
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Wieso die Sonne scheint
Ab Samstag neue Ausstellung in der Biosphäre
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Bornstedter Feld - Es dauert einen Moment, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen. Der schwere schwarze Vorhang lässt keinen Lichtstrahl in den runden Raum. In der Mitte steht eine Art Tisch, auf dem Lichtpunkte unentwegt rotieren. „Wir sind hier in der Mitte der Sonne“, sagt Ausstellungsmacherin Yvonne Leonard. Und sie erklärt auch, was man tun muss, um den für die Erde lebenswichtigen Stern so richtig „anzufeuern“. Die Helium- und Wasserstoffatome, durch die leuchtenden Punkte symbolisiert, müssen mit beiden Händen in kräftigen Wischbewegungen auf dem Tisch „zusammengefegt“ werden. Dann kommt es zur „Kernfusion“: Es zischt und knallt, Blitze auf der Tischplatte erhellen den finsteren Raum.
„Here comes the sun“ – so heißt eine Ausstellung, die ab heute in der Biosphäre Potsdam zu sehen ist. Anhand der 25 Exponate können Besucher noch bis zum 18. September im Foyer der Tropenhalle erkunden, warum die Sonne scheint, wieso das für die Erde so wichtig ist und wie Sonnenenergie noch besser genutzt werden könnte. Denn noch steht die glühende Kugel mit einem Durchmesser von 1,39 Millionen Kilometern für den kleinsten Teil der auf der Welt verbrauchten Energie, wie eine Übersichtstafel informiert: Während der Durchschnitterdenbürger im Jahr 2007 ganze 637 Kilogramm Erdöl – das entspricht 6833 Kilowattstunden – verheizte und 980 Kilogramm Kohle – 5205 Kilowattstunden – verpulverte, verbrauchte er Sonnenenergie nur für 0,7 Kilowattstunden.
Entstanden ist die Ausstellung, die sich an Kinder von 7 bis 13 Jahren wendet, im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2010 mit dem Schwerpunkt „Die Zukunft der Energie“. Konzipiert wurde sie in Zusammenarbeit von der Humboldt Universität Berlin und dem Berliner Kindermuseum „Neues Universum“ – zweisprachig in deutsch und türkisch.
Neben dem Foyer, wo der Hauptteil der Schau zu sehen ist, setzt sich das Sonnen-Thema aber auch in der Dschungel-Halle der Biosphäre fort: Dort erwartet die Besucher eine Art Wissensquiz zur Sonne. Die Antworten für die Fragen rund um den Feuerball sind über den Köpfen, auf gelben Sonnen-Bällen, nachzulesen. „Warum nehmen Reptilien gern ein Sonnenbad?“, wird da etwa gefragt.
Ob in der Biosphäre schon bald echte Reptilien ein Sonnenbad nehmen werden, ist weiter unklar. Wie berichtet will die französische Firmengruppe „Montparnasse 56“, die auch den Berliner Fernsehturm betreibt, die Tropenhalle übernehmen und daraus eine Krokodil-Farm machen – nach Vorbild der „La Ferme aux Crocodiles“ im französischen Pierrelatte im Rhônetal. Die Firmengruppe hatte sich Ende 2010 an der zweiten Ausschreibung für den Betrieb der Biosphäre beteiligt. Zum Stand des Verfahrens waren gestern aus dem Rathaus keine Informationen zu bekommen.
Die für die Bundesgartenschau 2001 errichtete Halle ist für die Stadt bekanntlich ein Zuschussgeschäft. Seit der Insolvenz des letzten Betreibers hat Potsdam Millionen in die Biosphäre gesteckt. Pro Jahr kostet der Betrieb die Stadt 1,3 Millionen Euro, 2009 wurden mit Nebenkosten knapp drei Millionen Euro gezahlt. jaha
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