Kolumne: Etwas HELLA: Wie vermarktet man einen Markt?
Rechts ein Markt und links ein Markt, und mittendrin – das ist doch Quark – der Wochenmarkt, auf Ehre, schockt mit gähnender Leere.Gut, ich gebe zu, das ist ein Gedicht nach dem Motto: Reim dich oder ich fress dich, aber ich finde es ziemlich zutreffend, was die Marktlage in Potsdam betrifft.
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Rechts ein Markt und links ein Markt, und mittendrin – das ist doch Quark – der Wochenmarkt, auf Ehre, schockt mit gähnender Leere.
Gut, ich gebe zu, das ist ein Gedicht nach dem Motto: Reim dich oder ich fress dich, aber ich finde es ziemlich zutreffend, was die Marktlage in Potsdam betrifft. Und Markt meine ich da ganz wörtlich. Man sollte die Märkte nämlich zum Fressen gern haben, weil sie Frischeprodukte aus der Region anbieten und andere Leckereien dazu. Handtaschen und labberige Freizeitklamotten machen mich dagegen weniger froh.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht mir nicht um den Weihnachtsmarkt in der Brandenburger Straße, nicht um die Sonderweihnachtsmärkte an den Wochenenden, den polnischen, böhmischen und niederländischen. Ich mag sie alle. Ich bin sogar für die „Schwarzen Pieten“ und den Nikolaus auf einem weißen Pferd. Macht euch locker, Freunde. Auch das weiße Pferd ist nicht rassistisch gemeint. Es geht mir um den Wochenmarkt auf dem Bassinplatz. Täglich. Mit immer mehr Fehlstellen. Gähnende Leere sozusagen und Angebote, die eher in die Flucht treiben als Käufer anzuziehen. Partielles Markttreiben lockt dagegen immer wieder ein ganz spezielles Publikum an, ich denke da an die Flohmärkte im Lustgarten oder in den Bahnhofspassagen, die Antiquitäten in der Jägerstraße, aber auch Kunsthandwerk hier und da. Gerade hat eine junge Unternehmerin angekündigt, dass sie Markttage in Potsdam-West auf dem Rudolf-Tschäpe-Platz vor der Erlöserkirche organisieren will. Sie wird das sicher hinkriegen. Auch der Markt am Nauener Tor funktioniert ja recht gut. Wenn erst in der Teltower Vorstadt und Waldstadt gebaut wird, was das Zeug hält, kriegen wir vielleicht dort ebenfalls noch einen Markt und im Hafenbecken könnte ich mir einen Fischmarkt vorstellen. Natürlich nur von Zeit zu Zeit. Er kann auch weiter Hafenfest heißen.
Warum nur ist der mit vielen Fördermitteln hergerichtete Wochenmarkt auf dem Bassinplatz kein Renner? Weil er täglich geöffnet ist und im Winter nur wenig Grünzeug wächst? Weil ein Fluch darauf liegt, sodass er nicht einmal als Weihnachtsmarkterweiterung funktioniert hat? Oder weil er einfach nur schlecht vermarktet wird?
Gegen einen Fluch hilft nur Hexenkunst, gegen schlechte Vermarktung aber vielleicht mehr Engagement, eventuell sogar private Sachkunde?
Das Beste wäre natürlich, aus dem verkramten Wochenmarkt einen Parkplatz zu machen. Jede Förderbeschränkung läuft einmal aus. Dann wäre die komplette Auslastung sicher, niemand müsste sich um attraktives Markttreiben kümmern und das Geld würde in der Stadtkasse nur so klingeln. Vor einem Fluch brauchte sich niemand mehr zu fürchten, höchstens vor reichlich dicker Luft anstelle von gesundem Gemüse.
Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam
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