leeuwen. Neben Hermannswerder gibt es auch Werkstätten in der Leiterstraße in Babelsberg und in Michendorf.
Freude für die Arbeit wünschte gestern Andreas Koch, kaufmännischer Chef des Vereins Oberlinhaus. Pfarrer Matthias Fichtmüller, Vorstandsvorsitzender des Vereins, zog Parallelen zu einem Kirchenbau: „Hier passiert etwas, was auch in einer Kirche passiert“, erklärte er. Es kämen Leute zusammen, teilten ihr Leben und gingen sinnerfüllt nach Hause: „So gesehen ist eine Werkhalle auch eine Kirche.“
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