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Von Jana Haase: Wiedersehen im Film

In „Vom Glück nur ein Schatten“ erzählte Uwe-Karsten Heye seine Familiengeschichte. Jetzt wird sie verfilmt

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Die Nervosität war groß, auf beiden Seiten. Für das Filmteam, das sich für „Vom Glück nur ein Schatten“ eines wahren Stoffes angenommen hat – und für den Mann, der diesen Stoff, die Geschichte seiner Familie, vorher aufs Papier gebracht hat: Uwe-Karsten Heye, Redenschreiber Willy Brandts und Regierungssprecher unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder. Der Wahlpotsdamer reagierte gestern auf einer Pressekonferenz zum Film sichtlich gerührt, nachdem erste Szenen gezeigt wurden. „Das war schon ein Wiedersehen im besten Sinne des Wortes“, sagte der 69-Jährige und bedankte sich bei dem Team um Regisseur Miguel Alexandre und Hauptdarstellerin Maria Furtwängler („Die Flucht“).

Gute Vorzeichen also für die Verfilmung der Familiengeschichte, die Ende 2010 als Zweiteiler im ZDF laufen soll. Gedreht wird noch bis Januar 2010 unter anderem in Berlin, Polen und auf dem Babelsberger Studiogelände.

In dem 2004 erschienenen Buch „Vom Glück nur ein Schatten“ beschrieb Heye den Lebensweg seiner Mutter Ursula – und die tragische Liebesgeschichte seiner Eltern, deren gemeinsames Glück nur kurz dauerte und in den Wirren der deutschen Geschichte zerrissen wurde: Klavierspielerin Ursula glaubte, ihren Mann im Krieg verloren zu haben – Bariton Wolfgang nahm an, seine Frau sei auf der Flucht aus Danzig gestorben. Ursula baute sich nach 1945 gleich zweimal eine neue Existenz auf: Erst in Rostock, dann - nach einer weiteren Flucht - in Mainz. Erst mehr als zwanzig Jahre später kam es zu einem Wiedersehen mit Wolfgang. Aber im Westdeutschland der Wirtschaftswunderjahre war es zu spät für ein glückliches Ende, das Paar fand nicht mehr zueinander.

Rund acht Millionen Euro lässt sich das ZDF die Adaption als Zweiteiler durch die Ufa-Tochter Teamworx jetzt kosten, sagte Produzent Nico Hoffmann. Er sieht in dem Projekt die Möglichkeit, „den großen Bogen deutscher Geschichte in einer einzigen Frauenfigur zu erzählen“. Maria Furtwängler, mit der er bereits für „Die Flucht“ zusammengearbeitet hatte, sei von Anfang an die Wunschbesetzung für die Hauptrolle gewesen.

Dass es eine reale Ursula gab, habe ihr bei der Vorbereitung allerdings „im Weg gestanden“, berichtete die Schauspielerin. „Wir wollten diese Frau für uns neu entdecken und entwickeln“, erzählt sie von der Arbeit mit Regisseur Alexandre und Drehbuchautor Thomas Kirchner.

Die ist offenbar geglückt: „In den Bildern habe ich nicht mehr Maria Furtwängler gesehen, sondern Ursula“, sagte Uwe-Karsten Heye gestern nach der Kurzvorschau. Es gehe ihm allerdings weniger um seine Familiengeschichte, sondern um exemplarische Zeitgeschichte, betont er: Der Lebensentwurf seiner Mutter rage „mitten hinein in deutsche Geschichte“. Anhand dieses Einzelschicksals könne Geschichte vor allem von Jugendlichen besser verstanden werden, „als wenn man sie mit Daten und Fakten vollstopft“. Heye hofft nun, dass der Film junge Menschen „interessiert, packt und sie mit einem Depot an Widerstandskraft ausstattet, damit sie nicht erneut diesen Rattenfängern hinterherlaufen“. Gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus engagiert er sich seit Jahren, etwa als Gründungsmitglied des Vereins „Gesicht zeigen!“.

Sein nächstes Projekt dürfte auch in Potsdam wieder für Aufsehen sorgen: Heye hat die Lebensgeschichte von Potsdams früherer Bezirksbürgermeisterin Brunhilde Hanke aufgeschrieben, sagte er gestern den PNN. „Damit wird viel über die DDR erzählt – und darüber, warum sie gescheitert ist“, so Heye. Das Buch soll auf der Leipziger Buchmesse im März 2010 vorgestellt werden.

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