
© Andreas Klaer
Von Peer Straube und Henri Kramer: Wieder Brandanschlag in Neu Fahrland
Täter zündeten fünf Autos an / Polizei vermutet Zusammenhang mit letztem Vorfall / CDU übt Kritik
- Henri Kramer
- Peer Straube
Stand:
Neu Fahrland ist offenbar zur Zielscheibe von Serienbrandstiftern geworden. Nachdem bereits vor einem Monat zwölf Autos angezündet wurden, brannte es in der Nacht zum Samstag abermals. Diesmal waren fünf Fahrzeuge betroffen, ein VW Fox brannte völlig aus, die anderen vier Wagen wurden beschädigt. Die Tat ereignete sich auf einem Parkplatz an der Bundesstraße 2 sowie in der angrenzenden Straße Am Rehweg. Wie bei dem Anschlag vor vier Wochen hatten die Täter Kohleanzünder auf die Reifen gelegt und in Brand gesetzt. Auch ein Papiercontainer ging in Flammen auf, ein benachbarter Schuppen wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Wie berichtet, hatten Unbekannte außerdem bereits im Mai versucht, vier Wagen abzufackeln, was aber misslungen war.
Die Potsdamer Polizei hatte nach dem Brandanschlag vor Monatsfrist die Ermittlungsgruppe „Neu Hainholz“ gebildet. Erkenntnisse zu Tätern und den Gründen der Anschläge gibt es aber offenbar bisher nicht. Einen linksextremistischen Hintergrund hatten die Ermittler zuletzt als wenig wahrscheinlich bezeichnet. Darauf hatte es keine Hinweise gegeben, Neu Fahrland liege sehr abgelegen und sei nicht als Aktionsgebiet von Linksextremisten bekannt. Außerdem lag bisher kein Bekennerschreiben vor und die Angriffe richteten sich nicht nur gegen Autos gehobener Klassen, so die Polizei. Unklar ist auch, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt, selbst gelangweilte Jugendliche kämen infrage.
Im Fokus stehen Vermutungen über einen lokalen Konflikt in der Eigenheimsiedlung oder einen Racheakt. In dem Ortsteil leben1400 Menschen, darunter viele aus Ost und West Zugezogene. Die Polizei hatte Anwohner nach dem ersten Anschlag in diese Richtung befragt und Zeugen gesucht. Ein Zusammenhang zwischen Brandanschlägen sei „nahe liegend“, sagte Polizeisprecher Mario Heinemann den PNN. Es werde aber „in alle Richtungen ermittelt“.
Die Neu Fahrländer zeigten sich am Wochenende geschockt. „Nach dem zweiten Anschlag mache ich mir schon Sorgen“, sagte Gaststätten-Inhaber Björn Franke, dessen Wagen „zum Glück“ nur beschädigt wurde. Der Dienstwagen seiner Lebensgefährtin Ilona Meyer dagegen ist komplett ausgebrannt. „Ich hoffe, dass die Polizei die Täter schnell erwischt“, sagte Meyer. Sie habe zur Tatzeit tief und fest geschlafen, sagte sie. Erst als die Feuerwehr eintraf, sei sie geweckt worden und habe sie ihr Auto „lichterloh brennen“ sehen.
„Die Bewohner sind verunsichert und verängstigt“, sagte Ortsvorsteher Hartmut Reiter (ANW) und übte zudem deutliche Kritik an der Arbeit der Ermittlungsgruppe. Die versprochene Kooperation mit den Einwohnern von Neu Fahrland „läuft überhaupt nicht“, sagte Reiter. Frage man dort nach dem Stand der Dinge, werde immer nur „abgewiegelt“. Ärger herrsche im Ortsteil auch darüber, dass es offenbar noch immer keine Erkenntnisse gibt. Bei den märkischen und Potsdamer Christdemokraten hat der Vorfall am Wochenende ebenfalls zu erhöhtem Puls geführt. Saskia Ludwig, CDU-Vizefraktionschefin im Landtag, ritt eine scharfe Attacke gegen Innenminister Rainer Speer (SPD) für seine Pläne, 3000 Stellen bei der Polizei abzubauen. Damit gebe er „die Straße für autonome Gruppen frei, die die Bürger mit ihren Gewaltexzessen terrorisieren“, sagte sie gestern. Neu Fahrland dürfe nicht zum „Brandenburger Pendant zum Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg werden“. Ludwig forderte, weiteren Anschlägen durch „starke Präsenz der Polizei vor Ort“ vorzubeugen.
Einen noch härteren Tonfall schlug Potsdams CDU-Kreisvizechef Steeven Bretz an. Offenbar gebe es in Potsdam „eine völlig neue Qualität und Dimension von Kriminalität“, sagte er und forderte Speer zum sofortigen Handeln auf: „Der wehrhafte Staat muss jetzt Gesicht zeigen.“ Die Täter müssten schnell gefunden und „mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft“ werden, forderte der CDU-Politiker.
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