Landeshauptstadt: „Willst du Lara einen Kuss geben?“
Von Kindertrauung bis OB-Audienz: Tag der offenen Tür fand großen Zuspruch
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Feierlich wie bei einer richtigen Trauung ging es am gestrigen zweiten Adventssonntag im Standesamt zu. Vor dem barocken Tisch, dem weltlichen „Traualtar“, saßen zwei Kinder: Lara und Michael. Die Standesbeamtin spulte das Ritual der Trauung ab. Das ging bis zum Ringetausch gut, doch als es ums Küssen ging, schüttelte Michael sehr bestimmt den Kopf. Gnädig neigte er dennoch der kleinen Lara die Wange hin, die ihn mit gespitzten Lippen einen Kuss draufdrückte.
So wie hier im Standesamt, war in allen Räumen der Besucherandrang groß; bei den Führungen durch das Gebäude fanden sich jeweils hunderte Interessierte ein. Anlass für den Tag der offenen Tür war das hundertjährige Bestehen des Hauses, das als Sitz der Provinzialverwaltung gebaut wurde. Kaiser Wilhelm II. ordnete seinen Bau, der nach Entwürfen von Paul Kieschke ausgeführt wurde, an. Seit 1952 dient das imposante Bauwerk als Sitz der Potsdamer Stadtverwaltung. Eine Ausstellung im Erdgeschoss lieferte hierzu die wichtigsten historischen Daten. Unter Glas waren die vergoldete silberne Amtskette der Magistratsmitglieder aus dem Jahre 1840 sowie die moderne Amtskette des Oberbürgermeisters, die noch aus der DDR-Zeit stammt, zu sehen. Neben dem großen Anhänger mit dem Stadtwappen enthält sie vier Silberplatten mit Relief-Darstellungen des Alten Rathauses, des Schlosses Sanssouci, des Einsteinturmes auf dem Telegrafenberg und der Stätte des Potsdamer Abkommens im Schloss Cecilienhof. Oberbürgermeister Jann Jakobs war den ganzen Tag präsent, um die Mittagszeit bot er gar einen Fototermin an, von dem allerdings nur wenige Besucher Gebrauch machten. Statt dessen wurde er mit Fragen bestürmt. „Hauptthema war das Stadtschloss“, sagte er.
Viele kleine Angebote zur Information nutzten die Rathaus-Besucher wie den Stand des Behinderten- und des Ausländerbeirates. Letzterer bot einen besonderen Service an: Interessenten konnten ihren Namen auf Russisch, Hebräisch oder Arabisch auf einen Weihnachtsbaum-Anhänger schreiben lassen.Nicht nur ältere Menschen, sondern auch viele junge Paare und Familien mit Kindern nutzten das bisher einmalige Angebot der Stadtverwaltung zum Tag der offenen Tür. Unter den Gästen befand sich die 87-jährige Charlotte Schäfer. Als Stenotypistin hatte sie am 1. November 1945 beim letzten Regierungspräsidenten eine Stellung bekommen. Stolz zeigte sie, die heute in der Waldstadt wohnt, ihre Einstellungsurkunde.Organisiert hatte den Tag der offenen der Bereich Marketing und Kommunikation. Die Beigeordneten und die Fraktionsvertreter standen für Fragen der Bürger zur Verfügung. Für den kulturellen Rahmen sorgten unter anderem der mit viel Beifall bedachte Kinderchor sowie die Blechbläser und das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Potsdam.
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