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Landeshauptstadt: Wiener Walzer mit Preußens, Lennés und Knobelsdorffs

Gärtnerball, Landespresseball, Freiberuflerball – überall wurde am Wochenende das Tanzbein geschwungen. Die Stargäste begeisterten dabei mit alten Hits: Bernhard Brink und Gitte Haennig sangen 60er-Titel und brachten auch eine Kön

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Gärtnerball, Landespresseball, Freiberuflerball – überall wurde am Wochenende das Tanzbein geschwungen. Die Stargäste begeisterten dabei mit alten Hits: Bernhard Brink und Gitte Haennig sangen 60er-Titel und brachten auch eine Königliche Hoheit zum Mitwippen Den Reigen der Bälle hatte am Freitagabend ein Neuling eröffnet. Der Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde (VGS) wagte sich erstmals an solch ein aufwendiges Vorhaben. Doch die Kleingärtner ließen sich nicht lange bitten und füllten den Saal im Seminaris-Hotel bis auf den letzten Zentimeter. Das beeindruckte wohl auch Schlagersänger Bernhard Brink, der an die 20 Titel ohne Pause durchzog – das Publikum tanzte vom ersten bis zum letzten alle mit. Und auch die Zugaben, als der in diesem Jahr 30-jähriges Bühnenjubiläum feiernde Brink mit seinem Erfolgstitel aus den 70er Jahren („Liebe auf Zeit“) die Stimmung auf den Höhepunkt brachte. Bis weit nach Mitternacht sah man ihn im Foyer Autogramme schreiben. Abwechslung bot ein Gang durch die Flaniermeile, wo sorbische Volkskunst, böhmische Musik aus Marienbad und Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge geboten wurden. Dort vermissten die Gäste allerdings den angekündigten „König der Skispringer“ Jens Weißflog. Dafür begegneten sie aber einer Königlichen Hoheit, dem Urenkel des letzten deutschen Kaisers Michael Prinz von Preußen und seiner Gemahlin Brigitta. Der Prinz, der bis in die 90er Jahre auf Mallorca gelebt hatte und nun am Fuße der Hohenzollern-Burg in Hechingen Wohnsitz genommen hat, eröffnete mit einer Ansprache den Ball. E. Hohenstein Kaum zwölf Stunden später trug Seine Königliche Hoheit wieder Ball-Smoking, wieder im selben Hotel: Beim zwölften Landespresseball waren Michael Prinz von Preußen und Prinzessin Brigitta Ehrengäste. Trotzdem mutierte das Fest zum wenig spektakulären Tanz in den Wahltag, allerdings nur mit einseitiger politischer Beteiligung. Die angekündigten SPD-Minister Günter Baaske und Steffen Reiche ließen sich nicht blicken, Ministerpräsident Matthias Platzeck musste absagen, da – so die Organisatoren des Journalistenverbands – die Tochter seiner Lebensgefährtin mit 40 Grad Fieber ernsthaft krank war. Weil der einzige „Sozi“ im Ballsaal, Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs, sehr zum Leidwesen seiner Gattin Christine auch noch ein „notorisch schwacher Tänzer“ ist, gehörte das Parkett der CDU: Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns tanzte mit seiner Frau Andrea, die froh ist, dass ihr Mann als Minister diverse Bälle in seinem Terminkalender stehen hat. Schließlich gründete sie in der Heimat Frankfurt (Oder) einen Tanzsportverein und er sogar einen eigenen CDU-Ball. Seinen Lieblingstanz, den Wiener Walzer, teilt das Ehepaar Junghanns mit Justizministerin Barbara Richstein und ihrem Begleiter Peter Kurth. An Kondition mangelt es der Politikerin aus Falkensee, einer leidenschaftliche Marathonläuferin, jedenfalls nicht – auch im Wahlkampf. „Wir haben uns richtig ins Zeug gelegt und feiern morgen gleich weiter“, meinte sie und lag damit auf einer Linie mit CDU-Landeschef und Innenminister Jörg Schönbohm. „Wer viel arbeitet, kann auch feste feiern“, sagte er. Seinen Lieblingstanz wiederum teilt er mit dem Ministerpräsidenten: den Tango. Zwei sehr bekannte Namen fanden sich außerdem unter den rund 400 Gästen – Lenné und Knobelsdorff. Die Nachfahren der Potsdam prägenden Genies waren ebenfalls Ehrengäste, Anke Lenné-Plein war sogar aus Bonn zum Ball angereist. Der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné ist ihr fünffacher Ur-Onkel. Betrachtet sie sein Werk, „macht mich das schon stolz“, sagt die Floristmeisterin. Genauso geht es Ellen und Karl-Heinz von Knobelsdorff. Die Potsdamer haben die selben Vorfahren wie Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, alle zwei Jahre fahren der Schweißer und die Krankenschwester zum Familientag der rund hundert Nachfahren. Dass der Abend sich nicht zu sehr in die Länge zog, dafür sorgte ein weiterer Ehrengast. Schlagerlegende Gitte Haennig, die lange bewiesen hat, dass ihre eigentliche Herzensangelegenheit der Jazz ist, unterhielt mehr als eine Stunde mit Musik vom Feinsten. Länger als bis zur Ziehung der Tombolapreise um Mitternacht hielten es die meisten Ballgäste dann aber doch nicht aus. Der Erlös von rund 4000 Euro, aufgestockt von den Organisatoren auf 7500 Euro, geht an unverschuldet in Not geratene Journalisten und kommt Weihnachtsaktionen von Tageszeitungen zugute. S. Schicketanz „Dass unser Ball parallel zum Landespresseball stattfindet, ist etwas unglücklich gelaufen“, stellte Thomas Schmidt fest. Der Präsident des Landesverbands der Freien Berufe Brandenburg e.V. (LFB) war selbst einer der Organisatoren des ersten „Balls der Freiberufler des Landes Brandenburg“, der am Samstagabend ins Dorint Hotel einlud. Die Politprominenz blieb, auch aufgrund der zeitgleichen Konkurrenzveranstaltung, bei den Freiberuflern weitgehend aus. „Es wäre sicher für die Spitzenpolitiker möglich gewesen, kurz vorbeizukommen und ein Grußwort zu halten“, meinte Schmidt, von Beruf Zahnarzt, etwas enttäuscht. Als Erfolg wurde das Ereignis dennoch gewertet. Denn Politiker auf die Präsenz der Freiberufler hinzuweisen, war nicht die einzige Funktion des Balles: Die Einnahmen der Tombola, 2575 Euro, kommen dem Verein gegen Brustkrebs in Brandenburg zugute. Außerdem sollte natürlich getanzt werden. 370 Gäste amüsierten sich im Ballsaal, wo sogar „Que Sera Sera“ als Wiener Walzer durchging. Wichtig war den Freiberuflern außerdem eines: „Wir möchten eine Plattform schaffen für unsere Mitglieder, um abseits des Tagesgeschäfts ins Gespräch zu kommen“, sagte Mit-Organisator Hans-Jörg Wilsky. Unter dem Dach des LFB treffen sich 16 Verbände und Kammern, 14 500 Einzelmitglieder zählt der 1991 gegründete Verband. Dass ein Ball veranstaltet wird, ist bislang einmalig. „Brandenburg beschreitet wieder besonderes Terrain“, sagt Wilsky. Alle zwei bis drei Jahre soll der Ball künftig stattfinden, immer in Potsdam. Aber natürlich nicht parallel zum Landespresseball. G. Pitronaci

E. Hohenstein

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