Landeshauptstadt: Windiges Kino, Wolfshunde und riskante Wege
Zweieinhalb Millionen Euro für neues Filmparkprogramm: 400000 Besucher würden Schatz glücklich machen
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Zweieinhalb Millionen Euro für neues Filmparkprogramm: 400000 Besucher würden Schatz glücklich machen Von Nicola Klusemann Babelsberg. Nach vierjährigem Stillstand wird endlich wieder in den Filmpark Babelsberg investiert. Für das neue Programm will Geschäftsführer Friedhelm Schatz bis zum Saisonstart am 3. April zweieinhalb Millionen Euro verbauen. Zu den Neuheiten gehören ein 4-D-Kino, ein Mittelalterspektakel mit echten Wölfen und Greifvögeln, eine Stuntshow, die sich mit neuem Konzept vom „Krach-Boom-Knall“ verabschiede sowie Original-Schloss Einstein-Sets. Damit, kündigte Schatz in seiner gestrigen Pressekonferenz an, wolle er eine Steigerung der Besucherzahl auf 400000 erreichen. „Das würde mich sehr glücklich machen.“ In der Saison 2003 hatte der Filmpark seinen Tiefststand erreicht und mit nur 350000 Besuchern abgeschlossen. Schon in diesem Jahr will der Filmparkchef, der im März vergangenen Jahres mit der Finanzhilfe vom Estrel-Hotel Berlin das Gelände vom Medienstadt-Betreiber Vivendi erwarb, schwarze Zahlen schreiben. Zum wirtschaftlichen Betreiben des Unternehmens gehört auch das leichte Anheben der Eintrittspreise. „Anpassung“, nennt Friedhelm Schatz das. Seit seinem Weggang 1999 seien die Preise nahezu unverändert geblieben. Und mit den neuen liege man im unteren Drittel der Preiskategorien deutscher Themenparks insgesamt. In der kommenden Saison zahlen Erwachsene in Babelsberg 17 (vorher 15), Kinder von vier bis 14 Jahre 12,50 Euro. Damit zieht der Filmpark mit seinem bayerischen Konkurrenten gleich. Bei der geführten Bavaria-Filmtour kostet ein Erwachsenen-Ticket ebenfalls 17 Euro, die Kinderkarte 14 Euro. Deutlich teurer sind da im Vergleich die Themenparks in Nordrhein-Westfalen: Movie-World Bottrop – 23 Euro für Erwachsene, 19 Euro für Kinder (von vier bis elf Jahren) oder Phantasialand in Brühl mit 24,50 Euro für Erwachsene und 19,50 Euro für Kinder. Ein Achterbahn- und Funpark wie die letzt genannten, das solle das Vergnügungsviertel der Babelsberger Medienstadt nie werden, betonte Geschäftsführer Schatz. Vielmehr wolle man immer die Studionähe thematisieren. So liest sich auch das Programm für die kommende Saison, das zunächst „nichts Gewaltiges“ enthalte, aber der Park werde frecher und bunter und das „Bewehrte klarer fokussiert“. Dazu gehöre auch die Einteilung des Parks in Themenbereiche, die so vielversprechende Titel tragen wie Mythos Babelsberg, Camelot oder Utopia. Dahinter verbergen sich beispielsweise eine Mittelaltershow mit Tieren aus der Filmtierschule Harsch und einer bespielbaren Hinrichtungsstätte, mehr wolle er nicht verraten, sagte Showregisseur Peter Wohlfeil. Auch die neue Stuntshow bleibt ein Geheimnis. Jongleur Chakku hantierte zwar mit kurzen Ketten verbundene Metallstöcke und zerschlug mehrere flammenzüngelnde Steinplatten, um einen Vorgeschmack zu geben. Aber ansonsten gab es nur Andeutungen: „ein großes Erlebnis, in einer neuen Stadt, die der Zuschauer über einen riskanten Weg betritt“, so Wohlfeil. „Mehr Spannung, weniger Krach, Boom, Knall“, ergänzt Action Unlimited production GmbH-Geschäftsführer Armin Sauer – sicherlich auch zur Freude der Nachbarschaft des Filmparks. Das Showscan-Action-Kino mit schüttelnden Sitzen werde jetzt ersetzt durch das neue 4-D-Kino, erzählt Friedhelm Schatz. Während bislang nur das Gleichgewicht strapaziert wurde, würden in der Halle mit Metropolis-Fassade nunmehr alle Sinne angesprochen. Rot-Grün-Brillen erzeugen Dreidimension, dazu pfeift der Wind und trägt Gerüche durch den Saal. „Das haut einen um“, erklärt der fast zwei Meter große Filmparkchef. Groß sind auch die Figuren, die die Flaniermeile durch das Vergnügungsviertel säumen. Marx & Co. in der „Straße der Giganten“sind Werke aus der Stukkateurwerkstatt von Studio Babelsberg. Den Meistern der Illusion werden die Filmparkbesucher außerdem in einer eigens gebauten Halle bei der Arbeit über die Schulter schauen können. Die Besucher hätten immer bedauert, dass ihnen dieser Blick verwehrt sei. Ebenso verboten ist das Zuschauen bei Dreharbeiten von in Babelsberger produzierten Kultserien. Auch das ändert sich. Der „Schloss Einstein“-Produzent, die Askania Media Filmproduktion GmbH, verlegt zwei Original-Sets der Kinder-Soap in die Halle 69 auf dem Parkgelände. Dort kann man beim Drehen zu sehen und auch mal selbst das Gefühl vor laufender Kamera ausprobieren. Und ein Erinnerungsfoto mitnehmen.
Nicola Klusemann
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