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Der 1909 errichtete Kaiserbahnhof in Potsdam-West wird heute als Führungsakademie der Deutschen Bahn genutzt. Bisher war er das einzige Welterbe-Gebäude Potsdams, das der Öffentlichkeit nicht zugänglich war.

© Andreas Klaer

Von Erhart Hohenstein: Willkommen im Kaiserbahnhof

Am 7. November lädt die Deutsche Bahn 380 PNN-Leser zu Führungen ein

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Potsdam-West - Der Potsdamer Kaiserbahnhof wird 100 Jahre alt – und endlich öffnet die Deutsche Bahn AG seine Türen: Am 7. November können zunächst 380 Leser der PNN in Gruppen das zum Welterbe zählende Baudenkmal besichtigen. Es wurde von der Bahn für 25 Millionen Euro saniert, zur Führungsakademie ausgebaut und ist als solche strengstens abgeschottet. Dass nun das Geheimnis des Kaiserbahnhofs gelüftet wird, dazu hat auch ein PNN-Bericht zum bevorstehenden 100. Jahrestag der Bahnhofs-Eröffnung beigetragen. In dem Beitrag wurde der Appell an die Bahn laut, zum Jubiläum die Türen zu öffnen.

Bereits mit Fertigstellung der Führungsakademie war in Potsdam kritisiert worden, dass der Kaiserbahnhof damit abgeriegelt bleibe. Der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn hatte Wünsche nach Tagen der offenen Tür oder ähnlichem jedoch immer abgelehnt. Die Nutzung zur Aus- und Weiterbildung von Topmanagern verbiete Besichtigungen. Der Lehrbetrieb dürfe nicht gestört werden, erklärte Mehdorn während der Eröffnung des sanierten Kaiserbahnhofs am 16. Juni 2005. Trotz einer Entschließung der Stadtverordnetenversammlung und der Intervention des Oberbürgermeisters hielt der Bahn-Vorstand bis über das Ende der Ära Mehdorn hinaus an dieser starren Haltung fest. Damit blieb der Kaiserbahnhof das einzige Gebäude des Potsdamer Welterbes, das der Öffentlichkeit unzugänglich war.

Die PNN-Leser, die am 7. November als erste Gelegenheit bekommen, den Kaiserbahnhof zu besichtigen, werden zunächst den nach originalem Vorbild mit Eichendecken und Wandpaneelen wieder hergerichteten Kaisersaal betreten. Er dient jetzt als Empfangsraum für die Kursteilnehmer. Im benachbarten Gefolgesaal befindet sich das akademieinterne Restaurant. In der Bahnhofshalle stehen zwei historische Bahnwaggons, der Salonwagen der Kaiserin Auguste Viktoria aus dem Jahr 1901 und ein preußischer Schnellzugwagen von 1912. Sie werden als Gruppenräume genutzt. Unter den Bahnhof wurden Seminarräume und ein Auditorium für 175 Zuhörer gebaut.

Im Auftrag von Kaiser Wilhelm II., der im Neuen Palais residierte, hatte Hofarchitekt Ernst Eberhard von Ihne den Kaiserbahnhof von 1904 bis 1909 errichtet. Die 325 Quadratmeter des eingeschossigen Empfangsgebäudes wurden vom „Kaisersaal“ und einem Wartesaal für das Gefolge eingenommen. Treppenanlagen führten zur höher gelegenen Bahnsteighalle. Nach dem Ende der Monarchie wurde der Bahnhof nur noch gelegentlich genutzt, so als im April 1921 der Sarg mit der im Exil verstorbenen vormaligen Kaiserin Auguste Viktoria hier eintraf. In der nationalsozialistischen Ära wurde der Bahnhof für militärische Zwecke verwendet, nach Kriegsende durch die Sowjetarmee für den Urlaubszug „Blauer Express“ nach Moskau. Seit 1952 fuhren keine Züge mehr, das Empfangsgebäude wurde von der Betriebsfachschule der Deutschen Reichsbahn, dann als Lager genutzt.

Nach der Wiedervereinigung gab es verschiedene Versuche, den Kaiserbahnhof zu sanieren und neu zu nutzen. 2003 entschloss sich die Bahn AG als Eigentümer, das stark verfallene Baudenkmal zu sanieren und auszubauen.

Erhart Hohenstein

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