zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Wie Musik in den Ohren

Die Grundschule am Priesterweg will ihren Kindern und ganz Drewitz Europa näherbringen

Stand:

Europa hat sich der Grundschule am Priesterweg regelrecht aufgedrängt. Nach mehreren Opernprojekten mit der Kammerakademie musste ein neues Thema für die Zusammenarbeit mit den Musikern her. Nicht nur läuft derzeit die Europawoche, in die Schule im Stadtteil Drewitz kommen selbst Kinder aus 13 Nationen. „Mit der Vielzahl an Nationalitäten hat unsere Schule selbst einen europaähnlichen Charakter“, sagt Manuela Herrmann, stellvertretende Schulleiterin und Musiklehrerin.

Der Festtag, den die Schule am heutigen Donnerstag veranstaltet, ist aber gleichzeitig ein Glücksgriff: Denn wohl kaum lasse sich der Begriff Europa so schnell mit Leben füllen als über die Musik, sagt Nadin Schmolke. Sie ist Musikvermittlerin und Projektmanagerin der Kammerakademie. „Europa ist für die Kinder abstrakt“, sagt sie. „Aber beim Musizieren sind sie mittendrin.“

Der morgige 9. Mai vor 64 Jahren gilt als Geburtsstunde der Europäischen Union. An diesem Tag 1950 unterbreitete der französische Außenminister Robert Schumann den Vorschlag für ein vereintes Europa. Jährlich sollen sich bundesweit Schulen an der Europawoche beteiligen. Erstmals in ihrem neu sanierten Gebäude an der Oskar-Meßter-Straße veranstaltet nun die Schule einen Europa-Festtag auf ihrem Schulgelände. Im Schulunterricht dreht sich heute alles um Europa, am Nachmittag tritt das David-Orlowsky-Trio mit der Kammerakademie auf und spielt Klezmer-Musik. Auch die umliegenden Kitas sind beteiligt mit Ständen und Wettbewerben. Am Abend dann werden die Schüler selbst ihr einstudiertes Europa-Lied in verschiedenen Sprachen aufführen. „Für die Kinder ist das Erlebnis auf der Bühne ganz wichtig, dass sie die Früchte ihrer Arbeit ernten können“, sagt Schmolke.“ Auch wenn die Schule nicht am Pilotprojekt „inklusive Grundschule“ des Landes Brandenburg teilnimmt, viele Schüler hätten Förderbedarf, sagt Herrmann. Die Arbeit an den Projekten jenseits des klassischen Unterrichts sei für diese sehr wertvoll.

Die kontinuierliche Arbeit der Akademie in Drewitz trägt bereits Früchte. „Der Chor wächst stetig und die Kinder sprechen mich an, wenn sie mich im Schulgebäude sehen. Diese Art der kulturellen Bildung, die Schule und Kammerakademie seit einigen Jahren gestalten, richtet sich aber nicht nur an die Kinder der Schule. Den Europatag hat auch das Stadtteilzentrum Oskar mitorganisiert. Gedacht sei das Fest aber nicht nur für die Kinder der Schule, sondern für den gesamten Stadtteil, sagt Herrmann. Sie hofft auf zahlreiches Publikum, vor allem dass Eltern der Schüler kommen. Denn: „Es ist oft schwierig, an die Eltern heranzukommen.“ Einige von ihnen seien „sehr mit eigenen Problemen überfrachtet und dem Phlegma verfallen“.

Mit der Neu-Eröffnung im vergangenen Jahr sei aber ein Prozess losgetreten worden, der Schule und Elternhaus wieder stärker aneinander bindet. Gesprächsthema ist Europa aber zu Hause trotzdem nicht, sagen die Sechstklässler, die am Mittwochnachmittag für ihren Auftritt proben, einhellig. Auch ob die Eltern zur Europa-Wahl am 25. Mai gehen, wissen die Kinder nicht. Zumindest für die Schüler soll Europa kein Ein-Tages-Fest bleiben: „Wir wollen künftig mehr die Nationalitäten der Kinder wahrnehmen“, sagt Lehrerin Herrmann. Grit Weirauch

Grit Weirauch

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })