
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Wieder Streit um Pflaster oder Asphalt
Stadt will Zufahrt zum St. Josefs-Krankenhaus erneuern – Hüneke protestiert
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Brandenburger Vorstadt - Die Stadt Potsdam hat einen neuen Pflasterstreit: Wie Stadtverwaltungsmitarbeiter Norbert Praetzel am Dienstagabend im Bauausschuss informierte, plant die Stadt, die Zufahrt zum St.-Josefs-Krankenhaus in der Zimmerstraße asphaltieren zu lassen. Saskia Hüneke (Bündnisgrüne), vehemente Verfechterin eines Erhalts der historischen Pflasterstraßen in Potsdam, reagierte geschockt: „Ich weiß nicht, was Sie da machen!“ Die Qualität der historischen Straßenräume werde in Potsdam zunehmend missachtet. Mit dem geplanten Vorgehen werde eine durchgängige, intakte Pflasterstraße durchbrochen, wogegen sie „entschiedenen Protest“ einlege. Die Pläne widersprechen Hüneke zufolge sowohl dem Stadtverordnetenbeschluss zur Bewahrung der historischen Pflasterstraßen Potsdams als auch der Gestaltungssatzung der Brandenburger Vorstadt. Am Ende der Ausschussdebatte sicherte Praetzel betreten zu, er werde „eine andere Vorgehensweise finden müssen“.
Besonders kritisierte die Stadtverordnete, dass sich Praetzel entgegen der genannten Festlegungen mit dem Oberbürgermeister, dem Land Brandenburg und dem St. Josefs-Krankenhaus über die Asphalt-Pläne verständigt habe. Die Asphaltierung einer 37 Meter langen Strecke der Zimmerstraße – vom Köhlerplatz bis zur Krankenhauseinfahrt – ist der Auftakt für eine Pflastersanierung in der Zimmerstraße. Dazu sollen Lehrlinge unter anderem aus Polen und der Schweiz eine Woche lang in einem vom Land Brandenburg unterstützten Projekt das Pflaster der Zimmerstraße erneuern. Die Asphaltierung der Krankenhaus-Zufahrt sei eine dafür notwendige Vorarbeit zur Baustelleneinrichtung, erläuterte Praetzel. Es sei wichtig, eine Firma im Vertrag zu haben, die zuerst die Zufahrt macht und später die Arbeiten beendet, die von den Lehrlingen in der einen Woche nicht geschafft werden.
Saskia Hüneke erklärte, für sie bleibe offen, warum das Lehrlings-Projekt und die Asphaltierung der Krankenhauszufahrt miteinander gekoppelt sind. Es blieb der Eindruck, dass das Pflasterprojekt mit den Lehrlingen der Bonbon sein sollte, mit dem der Pflaster-begeisterten Stadtverordneten die Asphaltierung schmackhaft gemacht werden sollte. Praetzel sprach in diesem Zusammenhang von Potsdam als der „Pflaster-Hauptstadt“.
Unterstützung erhielt Saskia Hüneke von Martina Engel-Fürstberger, der Vorsitzenden der FDP-Stadtfraktion. „Ich dränge auf eine andere Lösung“, erklärte Engel-Fürstberger. Potsdam habe mit seinem architektonischen und städtebaulichen Erbe „ein großes Geschenk bekommen“. Die Touristen kämen wegen des historischen Erscheinungsbildes der Stadt nach Potsdam – „von dem man die Straßen nicht ausklammern kann“, erläuterte die FDP-Politikerin.
Die zunehmende Asphaltierung von Wegen und Straßen ist in Potsdam mittlerweile ein Politikum ersten Ranges. Zuletzt hatte sich Matthias Klipp, Potsdams Baubeigeordneter und wie Saskia Hüneke Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen, bei den Potsdamern den Spitznamen „Asphalt-Klipp“ eingehandelt. Grund war die heiß umstrittene Sanierung des Mittelstreifens der Hegelallee im vergangenen Jahr, die von Klipp angeordnet wurde. Mehrmals liefen Potsdamer Bürger in den vergangenen Jahren Sturm zugunsten des Erhalts historischer Pflasterstraßen, zuletzt im Zuge der Sanierung der Mangerstraße.
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