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Harfe, Gitarre und Dudelsack. Das sind die Lieblingsinstrumente von Dietmar Frick, der zu Pfingsten das Ritterfest organisiert.

© jab

Landeshauptstadt: Wikinger mit Harfe

Zum siebten Mal organisiert der Musiker Dietmar Frick das Ritterfest im Volkspark

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Die Haare sind zu Zöpfen geflochten, der Vollbart ergraut langsam. Dietmar Frick sitzt im Café im Volkspark und bestellt einen Tee. Seine Erscheinung erinnert auf den ersten Blick an die eines Wikingers, hart nach außen, weich im Kern. Als Heimat bezeichnet er seinen Flecken Erde in Mecklenburg – und die Marktplätze, auf denen er unterwegs ist. Am Pfingstwochenende veranstaltet der 53-Jährige mit seiner Firma „Cocolorus Budenzauber“ wieder das Ritterfest im Volkspark, mehr als 50 Darsteller werden auf den Bühnen spielen. Es ist das siebte Fest dieser Art im Volkspark, dabei hatte Dietmar Frick mit Musik anfangs nichts am Hut.

Frick hatte an der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR gearbeitet. Er ist Mathematiker, eine trockene, pragmatische Wissenschaft eigentlich. In Dummerstorf bei Rostock war das Institut der DDR angesiedelt, doch Frick wollte mehr. Veränderung. Wie er dann zur Musik kam? Seine fünf Geschwister und die Eltern hätten Einfluss darauf gehabt, erzählt Frick. Er habe sich das Instrumentenspiel selbst beigebracht. Erst Gitarre, dann Dudelsack und Harfe. Angeheuert hat er beim Staatlichen Folkloreensemble der DDR, das allerdings nach der Wende abgewickelt wurde. In der neuen Zeit hätten Manager die talentierte Gruppe „auf Plastikbühnen verwurstet“, wie er heute sagt. Dabei seien sie Aushängeschild in der Vorwendezeit gewesen, bei Staatsempfängen aufgetreten und hätten live im Rundfunk gespielt. Doch irgendwann war Schluss. „Dann wollten sie uns eine ABM-Stelle geben“, sagt der Musiker. Nachdem sie erklärt bekamen, wie das funktioniert, haben sie „Nein“ gesagt und sich selbstständig gemacht. Solche Dinge lehne er aus Prinzip ab.

Heute ist das Veranstaltungs-Unternehmen „Cocolorus“, getragen von vielen Familienmitgliedern, erfolgreich in der Branche etabliert. Er organisiert Märkte, sein Sohn spielt im „Trio Schlüsselbund“ mit, sein Schwiegersohn baut Wikingerboote, von denen auch welche im Volkspark zu sehen sein werden, seine Nichten kommen mit ihrer Band aus Halle zu dem Potsdamer Spektakel. Er lädt sie alle ein. Wer sein Kreuzchen macht und zusagt, auf den vertraut er. Selbst wenn die Konkurrenz versucht, die Darsteller abzuwerben. Oder bestimmte Programmpunkte für das Ritterfest noch nicht fertig geworden sind. Frick erzählt die Dinge, als wären sie selbstverständlich. Er ist ein uriger Typ, dessen Hobby die Landwirtschaft ist. Auf seinem Hof in Rollenhagen bei Neustrelitz züchtet er alte Apfelsorten. Dort habe er sich eine Scheune ausgebaut. Führt er eine Art Aussteigerleben? Dazu fällt ihm eine Geschichte ein. Im Frühjahr habe er auf La Gomera bei einem Festival zwölf Konzerte mit einer seiner Musikgruppen gegeben. Geld wollte er dafür nicht haben, das sollten andere Musiker bekommen, die wirklich nichts haben, sagt er. Auf der Insel habe „Selbstverpflegermentalität“ geherrscht, „Hippiedasein“ – „Da sind wir nicht groß aufgefallen“, so Frick.

Mit Rittern hat er eigentlich nicht viel am Hut, noch heute sieht er sich als Musiker, nicht als Ritter für ein Mittelalterspektakel. Dennoch veranstaltet er das Ritterfest, mehr als 10 000 Besucher kamen im letzten Jahr. Die dafür nötigen Schau- Gruppen kommen auch aus Tschechien. Frick spielt lieber Instrumente. Er zeigt seine neue Harfe, eine keltische, wie er erklärt. Mehr als 3000 Euro hat ihn das Instrument gekostet, eine lohnende Investition, wie er findet. Und wenn ihn etwas stört, bastelt er manchmal selbst an Instrumenten rum, wie dem Dudelsack. „Da habe ich mir noch selbst Löcher reingesägt“, sagt er. Damit er ein paar mehr Töne auf dem Instrument spielen kann.

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