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Landeshauptstadt: Wilde Zeiten

Im Hof des Rathauses Babelsberg feierten gestern viele, viele Gäste 50 Jahre Kulturhaus

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So „wild“ und „irre“ wie damals war die Party gestern auf dem Hof des Babelsberger Kulturhauses nicht. Aber dafür umso „charmanter“, finden die Gäste Helga und Wolfgang Lasch. Während ein Dutzend Kinder ausgelassen zur Flamencomusik der Guitarreros hopsen und zappeln, erinnert sich das Paar am 50. Geburtstag des Rathauses Babelsberg an vergangene Zeiten, als das Kulturzentrum noch „Herbert Ritter“ hieß.

An Wodka, Fasching, Jazz und den „kleenen Eddy“, der erst „kulturpolitischer Mitarbeiter“ war und später zusammen mit Wolfgang Lasch hunderte Kinder in den vielen Kulturhäusern der DDR zum Lachen brachte – als Clownspaar Eddy und Locci. „Heimstudio“ war aber das Haus in Babelsberg. Hier sei er oft aufgetreten, so Locci. Auch gestern. Diesmal aber ohne Eddy, der jetzt als „Senior in Rente gegangen“ ist, sondern mit Tochter Katinka. „Sehr schön“ sei der Geburtstagsauftritt gewesen, die Kinder haben laut gelacht.

Bis in den Abend hinein war der Hof voller Menschen, meist rund 300 gleichzeitig. Ganz am Anfang war auch Oberbürgermeister Jann Jakobs dabei, der in seiner Rede versprach, sich für den Kulturstandort einzusetzen. Und auch Lasch findet: „Das Kulturhaus hier ist sehr wichtig und sollte auch wichtig bleiben.“ Dafür, dass sich dieser Wunsch erfüllt setzt sich Yvonne Pachl ein, die die Leitung des Rathauses Babelsberg im vergangenen Jahr übernommen hat.

Offenbar mit Erfolg, denn das Haus sei bis Ende des Jahres „komplett ausgebucht“, so Pachl. Neben Kulturveranstaltungen finden hier auch Kurse, Workshops und Seminare statt. Und auch die Kommunikation zwischen den verschiedenen Mietern im Haus, wie die Stadt-Spiel-Truppe, die Kunstschule oder der Hort der Arbeiterwohlfahrt, klappe nach einigen Anlaufschwierigkeiten gut, findet Pachl: „Wir sind alle eins geworden.“ Und so können sich die Geburtstagsgäste nicht nur die neuen Gemälde der Kunstschule im frisch sanierten Treppenhaus ansehen, sondern auch Werkstätten und Räume der Kulturträger. Sogar der Hort feiert mit. Dort schminken die Erzieher kleine Kinder zu Wildtieren.

Die Kulturhausleiterin hat während der Jubiläumsfeier kaum Zeit, sich selbst einmal auf ein Gespräch hinzusetzen. Überall gibt es etwas zu organisieren, jemanden zu begrüßen. Drei Monate hat sie das Fest vorbereitet, und nun ist sie sichtlich stolz auf das Ergebnis. Und die zufriedenen alten und jungen Gesichter scheinen ihr Recht zu geben. Besonders die Modenschau-Zeitreise von den 50er Jahren in die Gegenwart in Kostümen und Musik kam gut bei den Besuchern an: Anja Kozik hat die getanzte Show choreographiert.

Helga Lasch jedenfalls war begeistert von dem „frechen“ Programm. Ihr Mann Wolfgang freut vor allem auf Milan amko: Der Jazzer wird am späten Abend mit Zicke Schneider und anderen jazzen. Den Musiker kennen die Laschs auch noch von früher: „Der ist hier oft aufgetreten. Das erste Mal 1968, da begann im Rathaus Babelsberg die Musikreihe “Jazz am weißen Klavier““. Mittlerweile hat Yvonne Pachl die Musikabende wieder belebt – der nächste Termin der „Babelsberger Jazzreihe“ ist der 7. Oktober mit dem Duo Wallbrecht.

Juliane Wedemeyer

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