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Vernagelte Fenster und verrammelte Türen  vor der Wende waren viele Holländerhäuser zu Ruinen verkommen. Damit wollten sich Bürgerrechtler und Denkmalschützer nicht mehr abfinden.

© Andreas Klaer

Von Hella Dittfeld: Wie es einst aussah

Am 18. Oktober öffnet die Ausstellung über Wende-Zustand der Innenstadt

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Innenstadt - Unter hohem persönlichen Einsatz hatten die Potsdamer Michael Heinroth und Michael Zajons in den Jahren 1988/89 den schlimmen Zustand der Häuser in der Potsdamer Innenstadt und im Holländischen Viertel fotografiert und drei Videofilme gedreht. Von der Stasi durften sie sich dabei nicht erwischen lassen, denn die witterte überall Verrat und es drohten wegen subversiven Verhaltens Freiheitsstrafen. „Aber es ging alles gut“, erzählt die Bürgerrechtlerin Carola Stabe, „bis auf die Einmischung eines IM, der immer wieder versuchte, den Ton an der Video- Kamera abzudrehen.“ Die so entstandenen Fotos und erklärende Texte wurden auf 24 Tafeln zusammengefasst und noch vor der Wende 1989 unter dem Titel „Suchet der Stadt Bestes“ gezeigt.

Die Ausstellung soll nun noch einmal in der Benkertstraße 21in Ausschnitten präsentiert werden und den Vergleich ermöglichen, was sich in den 20 Jahren seit dem Mauerfall alles verändert hat. Dazu wird es am Eröffnungstag, am Sonntag den 18. Oktober, ab 10 Uhr einen Brunch auf der Kreuzung Behlert-/Mittelstraße geben unter dem Motto: Jeder bringt etwas mit und alle essen von allem. Gastronomen werden das Angebot auffüllen. Sie verlangen dann den Selbstkostenpreis.

Auf die Idee dieses Deja-vus kam Harald Dieckmann, der in der Kurfürstenstraße das Kleine Aparthotel führt. Carola Stabe übernahm die Verbindung zu den einstigen Ausstellungsmachern, von denen Michael Heinroth zur Eröffnung kommt. Auch das Gästebuch wird wieder ausliegen, so dass die nun schon historischen Eintragungen aus der Wendezeit durch eine neue Sicht auf die Dinge ergänzt werden können. Die 14-tägige Ausstellung wurde vor allem durch persönliches Engagement und ehrenamtlichen Einsatz möglich. So stellt zum Beispiel die Hausbesitzerin der Benkertstraße 21 den Ausstellungsraum kostenlos zur Verfügung. Gesucht werden aber noch freiwillige Helfer, die Aufsichten während der Öffnungszeit übernehmen. Dieckmann bittet auch darum, dass Besucher eigene Fotos und Erinnerungsstücke aus früheren Zeiten mitbringen. Die Dokumente werden in den Computer eingescannt und bleiben als Original beim Besitzer.

Die beiden Ausstellungsmacher Heinroth und Zajons konnten ihr Material in Zusammenarbeit mit den Vereinen Argus und Arche erstmalig im September 1989 in der Nikolaikirche zeigen. Später war es dann auch kurz im Kellermannhaus, in der Erlöserkirche und nach der Wende sogar in Westberlin zu sehen. Dazu lag immer das Gästebuch aus, dessen Einträge belegen, dass die Ausstellung großen Anklang fand und sich viele für die Rettung der Häuser in der zweiten barocken Stadterweiterung und im Holländischen Viertel aussprachen. Da das weitgehend gelungen ist, besteht der Plan, in einer anderen Schau den einstigen desolaten Zustand den neuen sanierten Ansichten gegenüberzustellen.

Die Ausstellung ist geöffnet vom 18. bis 31. Oktober von 12 bis 18 Uhr.

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