
© Andreas Klaer
Von Kay Grimmer: Wie versteht ein Computer ein Brettspiel?
52 Potsdamer Schüler erhalten in der Schülerakademie des Hasso-Plattner-Instituts Einblicke in die Welt der Informatik
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„Eigentlich wollte ich nur eine Datei in einem Spiel abändern.“ Das war der erste Kontakt von Jakob Reschke mit dem Informatik-Universum. Sein Vater, selbst Programmierer von Beruf, gab ihm ein paar Bücher und sagte: „Versuche es selbst.“ Er fand einen Weg, sein Computerproblem zu lösen. Damals war Jakob Reschke 13 Jahre alt. Heute ist der 18-jährige Helmholtz-Gymnasiast nicht nur erklärter Computerfan und Internet-Administrator an seiner Schule. Seit gestern gehört er auch zu den 52 Potsdamer Schülern, die einen Platz an der Schülerakademie am Hasso-Plattner-Institut (HPI) ergattern konnten. 80 Bewerbungen gab es insgesamt. Ausgewählt wurde nach Zeugnisdurchschnitt und Motivation.
Studentenmangel kennt das HPI nicht, es ist begehrt bei Schulabsolventen. Trotz allem sucht das Institut nach motiviertem Nachwuchs: „Wir wollen mehr Schüler für den großen IT-Bereich begeistern“, erklärt Professor Christoph Meinl, Direktor des HPI. So wurde nach mehreren Ferien-Camps nun die erste Schülerakademie gegründet. Das gesamte Schuljahr hindurch sollen 32 Mädchen und Jungen aus der Sekundarstufe I sowie 20 Jugendliche aus der Abiturstufe in mehreren Arbeitsgruppen verschiedene IT-Bereiche kennenlernen. Möglichst praxisnah werden die Aufgaben sein, kündigte der Koordinator der Schülerakademie, Ralf Wollowski, an. Und – das dürfte den Akademieteilnehmern sicherlich nicht ganz so gefallen – auch Hausaufgaben wird es für die Schüler geben.
Doch das Gros der Arbeit findet bei den Treffen in den HPI-Räumen statt. So sollen die Schüler bis zur 10. Klasse in zwei Arbeitsgruppen mit einer eigens für Kinder entwickelten Lernumgebung Computerspiele selbst programmieren. Auch die Messung und Verarbeitung von Umweltdaten wie Lichtintensität oder Erschütterung soll erklärt und in Versuchen ausprobiert werden.
Für die Sekundarstufe II sind die gestellten Ziele anspruchsvoller. Ein komplexes Brettspiel soll programmiert werden. Es geht darum zu verstehen, wie ein Computer die einzelnen Züge und das Ziel eines Spiels begreifen kann. Ferner sollen Handy-Applikationen wie die Ortung des Mobiltelefons programmiert werden. Betreut werden die Nachwuchs-Studenten bei den 14-täglichen Treffen sowohl von den wissenschaftlichen Mitarbeitern des HPI als auch von Studenten.
Die Schulen der teilnehmenden Schüler indes erhoffen sich „verwertbare Ideen für den Unterricht“, sagt Silvia Handke, Fachbereichsleiterin im Helmholtz-Gymnasium. Sie begleitet mit Kollegen vom Einstein- und vom Humboldt-Gymnasium sowie der Peter-Joseph-Lenné-Gesamtschule die Schülerakademie. „Endlich werden Nägel mit Köpfen gemacht. Sehr lange haben wir schon einen regelmäßigen Kontakt mit wissenschaftlichen Instituten in Potsdam gesucht.“ Oft sei das an organisatorischen Dingen gescheitert. „Dank der Unterstützung des brandenburgischen Bildungsministeriums hat diese fundierte Zusammenarbeit nun geklappt“, lobt Handke.
Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) sagte zur Eröffnung der HPI-Schülerakademie, dass solche Kooperationen zwischen Hochschulen und Schulen zeigen, welche Möglichkeiten auf die Abiturienten warten. Jakob Reschke weiß das schon ziemlich genau. Nicht umsonst hat er sich ausgerechnet für die HPI-Schülerakademie beworben. „Ich will auch einen Einblick in die Studienbedingungen bekommen“, sagt der 18-Jährige, der plant, hier sein Studium zu absolvieren.
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